Konrad Zuse (1910-1995) gilt als Vater des Computers. Mit dem Modell Z3 gelang dem genialen Bauingenieur und Tüftler 1941 der Durchbruch.
1995 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk ausgezeichnet und starb im Dezember desselben Jahres mit 85 Jahren. 2003 wählten ihn die Zuschauer in einer Hitparade der größten Deutschen im ZDF auf Platz 15. Konrad Zuse gilt als Vater des Computers. Kritiker warfen ihm zeitlebens Scharlatanerie vor. Und die Rolle, die er im Dritten Reich spielte, muss offensichtlich noch erforscht werden. Darauf weisen die Veranstalter einer Sonderausstellung mit Dokumenten aus dem Nachlass Zuses im Deutschen Museum München hin. Ausstellung und Kolloquium machten eine nähere Beschäftigung mit dem Thema nötig, heißt es.
Zuse: Vom Mädchen-Gymnasium an die Technische Hochschule
Konrad Zuse zählt heute zu den großen Gestalten der deutschen Technikgeschichte. Geboren wurde der Sohn eines Postbeamten am 22. Juni 1910 in Berlin. Seine Mutter war die Nichte seines Vaters und Hausfrau. Zuse wuchs im ostpreußischen Braunsberg und im damals zu Schlesien gehörigen Hoyerswerda auf. Er besuchte ein Mädchen-Gymnasium. 1928 begann er an der Technischen Hochschule in Berlin das Studium des Bauingenieurwesens. 1935 machte er sein Diplom als Bauingenieur und arbeitete als Statiker in den Henschel-Flugzeugwerken. Weil ihm die zeitraubenden statischen Berechnungen ein Greuel waren, machte er sich Gedanken über eine Maschine, die ihm diese Arbeit abnehmen sollte. Der „eigenen Faulheit wegen“, wie er offen zugab.
Mit dem Computermodell Z3 schaffte Zuse den Durchbruch
Zwischen 1936 und 1938 baute er die erste funktionierende programmgesteuerte Rechenanlage im Dualsystem. Die Blechteile des zwei mal zwei Meter großen Monstrums hatte der passionierte Tüftler selbst zurechtgesägt. Das Konstrukt aus Blech, Kurbeln, Glasplatten und Programmwalzen nannte Zuse Z1. Es beinhaltet alle Bauteile, die bis heute moderne Computer aufweisen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Zuses Originalanlage zerstört. Ein Nachbau steht heute im Berliner Museum für Verkehr und Technik.
Erst 1941 gelang ihm mit dem Nachfolgemodell Z3 und der Unterstützung der „Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt“ der Durchbruch. Der Z3 galt als erster programmgesteuerter Rechenautomat und Vorläufer des modernen Computers. Das Gerät, das er am 12. Mai 1941 vorführte, war so groß wie drei Kühlschränke. Das Rechenwerk war mit 600 Relais ausgestattet, der Speicher mit über 1.800. Heute ist jeder Taschenrechner effektiver. Erstaunlich ist aber, dass der Korpus und die Grundprinzipien der überdimensionalen Rechenmaschine mit einem modernen Computer überein stimmen.
Langsam avancierte Konrad Zuse auch in der Öffentlichkeit zum Computerpionier
Aucn der Z3 wurde im Krieg zerstört. Der röhrenbestückte Z22 war der erste deutsche Elektronenrechner, der auch tatsächlich in Serie ging. Der Z22 und die Transistorversion Z23 eroberten ab 1958 die deutschen Universitäten. Jetzt erreichte Zuse zunehmendes Ansehen. Die Kritiker wurden ruhiger und mit dem Namen Konrad Zuse verband sich in der breiten Öffentlichkeit mehr und mehr der Begriff des ersten deutschen Computerpioniers.
Einen weiteren Begeisterungsschub bekam der begnadete Techniker, als die Mikrocomputer auf den Markt kamen. Nach neuesten Erkenntnissen baute Zuse den Z1 nach und verschaffte sich damit Einlass ins Berliner Technikmuseum. Seine letzte Erfindung war der höhenverstellbare Helixturm, der im Deutschen Museum in München steht.
Info: Sonderausstellung mit Original-Dokumenten aus dem Nachlass von Zuse im Deutschen Museum, München. Die Ausstellung ist bis zum 22. August 2010 täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.