Kurze Geschichte der klassischen Schreibgeräte. Der Kugelschreiber ist trotz Computer für jeden, der schreibt, ein Gegenstand des täglichen Bedarfs. Seine Vorgänger sind nahezu vergessen. Vom Federkiel zum Kugelschreiber
„Ich kratze mit dem Federkiel auf den gewalkten Lumpen“, heißt es bei Schiller, der so die Schreibtechnik seiner Zeit beschrieb. Lessing, Heine, Börne und alle anderen deutschsprachigen Klassiker waren auf Schreibfedern abonniert. Sandbüchsen, Federmesser und Gänsefedern zierten ihre hölzernen Schreibpulte.
Die alten Meister der Dichtkunst brachten ihre Werke handschriftlich zu Papier. Der Gänsekiel war vom siebten bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts das wichtigste Arbeitsmittel des Schriftstellers und zugleich der Gipfel der Modernität. Aufgrund des enormen Verbrauchs der Kiele – zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Deutschland etwa 50 Millionen Federkiele pro Jahr genutzt – versuchten Gläsbläser, haltbare Federn aus Glas zu entwickeln, die sich jedoch nicht durchsetzen konnten.
Stahlfedern verdrängten den Gänsekiel
Im Gegensatz zum bettelarmen Schiller war Geheimrat Goethe ein karrierebewusster Typ, der es schnell zu Vermögen brachte. Goethe konnte es sich damit leisten, Schreibern zu diktieren und sich eines persönlichen Sekretärs zu bedienen. Seine Erfahrungen mit dieser Schreibtechnik veröffentlichte er 1820 in einem Aufsatz über Hör-, Schreib- und Druckfehler. Darin gibt der Altmeister Beispiele für Schreibfehler, die meist aus unsauberem Diktat resultieren. Wer mit Diktiergeräten arbeitet, weiß aus Erfahrung, wie schnell ein „Gabelstapler“ zum „Kabelstapel“ mutiert und aus „liegt“ „lügt“ wird.
Stahlfedern, seit 1803 in England fabrikmäßig hergestellt, verdrängten im Laufe der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts den Gänsekiel. In Deutschland konnten sie sich nur schwer durchsetzen. So lässt Thomas Mann in seinem poetischen Gesellschaftsroman „Buddenbrooks“ Konsul Johann Buddenbrook zu einer Gänsefeder greifen, die dieser in ein schweres Tintenfass aus Metall taucht. Nachher streute er Goldsand über das beschriebene Papier.
Füller lösten Federn ab
Die Schreibfedern wurden von ausgeklügelt konstruierten Füllfederhaltern abgelöst. Deutsche Schulmeister verschmähten noch in den fünfziger Jahren diese mechanischen Wunderwerke und quälten die ihnen anvertrauten ABC-Schützen mit Kreide, Tafel, Schwämmchen sowie mit stählernen Soennecken-Stahlfedern, Tusche und den unvermeidlichen Federtaschen.
Tintenfüller gaben im deutschen Pennäleralltag nur ein kurzes Gastspiel als kaum klecksende Patronenfüller, bevor sie sich zugunsten der Kugelschreiber und Filzstifte verabschiedeten. Heute genießen noble Kolbenfüller, allerdings mehr aus ästhetischen als aus Nützlichkeitserwägungen, ein Comeback als edle Prestigeobjekte. Sie degenerierten vom praktischen Schreibgerät zum Sammelobjekt und Statussymbol.
Die Erfindung des Kugelschreibers
1928 entwickelte die Firma Rotring den Tintenkuli. Dieser verfügte statt einer Schreibfeder über ein Stahlröhrchen mit einem beweglichen Stahlstift, durch das in stets gleicher Stärke die Tinte floss. Umgangssprachlich wurde aus diesem Gerät der Kuli, mit dem heutzutage der Kugelschreiber bezeichnet wird.
Beim Kugelschreiber nun wird eine Tintenpaste aus einer speziellen Mine über eine sich drehende Kugel aus hartem keramischem Material abgegeben. Zum Schutz wird diese Mine durch eine Feder- oder Drehmechanik im Inneren des Schreibgeräts versenkt. Als eigentlicher Erfinder des Kugelschreibers gilt der Ungar László Jószsef Biró, dem 1938 ein Patent erteilt wurde. In Großbritannien wird das Gerät heute noch nach seinem Erfinder „biro“ genannt.
Doch erst in den 1960er Jahren löste der preiswert herzustellende Kugelschreiber den Füllfederhalter ab. Dessen Stellung wiederum wird vom Filzstift bedrängt. Dabei handelt es sich um ein Schreibgerät, dessen Mine mit Tinte gefülltes Fasermaterial enthält.
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