Carl Benz entwickelte 1885 den ersten selbstfahrenden Motorwagen. Carl Friedrich Benz wurde am 25. November 1844 als Sohn eines Lokomotivführers in Mühlheim bei Karlsruhe geboren. Er studierte am Karlsruher Polytechnikum und arbeitete anschließend als Maschinenbauer. Mit 27 Jahren machte Benz sich in Mühlheim selbstständig. Von 1877 bis 1878 entstand in seiner mechanischen Werkstatt ein erster Zweitakt-Gasmotor. Seiner Überzeugung nach gehörte dem Verbrennungsmotor als wirtschaftliche Alternative zur Dampfmaschine die Zukunft.
Für den Zweitakter entschied er sich, weil das Viertaktsystem der Firma Otto & Langen in Deutz patentrechtlich geschützt war. Allerdings eignete sich seine Erfindung nur für stationäre Zwecke und nicht für den mobilen Einsatz in einem Motorfahrzeug. Benz hatte sich seit Langem mit dem Gedanken beschäftigt, ein solches Fahrzeug zu bauen. Doch dafür benötigte er einen schnell laufenden Viertaktmotor, der zwar einerseits leicht war, andererseits aber dennoch genügend Leistung lieferte. Erst nachdem die Otto-Patente aufgrund verschiedener Einwände für nichtig erklärt worden waren, begann Benz mit der Konstruktion. Er baute jedoch nicht nur einen Viertaktmotor, sondern auch den Wagen dazu.
Bertha Benz unternahm mit ihren beiden Söhnen die erste Fernreise der Automobil-Geschichte
1885 wurde das Motor-Velociped fertiggestellt. Es hatte drei Drahtspeichenräder (hinten zwei große, vorne ein kleines) und wies alle Eigenschaften auf, die ein Automobil brauchte. Der liegend eingebaute Verbrennungsmotor im Heck wurde mit Ligroin oder einer anderen leicht vergasbaren Flüssigkeit betrieben. Der Einzylinder arbeitete nach dem Viertaktprinzip, hatte gesteuerte Ventile und leistete 0,6 bis 0,7 PS bei 300 bis 400 U/min. Der Kurbeltrieb lag offen, um eine bessere Kühlung aller Bauteile zu gewährleisten.
Die guten Erfahrungen, die Benz mit seinem ersten Fahrzeug machte, veranlassten ihn bald dazu, einen leistungsstärkeren Motor zu bauen. Dieser hatte eine Leistung von 2 PS bei 500 U/min. Dafür erhielt Carl Benz auf der „Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung 1888“ in München die höchste Auszeichnung, eine Goldmedaille. Im gleichen Jahr unternahm seine Frau Betha mit dem Modell jene legendäre Fahrt, die als erste Fernreise in die Geschichte des Automobils eingehen sollte.
Begleitet wurde sie auf der 180 Kilometer langen Strecke von Mannheim nach Pforzheim und zurück von ihren beiden Söhnen Eugen (15) und Richard (13). Eine Bergfahrt, die auf der Strecke zu bewältigen war, erwies sich als ziemlich gefährlich. Die ledernen Bremsbeläge nutzten sich sehr schnell ab. Deshalb mussten die drei Reisenden mehrmals beim Schuster anhalten, um neue Bremsbeläge zu besorgen. Der Ausflug hatte auch ein praktische Ergebnis. Carl Benz ließ sich von seinen Söhnen überzeugen, dass das Fahrzeug für Bergfahrten untermotorisiert war. Auf Empfehlung von Eugen und Richard fügte er einen weiteren Gang hinzu.
Der Benz Victoria legte die Strecke von Paris nach Rouen ohne Pannen zurück
1893 ließ sich Carl Benz eine Lenkvorrichtung für einen vierrädrigen Motorwagen patentieren. Nun konnte er den Schritt vom dreirädrigen zum vierrädrigen Wagen vollziehen. Zwei Jahre zuvor war bereits ein Versuchsmodell mit 3 PS entstanden. Sein Schwungrad bewegte sich nun nicht mehr horizontal, sondern vertikal, und der schiebergesteuerte Gaseinlass war durch ein automatisches Saugventil ersetzt worden, das sich beim Niedergehen des Kolbens durch Unterdruck öffnete. Der „Benz Victoria“ sah wie eine Pferdekutsche aus. Allerdings hatte er eine Achsschenkellenkung und statt einer Deichsel mit Pferden, einen Motor.
Baron Theodor von Liebig unternahm im Juli 1894 eine Reise, die ihn von Reichenberg in Böhmen über Mannheim nach Reims führte. Zur gleichen Zeit beteiligte sich Emile Roger mit einem Benz Victoria an der ersten Straßenwettfahrt der Welt, die für Automobile ausgeschrieben war. Sie führte von Paris nach Rouen. Roger legte die 126 km lange Strecke ohne Pannen zurück. Diese Erfolge ermutigten Benz, sich mit einer Neukonstruktion zu beschäftigen.
Und so entstand der Benz Velo, ein kleiner, leichter 1,5-PS-Wagen, der nur 2000 Mark kostete. Er wog knapp 280 kg und erreichte eine Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. In den Jahren 1894 bis 1902 wurden nicht weniger als 1200 Exemplare gebaut. Zeitgleich entstand der Phaeton mit einem 6 PS leistenden Motor, der stark genug war, um acht Personen zu befördern. Doch all diese Erfolge konnten nicht verhindern, dass Benz den Druck der Konkurrenz zu spüren bekam. Schließlich führte die schlechte wirtschaftliche Situation zu einer Fusion der Automobilfirmen Benz und Daimler.
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