Sie legte einen weiten Weg zurück: Vom Hellsehen zum Heilen. Verschiedene hypnotische Techniken wurden von Anbeginn durch Menschen genutzt. Als therapeutisches Verfahren erlangte die Hypnose erst im 20. Jahrhundert die Anerkennung.
Schon die alten Ägypter kannten die Hypnose und verwendeten sie fürs Hellsehen. Die Naturvölker tanzten sich von Anbeginn – und tun es auch heute noch – in die Trance ein. Sie nutzten wie eh und je instinktiv hypnotische Techniken, um Dämonen zu vertreiben.
Das tat auch Pfarrer Johann Joseph Gaßner im 18. Jahrhundert. Als er den Dämon in der Gestalt des Teufels wegjagte, merkte er, dass auch das körperliche Leid wie Kopfschmerzen verschwand. Er schrieb diese Wirkung selbstverständlich den himmlischen Mächten zu.
Mit Eisen auf Patienten
Der deutsche Arzt, Franz Anton Mesmer (1734 – 1815) war vom animalischen Magnetismus überzeugt: Die Welt und alle Organismen sollte ein universales Fluidum durchfluten. Eine Krankheit beeinträchtigte das Gleichgewicht im Körper. Um die Harmonie wieder herzustellen, setzte Mesmer Magnetfelder ein und griff auch zu den Eisenstäben. Gewöhnlich aber nutzte er seine Hände. Er strich den Patienten vom Kopf zum Bauch oder zu den Füßen. Über dem Körper gleitend berührte er den Patienten nicht.
Seine Kollegen vom Fach äußerten scharfe Kritik. Die schadete ihm nicht. Der Andrang nach seiner Behandlung war so groß, dass er Massen-Seancen veranstaltete.
Irrtum mit dem Namen
James Braid (1795 – 1860) gilt als Urheber des Namens. Sein Verständnis der Hypnose war minimalistisch. Für ihn glich sie dem Schlaf: Die Konzentration auf einen Reiz (wie Schmerz) verursachte die Ermüdung des entsprechenden Nervs. Als Folge kam der „partielle Schlaf“, wobei die sinnliche Wahrnehmung ausgeschaltet wurde.
Aus diesem Missverständnis heraus taufte Braid das Phänomen nach dem griechischen Gott des Schlafes Hypnos.
Von der Ablehnung bis zur Begeisterung
Sigmund Freud (1856 – 1939) erkannte die Hypnose als Weg zum Unbewussten und nutzte sie als therapeutisches Mittel. Bis sich eine Patientin – aus der Hypnose erwacht – ihm um den Hals warf. Geistesgegenwärtig erkannte er, dass sie lediglich in der Trance geweckte Gefühle auf ihn übertragen hatte. Er lehnte später diese Methode zu Gunsten der bewussten Analyse ganz ab.
Für den amerikanischen Psychiater Milton H. Erickson (1901 – 1980) dagegen bedeutet Hypnose eine Lebensmission. Er gestaltete diese Therapie auf die subjektive Realität des Patienten um und griff auf die im Unbewussten verborgenen Ressourcen zurück.
Show und Heilung
In Shows wird gerne die spektakuläre kataleptische Brücke vorgeführt. Eine hypnotisierte Person folgt den Anweisungen des Hypnotiseurs und erstarrt wie ein Brett. Nur an Kopf und Füßen gestützt, „baut“ sie dann zwischen zwei Stühlen eine feste Brücke.
Obwohl der Schatten der Scharlatanerie die Hypnose nicht loslässt, ist sie als unterstützendes Verfahren in Praxen und Kliniken weit verbreitet. Besonders hilft sie bei der Schmerzbekämpfung. Manche Wissenschaftler schreiben dies der ablenkenden Wirkung der Hypnose zu. Auf andere Gedanken gebracht, vergessen die Patienten ihre Schmerzen.
Dieses oft phantastisch wirkende Phänomen eignet sich angeblich am besten für Phantasten. Ihre eigene Phantasie – die Vorstellungskraft gepaart mit hoher Empfindlichkeit – macht sie leicht hypnotisierbar.