Die Antibabypille wurde von dem österreichisch-amerikanischen Biochemiker Carl Djerassi entwickelt. Djerassi gehörte zu einem Team von Wissenschaftlern, das in den 1950er Jahren an der Synthese von Progesteron, einem weiblichen Geschlechtshormon, arbeitete. Die Antibabypille basiert auf dieser Synthese und wurde erstmals im Jahr 1960 von der Firma Searle unter dem Namen „Enovid“ auf den Markt gebracht. Djerassi und sein Team erhielten für ihre Arbeit mehrere Auszeichnungen, darunter auch den Nobelpreis. Die Antibabypille gilt als eine der wichtigsten Errungenschaften der modernen Medizin und hat die sexuelle und reproduktive Freiheit von Millionen von Frauen auf der ganzen Welt ermöglicht.
Am 23. Juni 1960 kam sie in Amerika unter dem Namen „Enovid“ auf den Markt. Mit ihr sollte sich der Traum erfüllen, die Fortpflanzung und den Geschlechtstrieb noch leichter voneinander trennen zu können. Dies war zwar bereits vorher möglich, jedoch sehr viel komplizierter zu bewerkstelligen.
Die Entdeckung der Sexualhormone
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Sexualhormone entdeckt. Die Erkenntnis, dass man mit ihnen das Heranreifen weiterer Eizellen blockieren könne, führte zur ersten künstlichen Herstellung des Hormons Östrogen im Jahre 1938.
In der Studienphase der Pille nahmen sie bereits eine halbe Millionen Frauen ein, bis 1964 waren es dann vier Millionen Frauen. Heute nehmen sie rund 200 Millionen Frauen weltweit ein, weitere 200 Millionen würden sich den Zugang zu dem Verhütungsmittel wünschen. Würde man diesen Frauen die Einnahme der Pille ermöglichen, gäbe es jedes Jahr circa 50 Millionen ungewollte Schwangerschaften weniger, was mindestens 150 000 Frauen das Leben retten würde.
Die Anti-Baby-Pille als Droge
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde maßgeblich von der Pille mitgeprägt. Sie galt als erste „Lifestyle-Droge“. Trotzdem erfüllten sich nicht alle Hoffnungen der Wissenschaft. Die Befürworter des Verhütungsmittels gingen davon aus, dass man mit der Pille so gut wie alle sozialen und politischen Probleme lösen könne, besonders das Problem der wachsenden Weltbevölkerung. Dies war ein Irrtum, aber zumindest in den Industrienationen verbesserte sich die Situation. Die Mütter wurden älter, da sich viele Mädchen auf Beruf und Karriere konzentrieren konnten, ohne wegen einer ungewollten Schwangerschaft ihre schulische Laufbahn abbrechen zu müssen. Besonders in den europäischen Staaten gilt aber heute das Spätgebären und der dazugehörende Geburtenrückgang als ein großes Problem.
Die Pille hatte von Anfang an viele Gegner. Einige Männer hatten die Befürchtung, dass ihre Frauen aufgrund der Pille sexuell untreu würden. Die katholische Kirche glaubt bis heute, die Pille befördere den Geschlechtsverkehr vor der Ehe. Aus diesem Grund wurde sie anfangs auch nur an verheiratete Frauen mit mehreren Kindern abgegeben. Ärzte warnen bis heute vor massiven Nebenwirkungen, die sich in Übelkeit, Gewichtszunahme, Blutungen und Thrombose ausschlagen können. Raucherinnen zum Beispiel, die regelmäßig die Pille einnehmen, haben ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in jungen Jahren zu erleiden.
Die Verantwortung der Verhütung liegt bei den Frauen
Doch Fakt ist auch, dass bis heute eher die Frau für die Verhütung verantwortlich ist. Die „Pille für den Mann“ wird wissenschaftlich nicht weiterverfolgt und die Forschung dafür wurde eingestellt. Jedoch wählen immer mehr junge Menschen eine sinnvollere Doppelstrategie: die Kombination aus Pille und Kondom. Sowohl eine ungewollte Schwangerschaft als auch eine Ansteckung mit dem HIV-Virus oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten werden so verhindert.