Wer erfand Horoskope

horoskope

Horoskope – die Sterne lügen nicht. Oder doch? Die Sehnsucht, einen Blick in die Zukunft zu werfen, ist uralt. Alles Wissenwertes rund um das Thema Horoskope. Immer wenn ein Jahr zu Ende geht, haben Horoskope Hochkonjunktur. Astrologen geben Prognosen für das kommende Jahr. Inwieweit sie sich dabei auf die Konstellation der Gestirne verlassen oder vielmehr aus allen Facetten des Hier und Jetzt eine Aussage stricken, bleibt ein offenes Geheimnis. Was bei uns mehr oder weniger der Unterhaltung dient, ist weit von dem entfernt, was Weissagung einst bedeutete.

Von Priestern, Astrologen und Astronomen

Im Altertum gehörte die Vorausschau auf das Kommende unmittelbar zum täglichen Leben, ja es sicherte oft das Überleben, wenn nur gewisse Vorkehrungen rechtzeitig getroffen wurden. Diese Aufgabe nahmen die Priester wahr, welche sich zahlreicher Orakel bedienten, um den Willen der Götter zu erforschen, in deren Händen alles Sein lag. Aus dem Zustand der Eingeweide von Opfertieren oder dem Flug der Vögel (Auspizien) wurden wichtige Schlüsse gezogen, die jedoch häufig die Erwartungen des Auftraggebers widerspiegelten. Verlässlicher erschien daher die Deutung der Himmelskörper bzw. der Figuren, die diese bildeten (Auguren). Die Sonne, von der alles Leben abhängt, war in allen Ur-Religionen der Menschheit das Zentrum der Verehrung. Ihre Stellung am Firmament im Lauf der Jahreszeiten wurde genau beobachtet und berechnet. Etliche archaische Monumente wie Stonehenge in England oder die Externsteine in Westfalen, welche die Sommersonnenwende markieren, zeugen von der genauen Beobachtung des Himmels, wobei auch dem Stand des Mondes und der Sterne eine große Bedeutung beigemessen wurde. Im Laufe der Jahrtausende entwickelten sich daraus die Astronomie und die Astrologie. Rein rationell die eine, magisch die andere. Wobei die Unterschiede anfangs fließend waren, bevor der Magie allmählich ein größerer Stellenwert als der Mathematik zukam.

Die Tierkreiszeichen

Aus irdischer Perspektive erscheint es, als umkreise die Sonne die Erde vor dem Fixsternhimmel. Sterne, welche sie auf ihrer Bahn passiert, wurden schon in der Frühzeit von Astronomen zu Sternbildern geordnet, den Tierkreisen (Zodiak). Zwar sind diese unterschiedlich groß, wurden jedoch in zwölf gleiche Segmente geteilt, der leichteren Rechnung halber. Dieser Einteilung unterwerfen sich bis auf den heutigen Tag alle Freunde des „Stundensehens“ (Horoskop) und der Esoterik.

Uralte Zeugnisse

Wie eng die Beobachtung der Himmelskörper mit dem täglichen Leben in Verbindung stand, belegen Funde aus dem Zweistromland (Mesopotamien). 4.000 Tontäfelchen aus der Zeit von 669 bis 626 v. Chr. enthalten Voraussagen auf die Zukunft anhand der Konstellation der Gestirne: die Omen aus der Sammlung des Königs Assurbanipal. Astronomie und Astrologie lagen damals wohl in einer Hand. Mit wechselnder Bedeutung der Naturwissenschaften drifteten aber beide Bereiche immer weiter auseinander. Gleichwohl erstellte Johannes Kepler (1571 – 1630), welcher als bedeutender Astronom bekannt ist, für Privatpersonen Horoskope. Obwohl Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543), Galileo Galilei (1564 – 1642), Tycho Brahe (1546 – 1601) und Kepler durch ihre Forschungsarbeiten das damals vorherrschende Weltbild revolutionierten und entmystifizierten, was der Glaube an die Macht der Sterne trotz tiefer christlicher Überzeugung ungebrochen. Der Feldherr Wallenstein (1583 – 1634), der zeitweilig den Verlauf des Dreißigjährigen Krieges dominierte, zog in keine Schlacht, ohne zuvor seinen Leibarzt und Astrologen Giovanni Seni befragt zu haben.

Astrologie heute

Obwohl in unserer aufgeklärten Zeit jeder weiß, dass die Sterne nicht lügen, weil sie keinen Einfluss auf das Leben Einzelner haben, ist die Astrologie immer noch von großer Bedeutung. Sie dient bei ihren Anhängern als psychologische Methode zur Selbstfindung. Selbst ernsthafte Wissenschaftler beschäftigen sich – wenn auch mit einiger Skepsis – mit dem Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Planetenkonstellation. Zahlreiche Untersuchungen zur Frage, inwiefern die Stellung der Gestirne zur Stunde der Geburt die spätere Persönlichkeit und den Lebensweg bestimmt, laufen jedoch ins Leere. Auch aus den exakt berechneten Horoskopen bekannter Persönlichkeiten haben Astrologen nur wenige für diese evidente Charaktermerkmale herausfinden können.

Das Geheimnis liegt im Allgemeinen

Dass sich viele Horoskopgläubige in ihren Charakterbeschreibungen wiedererkennen, liegt an ihrer Beliebigkeit. Positive Merkmale werden dankbar aufgegriffen, Negatives wird überlesen, besonders dann, wenn es sich um ein ganz persönliches Horoskop handelt. Dies belegt ein Versuch des Franzosen Michel Gauquelin von 1979, welcher für 150 Probanden ein angeblich eigens für diese errechnetes Horoskop erstellte. Alle Personen erhielten allerdings das gleiche Ergebnis. 141 Menschen waren über die treffende Charakterisierung begeistert. Das verschickte Horoskop war freilich aus den Geburtsdaten eines Massenmörders errechnet worden.

Religionsersatz

Unbeeindruckt von solchen Überlegungen wächst die Zahl derjenigen, die ihr persönliches Schicksal mit den Milliarden Gestirnen des Universums in Verbindung zu bringen suchen. Das Weltverständnis derer, welche ihr Sein gern mystifizieren, gedeiht besonders in einer Gesellschaft, in der die Bindung an die Kirche schwindet. Die Frage, ob das Leben Zufall oder Bestimmung ist, stellt eine Geisteshaltung dar, welche die Menschheit immer bewegen wird.

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