Die Geschichte der Chemie. Die Entwicklung der Chemie.
Die Grundlagen der Chemie wurden bereits vor 5000 Jahren von den Ägyptern und Griechen entwickelt. Der Ursprung des Wortes „Chemie“ stammt vom griechischen „chyma“, was soviel wie „der Metallfluss“ bedeutet. Anderen Quellen zufolge war es im alten Ägypten die Bezeichnung für die fruchtbare, vom Schlamm schwarzgefärbte Erde an den Ufern des Nils. Aber auch das Schwarze im Menschenauge wurde von den Ägyptern „Chemia“ genannt. Trotzdem liegt in dieser doppelten Bedeutung des Wortes kein Widerspruch. Chemie als Begriff für fruchtbare Erde sollte verdeutlichen, dass diese Wissenschaft hilfreich für den Menschen ist. Das Schwarze im Auge war das Sinnbild für das Geheimnisvolle in der Chemie.
Fast alles, was man heute über die Frühzeit der Chemie weiß, stammt aus den Aufzeichnungen der alten Ägypter. Allerdings war sie damals noch eine Geheimwissenschaft, mit der sich nur wenige Auserwählte beschäftigen durften. Die Priester hatten in ihren Tempeln Laboratorien aufgebaut, in denen sie neue Chemikalien zum Einbalsamieren der Pharaonen und anderer hochgestellter Toter produzierten. Aber auch Gifte zum Beseitigen von Konkurrenten mischte man dort zusammen. Die Rezepte und Erkenntnisse waren streng geheim und wurden nur von Lehrern an ausgewählte Schüler weitergegeben.
Die Ägypter gewannen Farbstoffe aus Pflanzen und Purpurschnecken
Im 3. Jahrtausend vor Beginn der Zeitrechnung wussten die Ägypter bereits, wie man durch den chemischen Prozess der Gärung Bier und Wein herstellte. Auch bei der Entwicklung von Mittel zur Empfängnisverhütung waren sie Experten. Zudem verstanden sie es, Kalk und Ton zu brennen, um so dauerhafte Baumaterialien herzustellen. Die Edelmetalle Gold, Silber, Kupfer, Bronze und ab etwa 1000 vor Christus auch Eisen waren ihnen bekannt.
Sie konnten Glas herstellen und gewannen Farbstoffe aus Pflanzen und Purpurschnecken. Ägyptische Schmiede wussten genau, in welchem Verhältnis man Zinn und Kupfer mischen musste, um Bronze zu erhalten (80 – 94 Prozent Kupfer, der Rest Zinn). Aber warum aus diesen beiden Materialien Bronze entstand, darüber machten sie sich keine Gedanken.
Damit beschäftigten sich erst die griechischen Naturphilosophen ab dem 7. Jahrhundert vor Christus. Allerdings taten sie dies nicht durch Experimente, sondern nur durch logisches Denken. Die Schlussfolgerungen, die von einigen der griechischen Denker dabei gemacht wurden, kamen der Wirklichkeit schon sehr nahe. Bereits um 400 vor Christus stellte Demokrit eine erstaunliche Theorie auf. Sie besagte, dass die gesamte Materie aus winzigen Teilchen besteht, die er „Atome“ nannte. Diese Teilchen seien unteilbar, unzerstörbar, undurchdringbar, ewig und bestünden alle aus dem gleichen Urstoff. Allerdings behaupteten Demokrit und seine Anhänger auch, dass die Atome (griechisch: atomos = unteilbar) unterschiedliche Größen und Formen hätten. Außerdem seien sie unterschiedlich schwer. Damit erklärte der Naturphilosoph die verschiedenen Eigenschaften der Materie.
Aristoteles glaubte, dass alle Materie aus einem bestimmten Urstoff besteht
Mit seiner Vorstellung von Atomen als Grundbausteine der Materie hatte Demokrit auch fast recht. Doch zu seiner Zeit wurde die Atom-Theorie heftig kritisiert. Vor allem an dem Begriff „unteilbar“ stießen sich viele Philosophen, denn solange ein Ding eine Ausdehnung hat, muss es, zumindest in der Theorie, teilbar sein. Ein unteilbarer Gegenstand dürfte deshalb keine Ausdehnung haben, sei also ein Nichts. Da Materie jedoch existiert, könne sie nicht aus Stoffen aufgebaut sein, die nicht vorhanden sind.
So ganz unrecht hatten Demokrits Kritiker natürlich nicht. Aber erst 1938 gelang es, Atome tatsächlich zu spalten. Eine andere Theorie fand bei den alten Griechen viel mehr Beachtung. Entwickelt wurde sie von den beiden Philosophen Empedokles (490 – 430 vor Christus) und Aristoteles (384 -322 vor Christus). Auch Aristoteles war der Ansicht, dass alle Materie aus einem bestimmten Urstoff besteht. Dazu kämen die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde mit den Eigenschaften warm, feucht, trocken und kalt. Außerdem war er davon überzeugt, dass die verschiedenen Erscheinungsformen der Materie durch unterschiedliche Mischungen der vier Elemente mit dem Urstoff (Protyl) verursacht würden.
Obwohl Aristoteles‘ Vorstellung weiter von der Wirklichkeit entfernt war, als die Atom-Theorie Demokrits, überdauerte sie mehr als ein Jahrtausend. Und sie führte zu dem Irrtum, dass man durch verschiedene Mischungen der vier Elemente einen Grundstoff beliebig in andere verwandeln könne. So sei es beispielsweise möglich, Gold aus Blei oder Quecksilber herzustellen, vorausgesetzt, man verfüge über die richtigen Zutaten. Dieser Umstand war es denn auch, der die Chemie bis ins späte Mittelalter beeinflusste.