Wer erfand Zahnersatz – wer hat Zahnersatz erfunden

Zahnersatz

Geschichte der Implantologie. Künstliche Zahnwurzeln aus Knochen, Titan, Zirkondioxid. Die orale Implantologie hat eine lange Geschichte. Bereits in der Zeit vom 6. bis zum 4. Jahrhundert vor Christi versuchten die Etrusker, verloren gegangene Zähne zu ersetzen. Sie verwendeten dafür Tierzähne oder Knochen, die sie zu Zähnen schnitzten. Fixiert wurden sie mit Goldbändern, die an den Pfeilerzähnen befestigt wurden.

Die Ägypter und die Phönizier setzten geschnitzte Zähne aus Elfenbein ein und banden diese mit Golddrähten an den benachbarten Zähnen fest. Ähnlich gingen die Araber vor, zum Befestigen verwendeten sie Rosshaare oder Silberdrähte. Die Maya in Mexiko hämmerten zahnförmige Halbedelsteine in das leere Zahnfach.

Die ersten Porzellanzähne

Ende des 18. Jahrhunderts gab es erste Porzellangebisse. Der französische Apotheker Alexis Duchâteau stellte zusammen mit dem französischen Zahnarzt Nicolas Dubois de Chémant im Jahre 1774 die ersten Porzellanzähne her. Im Jahr 1785 stellte der New Yorker Zahnarzt John Greenwood ebenfalls Zahnersatz auf Porzellanbasis vor. Am 9. März 1822 wurde dem New Yorker Charles M. Graham ein US-Patent bewilligt für seine Erfindung einer Verbesserung im Aufbau künstlicher Zähne. Erst im 19. Jahrhundert ermöglichte der Rohstoff Kautschuk die Herstellung funktionierenden Zahnersatzes, der auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich war. Heute bestehen ersetzte Zähne zumeist aus Kunststoff oder Keramik-Materialien. Zahnersatz aus Kautschuk wird aufgrund der mit der Zeit steigenden Sprödigkeit und der porösen Oberfläche sowie der mäßigen Zahnfleisch-Ästhetik nicht mehr verwendet. Bekannte Prothetiker haben spezielle Verfahren entwickelt, um zu einem bestmöglichen Ergebnis zu kommen. Hierzu gehören Albert Gerber, Alfred Gysi, Alexander Gutowski und Arne Lauritzen.

Immer wieder versuchten Mediziner, Zähne zu replantieren. Nennenswerte Fortschritte wurden dabei nicht erzielt. Wohlhabende Engländer praktizierten im 18. Jahrhundert eine Methode, die bald in Verruf geriet: Sie kauften jungen Menschen ihre Zähne ab, um sie bei sich einsetzen zu lassen.

1807 beschrieben Magiolo und Jourdan detailliert, wie sie ein kegelförmiges Goldröhrchen in eine leere Vertiefung des Kieferknochens verankern wollten. An der Spitze mit einer vierarmigen, federnden Kralle fixiert, sollte am Goldröhrchen ein Stiftzahn befestigt werden. Das Experiment der beiden schlug fehl, ebenso wie andere Versuche im 19. Jahrhundert.

1939: Das Geburtsjahr

Nach all den Misserfolgen setzte Strock an der Harvard Universität 1939 den Grundstein der modernen zahnärztlichen Implantologie. Er veränderte das Design der Implantate, gab ihnen eine der Holzschraube sehr ähnliche Gewindeform und verwendete eine Chrom-Kobalt-Molybdän-Legierung. Fünf Jahre später verfeinerte Formiggini die Idee von Strock. Er entwickelte eine Schraube, die nach ihm benannt wurde. 1962 empfahl der Mediziner Scialom Nadelimplantate mit zwei oder drei Beinen, oder mit einer ganzen „Nadelstraße“. 1974 wurden die Nadelimplantate von Pruin verfeinert.

Titan

Große Fortschritte kennzeichneten die Implantologie der 1960er und frühen 1970er Jahre. Tramonte (1965) verbesserte die Schraubenimplantate, Linkow (1968) und Heinrich (1971) kreierten flache, blattförmige Implantate, die Extensionsimplantate. Sie werden nicht gesteckt oder geschraubt, sondern in einem schmalen Schlitz im Kiefer versenkt. Ein neuer Werkstoff wurde verwendet: Titan. Das ist ein leichtes, dehnbares Übergangsmetall, das sich als biokompatibel erweist – es bleibt dauerhaft in Kontakt mit den körpereigenen Zellen und löst nur selten allergische Reaktionen aus.

Das Branemark-Implantatsystem

Branemark entwickelte ein Implantatsystem mit einer Schraube aus Reintitan, das bis heute -in modifzierter Form – verwendet wird. 1969 etablierte Branemark den Begriff „Osseointegration“, den er immer weiter verfeinert. 1984 versteht er darunter den direkten Kontakt zwischen dem lebenden Knochen und der Oberfläche eines Implantats. Titan, so Branemark, sei das Material, das perfekt „osseointegriert“.

In den letzten Jahrzehnten wurde die Implantologie stetig weiter entwickelt. Weltweit gibt es derzeit über 250 Implantation-Systeme, mehr als 100 sind im deutschsprachigen Raum gebräuchlich. Bis auf drei Systeme bestehen alle aus Titan.

Neu: Keramik-Implantate aus Zirkondioxid

Ganzheitlich spezialisierte Zahnärzte verwenden in jüngster Zeit vermehrt metallfreie Keramik-Implantate aus Zirkondioxid. Denn Metalle, so ihr Konsens, beinträchtigen die Abwehrzellen: Metallionen wandern ab und lagern sich in Lymphknoten, im Lungengewebe und Milz ein. Und aus Sicht der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) belasten Metalle die Meridiane. Zirkondioxid ist ein extrem biokompatibles Material von hoher Biege- und Bruchfestigkeit. Langzeitstudien zur Osseointegration von Zirkondioxid stehen kurz vor dem Abschluss. Positive Ergebnisse werden erwartet.

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