Die Entstehung der Aerocars. Moulton B. Taylor bekam als erster Konstrukteur für seinen Aerocar eine Fluggenehmigung.
Eines der spektakulärsten Fahrzeuge der Filmgeschichte war zweifellos Scaramangas flugtauglicher Wagen in dem James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Auch wenn die Vorstellung eines fliegenden Autos auf den ersten Blick ziemlich fantastisch anmuten mag, so ist sie doch keine Erfindung der Drehbuchautoren. Gebaut wurde so ein Aerocar von dem ehemaligen US-Air-Force-Piloten und Flugzeugkonstrukteur Moulton B. Taylor (1921 – 1995). Vor ihm waren bereits viele andere Erfinder auf die Idee gekommen, ein flugtaugliches Auto zu bauen, um dann bei der Civil Aeronautics Administration im U.S. Department of Commerce eine Fluggenehmigung zu beantragen.
So stellte beispielsweise die amerikanische Firma Sheldon F. Reese Co. in Huron/South Dakota im Jahr 1921 ein Automobil unter dem Markennamen „Aerocar“ vor, das auch als Reese-Aero-Car bekannt wurde. Der Zweisitzer besaß einen Zweizylinder-Zweitaktmotor, der jedoch nicht die Räder antrieb, sondern einen Propeller. Es entstand nur ein einziger Prototyp.
1946 konstruierte Moulton B. Taylor ein Flugboot
Auch die Firma Wagner Helikoptertechnik in Friedrichshafen am Bodensee konstruierte im Jahr 1968 einen Aerocar. Ihr Modell war eine Kombination aus Hubschrauber und Automobil mit einem hydraulischen Radantrieb. Der Aerocar besaß zwar gegenläufige Hauptrotoren, jedoch keinen Heckrotor. Von einer Weiterentwicklung wurde abgesehen.
Ganz anders sah es mit dem Aerocar von Moulton B. Taylor aus. Die Civil Aeronautics Administration erteilte ihm eine Fluggenehmigung. 1946 hatte er bereits ein Flugboot konstruiert. Drei Jahre später entstand sein Flugauto in der von ihm gegründeten Aerocar Inc. in Fort Worth, Texas. In den Jahren 1952 bis 1956 folgten diesem Prototyp vier weitere Exemplare. Das Fahrzeug hatte Frontantrieb, 145 PS aus 5,9-Liter-Hubraum (Lycoming-Vierzylinder-Boxer) und brachte es in der Luft auf eine Geschwindigkeit von 160 km/h (100 km/h auf der Straße). Doch Taylor sollte mit seinem Projekt kein Glück haben. Er ging daran bankrott. Allein die Zulassung der US-Luftfahrtbehörde hatte eine Dreiviertelmillion Dollar gekostet.
Zur Serienproduktion des Aerocar III kam es nicht mehr
Eines der letzten Aerocars wurde von dem berühmten amerikanischen TV-, Film- und Showstar Bob Cummins erworben. Jede Woche trat er damit in seinen TV-Shows auf. 278 Bestellungen wurden für das Fahrzeug aufgegeben, doch da Taylors Firma inzwischen nicht mehr zahlungsfähig war, konnten nur sechs Exemplare angefertigt werden, die bei insgesamt über 320.000 Straßenkilometern und über 50.000 Flugkilometern ihre Tauglichkeit demonstrierten.
Taylor entwickelte sein Konzept weiter zum Aerocar III. Zur Serienproduktion kam es allerdings nicht, weil die US-amerikanischen Zulassungsbestimmungen für Kraftfahrzeuge in den 1970er Jahren geändert wurden. Es wäre zu teuer gewesen, diese Bestimmungen zu erfüllen. Kurz vor seinem Tod wurde Moulton B. Taylor in die „Experimental Aircraft Association Hall of Fame“ aufgenommen. Scaramangas flugtauglicher Wagen war übrigens ein „Matador“ von „American Motors“. Eigentlich waren es zwei Fahrzeuge. Das Große wurde für die Verwandlungsszene benutzt, während ein Miniaturmodell in den Flugszenen Verwendung fand.