Pfingstfest: Traditionen und Bräuche. Pfingsten wird 50 Tage nach Ostern gefeiert und beendet den Osterfestkreis. Das Fest beinhaltet für die Christen zweierlei: die Ankündigung der Ausgießung des Heiligen Geistes, der die Dreieinigkeit komplettiert, und das Gedenken an den Beginn der christlichen Kirche. Das Pfingstfest gab es aber schon bei den Israeliten, sie feierten ihr „Bundesfest“ Schawuot. Die Juden feiern heute noch Schawuot, nur hat es von jeher einen anderen Sinn als Pfingsten. Am 50. Tag nach dem Passafest sollten die Israeliten zum Tempel kommen, um das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte zu begehen (3. Mose 23, 15-22). Die Erstlinge wurden zum Dank für die gute Ernte dargebracht. Eine spätere Tradition machte dann Pfingsten zum Erinnerungsfest des Bundesschlusses am Berg Sinai. Das Fest war auch Termin, an dem Sklaven befreit und Schulden erlassen wurden.
Pfingsten bei den Römern und Heiden
In Rom in der Zeit nach Christi war das Pfingstfest der zweite feierliche Tauftag. Die Taufbewerber (Katechumenen), die an Ostern wegen Krankheit und Ähnlichem nicht teilnehmen konnten, empfingen in der Nacht vor Pfingsten die Heilige Taufe. Bei den heidnischen Völkern Europas gab es den Brauch, in den ersten Junitagen den Tod es Winters und die Geburt des Sommers mit einem großen Fest zu begehen. Reste dieses Brauches sind bis heute lebendig: etwa darin, dass in manchen Gegenden in Moos, Laub oder Haselzweige gehüllte Gestalten durch die Straßen ziehen, um den Sommer willkommen zu heißen.
Pfingstrose und Pfingsten
Die Pfingstrose mit ihren wunderschönen großen dunkelroten, rosafarbenen oder weißen Blüten hat ihren volkstümlichen Namen deshalb, weil sie um die Pfingstzeit blüht. Ihr lateinischer Name paeonia leitet sich vom Götterazt Paeon aus der griechischen Mythologie ab, dessen Heilpflanze sie war. Ihre samtweichen Blütenblätter verströmen einen angenehmen Duft. Man nennt sie auch Pferderose, weil Pferde bei Umzügengerne mit ihr geschmückt werden. Weil sie einst auch gegen Gichtleiden verwendet wurde, bekam sie auch die Bezeichnung Gichtrose. Die Pfingstrose wurde nicht zuletzt auch deswegen angepflanzt, weil man glaubte, ihre schwarzen Samenkörner hätten die Kraft, schlimme Alpträume abzuwehren. Sie gilt als so genannte „Rose ohne Dornen“ und wurde zum Mariensymbol. Von den Klostergärten fand sie den Weg in die Bauerngärten.
Wie der Weißdornstrauch zum Pfingststrauch wurde
Um die Pfingstzeit herum blüht auch der Weißdornstrauch mit seinen vielen kleinen weißen Blüten. Weil die Menschen meinten, dass aus seinen dornigen Zweigen die Leidenskrone Christi gemacht wurde, hat man ihn auch Kreuzdorn genannt, und eben auch Pfingststrauch. Der Weißdornstrauch wurde als Heilmittel und Zeichen der Liebe hoch verehrt. Die Römer schmückten damit die Türen des Hochzeithauses, und in den griechischen Tempeln wurde der Weißdornstrauch dem Gott der Heilkunst geweiht. Mit dem Strauch wurden einstmals heilige Feuer entfacht. Es heißt, er sei durch einen Gewitterblitz entstanden und trage heilige Feuerkraft in sich.
Pfingstmaien und Pfingstochse
Pfingstmaien nennt man die frischen Birkenzweige, mit denen auch heute noch Altäre und Kirchen, aber auch Häuser, Viehställe und Fahrzeuge geschmückt werden. Auch Brunnen werden mit jungen Birkenzweigen, Blumen und bunten Bändern festlich verziert. Die Zweige des Baumes gelten seit jeher als Symbol für Fruchtbarkeit und auch als das des Aufblühen der Natur. Um die Pfingsttage begannen früher die so genannten Bittgänge über die Felder, bei denen für gutes Wetter und eine reiche Ernte gebetet wurde.
Der alte Brauch mit dem Pfingstochsen besteht in ländlichen Gegenden heute noch. Hintergrund könnten in früheren Zeiten Tieropfer gewesen sein. Rund um die Pfingsttage wird das Vieh das erste Mal im Jahr aus dem Stall geholt und durch die Gassen auf die Sommerweide getrieben. Natürlich ordentlich herausgeputzt: mit Blumen, Kränzen und Bändern geschmücktes Vieh wird vorangeschickt. Das kräftigste und schönste Tier, das Leitrindvieh, ist obendrein mit einer reich verzierten Kuhglocke ausgestattet. Der Ausspruch „Herausgeputzt sein wie ein Pfingstochse“ entstammt genau dieser Tradition. Man bezeichnet damit jemand, der sich besonders auffällig gekleidet und zurecht gemacht hat.
Lange Zeit gab es den Brauch, den Pfingstochsen für das anschließende Pfingstessen unter der Dorfbevölkerung zu schlachten und auf einem Spieß am offenen Feuer zu braten. Im scherzhaften Sinn bezeichnet Pfingstochse im süddeutschen Raum denjenigen, der am Pfingstsonntag am längsten schläft.