Der Ursprung des Punk. Schnelle, laute Musik sowie perspektivlose Jugendliche mit Irokesenhaarschnitt und Sicherheitsnadel im Ohr kennzeichnen die Punkbewegung. Wie es dazu kam, lesen Sie hier.
Punk ist mehr als eine Musikrichtung, es ist eine Lebenseinstellung. Punks sind rebellisch, nicht gesellschaftskonform und auf starke, links orientierte Weise politisch engagiert. Sie fallen durch bunte, teilweise zerrissene Kleidung und in schrillen Farben und Formen daher kommende, hoch toupierte Haare sowie durch Piercings aus Sicherheitsnadeln auf. Die Musik zeichnet sich durch Lautstärke, schnelle, oft drei Akkorde umfassende Stakkato-Rhythmen und die maximale Länge von drei Minuten pro Stück aus. Punk ist heutzutage wieder zu einer Mode geworden, der viele Jugendliche frönen und die von Seiten der Musikindustrie durch massenkompatible Bands wie Green Day oder Blink 182 am Leben gehalten wird. Kaum einer der Jugendlichen weiß jedoch, wo und wie die Punkbewegung einmal entstanden ist und was die ursprüngliche Intention der Begründer war.
Rebellion als Antwort auf das Hippietum
Allgemein wird von vielen Europäern angenommen, der Punk stamme aus England. Dies ist jedoch ein fataler Irrtum, denn die ersten Punkbands stammten nicht aus Europa, sondern aus den USA. Ihre Wurzeln findet die Punkbewegung Ende der Sechziger Jahre in der Reaktion auf das überall verbreitete Hippietum. Der Weltverbesserersicht der Hippies setzten die ersten Punks eine desillusionierte, perspektivlose Zukunftsanschauung entgegen, die sich späterhin auch in dem Leitspruch „No Future!“ widerspiegeln sollte. In der Popularmusik jener Zeit spiegelten vor allem Bombastrock und Friedenshymnen die schillernde, farbenfrohe Welt des Hippietums wider. Dem sollte die Punkbewegung bewusst gewählten puren Dilettantismus entgegen setzen. Viele Mitglieder der sich neu formierenden Bands konnten weder Noten lesen noch beherrschten sie das von ihnen gewählte Instrument. Ebenso waren das Erscheinungsbild und das Auftreten der Punks als dem Hippietum entgegen gesetzt zu werten. Punkkonzerte waren laut, es gab massenhaft Schlägereien und Alkohol in Form von Bier und Schnaps floss in Strömen. Die Bezeichnung als Punk galt gesellschaftlich betrachtet als eine Abwertung der jeweiligen Person, wenn auch die Herkunft des Wortes sprachlich gesehen nicht einwandfrei geklärt ist.
Ein neuer Musikstil erobert die Welt
Der erste, 1969 erschienene populäre Punkrocksong hieß „Kick Out The Jams“, stammte von der Detroiter Band MC5 und beinhaltete zum ersten Mal das Wort „Mother****er“. 1974, als es bereits in den gesamten USA immer mehr Musikgruppen gab, die sich vom sauberen Image der Hippiezeit lossagten, gründete sich in New York eine Band, die später zu den Großen der Punkbewegung zählen sollte: The Ramones. Sie traten alsbald im populären CBGBs Music-Club in Manhattan auf und spalteten die Reihen ihrer Zuhörer in Befürworter und Gegner ihres rauen, lauten und übertrieben dilettantischen Musikstils. Ein Jahr später brachten sie mit „Blitzkrieg Bop“ ihre erste, später international erfolgreiche Single auf den Markt.
1976 sollten The Ramones während einiger Konzerte in London auch dort die Punkbewegung lostreten, aus deren Mitte heraus sich zwei weitere, bald ebenfalls große Punksbands, The Sex Pistols und The Clash formierten. Weitere große britische Vertreter des Genres sollten später Siouxie And The Banshees, The Buzzcocks und The Damned werden. 1977 erreichte die Punkbewegung in England ihren Höhepunkt. Die Sex Pistols widmeten auf ihrem legendären Album „Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols!“ mit „God Save The Queen“ sogar der Königin einen Song und The Clash rockten sich mit „Should I Stay or Should I Go” ihrerseits in den Rockolymp. Anfang der Achtziger zerfiel die ursprüngliche Punkbewegung in England und später auch in den USA in die Musikstile Hardcore und New Wave. Die in Amerika noch zu Beginn der Achtziger gegründeten Gruppen Bad Religion und NoFX sind bis heute existent und dem damaligen Stil treu geblieben. In Deutschland gehörten Fehlfarben und Abwärts ab 1980 zu den Pionieren des Punk. Ihnen folgten Die Toten Hosen (1982) und Die Ärzte (1983). Beide Bands sind bis heute die erfolgreichsten deutschen Vertreter des Genres.