Wer erfand den Gleitschirm

Gleitschirm

Der Erfinder des Flugdrachen, NASA-Ingenieur Francis Melvin Rogallo (geb. 27. Januar 1912), ist gleichzeitig der Begründer des Gleitschirmfliegens. Geschichte des Gleitschirmfliegens.

Das Konzept des Gleitschirms ist die eigentliche Innovation im erfinderischen Schaffen von Rogallo gewesen. Vielmehr als sein starrflügeliges Fluggerät, den Drachen, schwebte ihm eine voll flexible Form vor, mit welcher man große Lasten wie Raumkapseln sicher gen Erdboden bringen könnte; zunächst setzte sich diese Idee jedoch nicht durch.

Eines von Rogallos Patenten aus dem Jahr 1948 ist das in Windkanälen getestete Fluggerät eines optimierten Fallschirms. Dieses 1951 weiterentwickelte Konzept ist der Vorläufer der heutigen Gleitschirme. Gänzlich flexible Tragflächen ermöglichen dem Flugapparat damit auch ein Gleiten über Distanzen und nicht nur das gebremste und damit kontrollierte Fallen. Das erste Patent beinhaltet bereits die Technik eines aus Stoff und Schnüren konstruierten Schirmes. Anfang der fünfziger Jahre dann begann Rogallo zusammen mit seiner Frau Gertrude seine Ideen in die Realität umzusetzen.

Aus anfänglich dreieckigen Tragflächen, welche er als Drachen seinen eigenen Kindern zum Spielen anfertigte, wurden dann Konstruktionen, die bereits einen Menschen tragen konnten. Das Patent beschreibt genau die noch heute gebräuchlichen nach „vorne offenen Stoffröhren, die parallel nebeneinander angeordnet und durch den Fahrtwind aufgeblasen eine Tragfläche bilden.“ Solche Formen wurden von Rogallo jedoch wohl so nicht umgesetzt. Die Dreiecksform seiner Schirme allerdings wurde vielbeachtete Innovation für die spätere Entwicklung nicht nur von Gleitschirmen, sondern vor allem für die Konstruktion der zunächst weit populäreren Hängegleiter oder Drachen.

In den Sechziger Jahren dann testete Rogallo zwar noch einiger seiner Dreiecksflügel als manntragende Gleitschirme in den Dünen von Kitty Hawk, die Idee verbreitete sich dann aber nur wenig: Die ursprünglich als Rückführungssystem für Raketenstufen entwickelten Gleitschirme wurden auch für die Fallschirmspringergruppe Golden Knights modifiziert, so dass sie sprungtauglich wurden. Allen voran der Fallschirmspringer Steve Snyder testete diese neuen Technologien für die Firmen Pioneer und Irvin. Doch hat Rogallo selbst immer die Urheberschaft am eigentlichen Drachen- und Gleitschirmfliegen von sich gewiesen, trotzdem er der erste Mensch gewesen ist, der eine voll flexible Tragfläche konstruierte, welcher kein Vorbild in der Natur entspricht.

David Barish und sein Gleitschirm

David Barish war Mitte der sechziger Jahre die eigentliche Innovation zum Durchbruch des heute bekannten Sportgeräts gelungen: sein 5-kieliger, rechteckiger Gleitschirm war dazu gedacht, um nach einem Fußstart am Berg Gleitflüge durchzuführen. Dem gingen Entwicklungen für die NASA voran, die eine gewisse Zeit in Konkurrenz zu Rogallos Konstruktionen standen, denn Barish waren die Ideen und Versuche von Rogallo wohlbekannt. Rogallo sah in Barishs weiterentwickelten Fallschirmen eine Verletzung seiner Patente, die jedoch von der NASA abgegolten wurden, da man ohnehin an Rogallos Konzepten festhielt.

Die Erprobung seines Gleitschirms ging bei Barish allerdings über den Umfang der praktischen Tests bei Rogallo weit hinaus. Er und sein Sohn flogen das Fluggerät ausführlich und präsentierten das so genannte „Slope Soaring“, zu deutsch Gleitsegeln, als innovative Touristenattraktion und neue Sportart. Es dauerte jedoch noch bis in die Siebziger Jahre hinein, bis es dieser Flugsport durch die Berichte des Journalisten und Piloten Dan Poyntner zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht hatte. Barish war durch seine Erfindung wie durch die Testflüge zum ersten wirklichen Gleitschirmpiloten geworden.

Domina Jalbert und sein Gleitschirm

Noch erfolgreicher wurde jedoch wenig später eine weitere Innovation in diesem Bereich, nämlich die Erfindung des Kanadiers Domina Jalbert. Dieser entwickelte auf der Basis fundamentaler Kenntnisse der Vorarbeiten Rogallos, welche als Patente weithin veröffentlicht wurden, den Matratzenschirm. An eine Verwendung als Gleitschirm war dabei zunächst gar nicht gedacht, es sollten lediglich große Werbeflächen in die Lüfte steigen gelassen werden. 1967 hatte dann der manntragende Parafoil von Jalbert seinen Jungfernflug durch den Engländer Walter Neumark. Der amerikanische Fallschirmspringer Steve Snyder wurde auf diese Entdeckung Jalberts aufmerksam und verbreitete 1970 innerhalb eines Jahres die Flächenschirme in den Reihen der Springerelite. Die Rundkappenschirme spielten kaum noch eine Rolle und der Gleitschirm wurde weltweit bekannt.

Jüngste Entwicklung zum Siegeszug des Gleitschirms

Noch hatte sich allerdings keine richtige Bewegung etabliert, eine Szene der Gleitschirmflieger wollte sich noch nicht formieren, die Zeit war einfach noch nicht reif. Das lag unter anderem auch an der ungebrochenen Popularität des Hängegleiters und der Tatsache, dass Gleitfallschirmschirme nicht geeignet waren für Starts an Berghängen, schon gar nicht in den Mittelgebirgen. Außerdem war die Gleitleistung der Schirme im Vergleich zum Drachen sehr schlecht.

Relativ unbeachtet gab es dann in der Schweiz und Deutschland Weiterentwicklungen des Gleitschirmpatents bis 1978 in Frankreich der Bergstart mit Gleitschirmen populär wurde und der Sport vom französischen Hängegleiterverband unterstützt wurde. Auch im Schweizer Mieussy entsteht kurz darauf ein großes Gleitschirmzentrum. Der Drachenflieger Laurent de Kalbermatten entwirft die legendäre Randonneuse, deren Gleitleistung den endgültigen Siegeszug des Gleitschirmfliegens einleitet, da erstmal auch flachere Hänge beflogen werden können.

In Deutschland wird das Gleitschirmfliegen im Jahr 1978 offiziell durch das Bundesverkehrsministerium anerkannt und in den Deutschen Hängegleiterverband (DHV) aufgenommen.

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