Vor 500 Jahren lebte in Italien ein Mann, den man mit Fug und Recht als einen der großen Luftfahrtpioniere bezeichnen kann, auch wenn er zu seiner Zeit keines seiner Fluggeräte realisieren konnte: Leonardo da Vinci.
Leonardos Zeitgenossen zweifelten, als er behauptete, eine Zeltkonstruktion aus Tuch mit etwa sieben Meter Kantenlänge würde ausreichen, um einem Menschen den gefahrlosen Sprung aus jeder beliebiger Höhe zu ermöglichen. Eine riskante Spekulation mit Menschenleben? Fakt ist: Moderne Forscher haben bewiesen, Leonardos Fallschirm hätte funktioniert!
Spektakulärer sind Leonardos Entwürfe von manövrierfähigen Fluggeräten. Dazu gehört die Flugspirale, bei der eine mit Tuch bespannte Holzkonstruktion in Form einer Schraube, die von vier Männern über Kurbeln in Rotation versetzt werden sollte, bis die Drehgeschwindigkeit ausreicht, damit sie in die Luft stiege – ein Vorläufer unseres Hubschraubers. Ebenso wie die Entwürfe mechanischer Vögel, die ebenfalls durch Muskelkraft angetrieben werden sollten, scheiterte dieser Entwurf nur daran, dass die menschliche Kraft bei weitem nicht ausreicht, um die dazu nötige Geschwindigkeit zu erreichen.
War der Forscher Leonardo zu kurzsichtig, um zu erkennen, was den Erfolg seiner Entwürfe behinderte? Im Gegenteil, Leonardo erkannte seinen Fehler selbst.
Angeregt durch die Beobachtung des Flugverhaltens von Vögeln entwarf er in späteren Jahren Fluggeräte, die mit Hilfe beweglicher Flügel die Strömungskräfte des Windes nutzen, um das Gerät in der Luft zu halten. Moderne Wissenschaftler forschen in dieselbe Richtung, um durch ergonomische Flügelgestaltung den Luftwiderstand und damit den Energieverbrauch moderner Flugzeuge zu senken.
Nur eine Idee kam Leonardo nie: Die Verwendung starrer Flügel, die Jahrhunderte später anderen Flugpionieren zum Erfolg verhelfen sollten. Ein Genie war Leonardo trotzdem. Er dachte zu einer Zeit wissenschaftlich über das Fliegen nach, als andere schon den Versuch als Teufelswerk betrachteten.