Weibliche Erfinder kommen häufiger vor als man es zwischen den großen Innovationskünstlern Smith, Zeppelin und Planck allgemein wahrnimmt. In unserer Reihe “Erfinderinnen” setzen wir einen Fokus auf die Frauen im dominiert männlichen Wirkungsgebiet.
In Zeiten, in denen etwa 60% der deutschen Bevölkerung laut Angaben des Kuratoriums Gutes Sehen Berlin (KGS) eine Brille tragen und ein verhältnismäßig hoher Anteil von diesen sie auch tatsächlich braucht, gehört für viele Ganztags-Träger der morgendliche Griff zur Brille zur ersten Aktion des Tages – gezwungener Maßen, sonst winkt der Tritt gegen die nächste Kante unter Garantie. In der Tat, hier sprechen schmerzliche Erfahrungswerte.
Dass Menschen ab einer Dioptrien von 3+ sich dabei keinen Armbruch holen, haben wir heute der Glaschemikerin Marga Faulstich (1916 – 1998) zu verdanken.
Diese war eine unter den 41 Glasmachern des Unternehmens Schott Glas, die die Glaswerke im 20. Jahrhundert von Jena nach Mainz begleiteten. Dabei erlangte sie durch Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Sonderschmelze und klassischen optischen Gläsern internationale Anerkennung und befasste sich zusehens mit Spezialgläsern in der Augenoptik.
Dabei gelang ihr mit der Entwicklung des Leichtgewichts-Brillenglases SF 64 ein großer Fortschritt und ein Segen für alle Fehlsichtigen: dank der zudem hochbrechenden Eigenschaften des Glases konnten Brillen von nun an nicht nur durch leichteres Gewicht, sondern durch eine erheblich dünnere Fassung auch in ihrer ästhetischen Darbietung punkten.
In den USA wurde Marga Faulstich und ihre Innovation als eine der hundert bedeutendsten technischen Neuerungen des Jahres 1973 gewürdigt. In ihrer aktiven Zeit arbeitete sie insgesamt an über 300 Typen optischer Gläser und meldete in dieser Zeit etwa 40 Patente auf ihren Namen an.
Im Laufe ihrer Karriere wurde sie die erste weibliche Führungskraft bei Schott Glas und ging 1979 nach 44jährigem Wirken in den Ruhestand.