Gold, Silber, Zinn, Eisen, Blei, Quecksilber und Kupfer – diese sieben Metalle waren um Christi Geburt bekannt. Obwohl es rund 60 weitere Metalle gibt, blieben Neuentdeckungen bis ins 16. Jahrhundert aus. Zwar bauten die Römer die ersten chemischen Großbetriebe, doch taten sie dies hauptsächlich, um ihre Armeen zu versorgen. Entscheidende Entdeckungen kamen von ihnen nicht. Erst die Araber beschäftigten sich nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches intensiv mit Chemie.
Gleichzeitig schufen sie auch einen neuen Namen für diese Wissenschaft, indem sie dem überlieferten Wort den Artikel al (al = der) voranstellten. So entstand der Begriff „Alchemie). Ab dem 6. Jahrhundert wurden auch in Europa die Theorien des griechischen Philosophen Aristoteles aufgegriffen. Er war davon überzeugt, dass sich verschiedene Grundstoffe beliebig umwandeln lassen. Logischerweise verfolgten die Alchimisten des Mittelalters das Ziel, Gold herzustellen.
Berthold Schwarz erfand als erster Europäer das Schwarzpulver
Allerdings suchten sie nicht direkt nach Gold, sondern nach dem „Stein der Weisen“ – einem Material, das unedle Metalle in Gold umwandeln und ganz nebenbei ewiges Leben verleihen sollte. Natürlich scheiterten sämtliche Versuche. Die meisten Alchimisten waren schlichtweg Betrüger. Andererseits wurden aber auch Wiege- und Messmethoden entwickelt, die in der modernen Chemie die Voraussetzung für wissenschaftliche Untersuchungen sind.
Der Freiburger Mönch Berthold Schwarz erfand im 14. Jahrhundert als erster Europäer das Schießpulver. Andere Alchimisten entdeckten neue Elemente oder wichtige chemische Verbindungen und schufen so – meistens durch Zufall – Grundlagen für die Weiterentwicklung der Chemie. So stellte der Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719) Porzellan her, obwohl er eigentlich Gold machen wollte.
Otto von Guericke erzeugte das erste künstliche Vakuum
Natürlich gab es unter den Alchimisten auch Wissenschaftler, deren Entdeckungen nicht auf Zufall beruhten. Der Arzt und Bergwerksfachmann Paracelsus (1493 – 1541) gewann aus Pflanzen und Mineralien Medikamente gegen zahlreiche Krankheiten. Seine Lehre „Chemisches Wissen schafft Macht über Krankheiten“ bildet die Grundlage der modernen Heilmittel-Chemie. Erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts begann man sich allmählich vom Ballast des Aberglaubens zu befreien. Und es war ausgerechnet ein Physiker, der diesen entscheidenden Schritt nach vorn tat. 1641 baute der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke (1602 – 1682) die erste Luftpumpe.
13 Jahre später stellte er mit den berühmten Magdeburger Halbkugeln das erste künstlich erzeugte Vakuum (luftleerer Raum) her. Damit brachte er die Theorie des griechischen Philosophen Aristoteles, dass alle Materie sich aus Feuer, Wasser, Luft, Erde und einem besonderen Urstoff zusammensetzt, ins Wanken. Denn diese Theorie hatte lange Zeit verhindert, dass die Chemie zur exakten Wissenschaft wurde.
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