Denker, Erfinder, Komischer Kauz und Geiger. Peter Tille erklärt den Jahrhundertphysiker Albert Einstein und dessen Relativitätstheorie für Vorschulkinder.
Albert Einstein stellte Kinderfragen und beantwortete sie. Warum sammeln sich im Tee schwimmende Teeblätter in der Mitte des Teeglases, wenn man umrührt? Warum vermischt sich Tinte, die man in Wasser tropfen lässt, mit dem Wasser?
Albert Einstein, der Denker
Beim Umrühren dreht sich der Tee durch die Reibung am Glasrand in der Mitte schneller als am Rand und am Boden des Glases. Die Zentrifugalkraft drückt den Tee aus der Mitte nach außen. Das Gewicht des nach außen strömenden Tees drückt die darunter liegende Flüssigkeit nach unten. Aus beiden Bewegungen entsteht eine Zirkulationsströmung, welche die Teeblätter zur Mitte des Glasbodens mitreißt und dort einen kleinen Teeblätterberg aufhäuft.
Moleküle als die kleinsten Teilchen einer Flüssigkeit sind ständig in Bewegung. Sie stoßen miteinander oder mit andersartigen Teilchen zusammen. Träufelt man also Tinte in Wasser, werden die Tintenmoleküle durch Zusammenstöße mit den Wassermolekülen in Bewegung gebracht. Dabei verteilen sie sich gleichmäßig im Wasser und trüben es ein.
Albert Einstein, der Erfinder
Zu Weltruhm gelangte Albert Einstein als Physiker, sein Geld verdiente er lange Zeit unter anderem im Patentamt. Dort war er nicht nur Patentprüfer, sondern tüftelte auch selber. Er erfand einen Kreiselkompass, einen elektrischen Spannungsmesser, einen Schallverstärker für Lautsprecher, eine automatische Blendeinstellung für Fotoapparate und nicht zuletzt einen Kühlschrank ohne mechanische Pumpe. Einstein war also keineswegs nur praxisferner Wissenschaftler. Er war auch Patentprüfer, Erfinder und Ingenieur.
Albert Einstein, der Jahrhundertphysiker
1905 war Albert Einsteins „Wunderjahr“ mit Arbeiten zur Lichtquanten-Hypothese, zur Bestimmung der Moleküldimensionen, zur Brownschen Bewegung und zur Elektrodynamik bewegter Körper sowie zur Herleitung der Äquivalenz von Masse und Energie, also der Allgemeinen Relativitätstheorie.
Nach seiner Speziellen Relativitätstheorie sind Raum und Zeit relativ. Die Aussage, ein Zug kommt um 7:00 Uhr am Bahnhof an, beinhaltet nichts weiter als die Feststellung, der Zug erreicht den Bahnhof in dem Moment, da der kürzere der beiden Zeiger der Bahnhofsuhr genau auf die Sieben zeigt, vorausgesetzt die Bahnhofsuhr ist richtig gestellt. Es ist eine Aussage zur Gleichzeitigkeit, nicht jedoch zur Zeitspanne. Die Zeit ist wegabhängig.
Albert Einstein, ein Komischer Kauz, Geiger und Segler
Kurz nach der Geburt seiner Schwester soll der zweijährige Albert gefragt haben, warum man denn an dem kleinen Wesen die Räder vergessen habe. Wenngleich er seiner Schwester dann zeitlebens sehr nahe stand, so war doch ein merkwürdiges Verhältnis zu anderen Menschen für ihn symptomatisch. Engen menschlichen Bindungen – nicht nur zu Frauen – stand er skeptisch gegenüber und betrachtete sie als jederzeit lösbar. Wurden sie ihm lästig, vergaß er sie. Gäste im Haus akzeptierte er nur widerwillig, waren jedoch welche da, unterhielt er sie gerne mit Hauskonzerten.
Unterstützt von seiner Mutter hatte er bereits als Gymnasiast begonnen, sich der Musik zuzuwenden. Sie blieb lebenslang sein Hobby. Dem Geiger Albert Einstein sagte man ein gutes musikalisches Gehör nach. Außerdem segelte er leidenschaftlich gerne, wenngleich er nicht schwimmen konnte. Angst kannte er nicht.
Zerbeulte Hosen und ausgetretene Schuhe waren gewissermaßen sein äußerliches Markenzeichen, ebenso seine wilde Mähne auf dem Kopf. Die übliche Etikette bei öffentlichen Auftritten ließ er oft vermissen.
„Einstein mit der Geige“ von Peter Tille
Die Kurzfassung von Albert Einsteins Leben lässt sich noch stärker komprimieren. So geschehen in Peter Tilles Geschichte „Einstein mit der Geige“, illustriert von Manfred Bofinger. Die Spezielle Relativitätstheorie für Vorschulkinder: Ob Einsteins Weg zur Arbeit als lang oder kurz zu betrachten ist, hängt davon ab, wie er ihn zurücklegt, ob zu Fuß oder im Auto, und wie viel Zeit der Weg in Anspruch nimmt. Wenn Einstein läuft, findet er den Weg lang, wenn sein Fahrer ihn im Auto fährt, findet der ihn kurz. Das Büchlein endet mit den Worten: „Das ist Einstein. Er hat gern nachgedacht und Geige gespielt. Er ist sehr alt geworden und hatte viele Pantoffeln“. Diese reduzierte Sicht auf Albert Einstein ist amüsant und durchaus betrachtens- und vorlesenswert. Erwachsene lädt sie dazu ein, sich intensiver mit Albert Einstein und der Relativitätstheorie zu beschäftigen. Welche Vorstellung von Albert Einstein sie in Kinderköpfen hinterlässt, dürfte sich der Überprüfbarkeit entziehen.