Sie sind die eigentlichen Stars der Weltgeschichte: Entdecker und Erfinder. Sie haben als Tüftler, Bastler und Forscher dank genialer Denkleistungen sowie durch finanzielle und persönliche Risiken erst das moderne Leben mit all seinen guten und schlechten Facetten ermöglicht. Ohne die Pioniere in Wissenschaft und Technik würde die Menschheit vermutlich bestenfalls in Höhlen überlebt haben und den Faustkeil immer noch als High-Tech-Werkzeug betrachten.
Doch zu allen Zeiten rief jede Erfindung oder Entdeckung auch Kritiker, Zweifler und Spötter auf den Plan. So manche falsche Prognose wurde dabei aufgestellt, deren Nichterfüllung den Besserwissern von damals ewigen „Ruhm“ der unerwünschten Art einbrachte. Geradezu symbolisch steht dafür die 1899 gemachte Aussage von Charles H. Duell, dem Leiter des US-Patentamts: „Alles, was erfunden werden kann, wurde erfunden.“
Undenkbare Verkehrsmittel
„Ich halte das Automobil für eine vorübergehende Erscheinung. Ich setzte auf das Pferd“, soll Kaiser Willhelm II. einst geäußert haben. Damit teilte er die Meinung vieler Zeitgenossen, die es eigentlich hätten besser wissen müssen, denn wenige Jahrzehnte zuvor hatte sich ein ähnlich kritisiertes Verkehrsmittel durchgesetzt:
Als die Erfindung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert neue Transportmöglichkeiten aufzeigte, erhob sich ein Aufschrei der Empörung. Zugreisen wurden als ungesund und gemeingefährlich gebrandmarkt. Man meinte außerdem, das furchterregende Erscheinungsbild der Lokomotiven würde die Milchleistung der Weidekühe beeinträchtigen. Ein US-Gouverneur beschwerte sich 1829 sogar schriftlich bei Präsident Jackson, die rasante Geschwindigkeit von 15 Meilen pro Stunde stelle eine Gefahr für Leib und Leben dar und könne zudem Felder in Brand setzen.
Auch das auf gleicher Technologie basierende Dampfschiff stieß auf große Skepsis. Der irische Wissenschaftler Dionysius Lardner prophezeite: „Der Mensch könnte ebenso erwarten, auf dem Mond spazieren zu gehen, wie mit einem dieser Dampfschiffe den Ozean zu überqueren.“ (1) Unbeabsichtigt behielt Lardner mit dieser Aussage Recht, denn beide angeblich absurden Vorstellungen erfüllten sich. 1838 gelang dem englischen Dampfschiff „Sirius“ die Überfahrt von Irland nach New York. Bis sich jedoch auch der Mondspaziergang bewahrheitete, sollte noch so manche Fehlprognose gen Himmel steigen.
Der Traum vom Fliegen: Absurd, lächerlich, albern
Der große Wissenschaftler Lord Kelvin gab sich 1895 überzeugt: „Es kann keine Flugmaschinen geben, die schwerer als Luft sind.“ (2) Auch der Astronom Simon Newcomb bezeichnete im Oktober 1903 den Traum vom Fliegen als „lächerlich und völlig ausgeschlossen“.(1) Er wusste nicht, dass bereits zwei Jahre zuvor dem Deutschamerikaner Gustav Weißkopf ein Flugversuch gelungen war. Simon Newcombs Fehleinschätzung sollte trotzdem nur 56 Tage Bestand haben, denn dann erhob sich Orville Wright mit einem Motorflugzeug in die Lüfte. Doch auch dieser weltberühmte Flugpionier verkannte die Möglichkeiten der neuen Technik und äußerte angeblich: „Keine Flugmaschine wird je von New York nach Paris fliegen.“(2)
Ähnlich sah es William Pickering, ein erfolgreicher Astronom aus den USA: „Der Laie stellt sich häufig gewaltige Flugmaschinen vor, die mit großer Geschwindigkeit den Atlantik überqueren und zahllose Passagiere transportieren … Man kann aber getrost behaupten, dass solche Vorstellungen reine Phantasie sind; und selbst, wenn ein Flugzeug mit ein oder zwei Passagieren die Strecke zurücklegen würde, wären die Kosten untragbar…“(1)
Die Realität sah anders aus: 1919, als es noch nicht einmal Telefon- oder Funkverbindungen zwischen Amerika und Europa gab, gelang gleich drei Maschinen der Transatlantikflug. Zwei von ihnen schafften dies sogar Non-Stop. 1939 ermöglichte schließlich das luxuriöse Flugboot „Yankee Clipper“ bequemes, kostengünstiges und schnelles Reisen über den Ozean für bis zu 19 Passagiere. Wenige Wochen später verhinderte der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges allerdings weitere Einsätze des „Yankee Clippers“.
Trotz solcher Fortschritte bezweifelten selbst Wissenschaftler weiterhin die Möglichkeit einer Mondreise. 1926 erklärte der britische Astronom Blickerton: „Die alberne Idee, auf den Mond zu schießen, ist ein Beispiel für die absurden Vorstellungen … Der Plan erscheint von Grund auf unmöglich.“(1) Es sollte noch einmal 43 Jahre dauern, bis Neil Armstrong das Gegenteil bewies.
Völlig idiotische Erfindungen?
Argwohn brachte man von jeher auch den bereits bestehenden Neuerungen entgegen. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts äußerte sich Sir William Preece hinsichtlich der Erfindung des elektrischen Lichts durch Edinson: „Völlig idiotisch!“(1)
Sir Preece war damals technischer Leiter des „British Post Office“, welches sich ungefähr zur gleichen Zeit mit einer weiteren Fehlprognose blamierte: Die Nutzung des Telefons lehnte man mit der Begründung ab, dass es in England genügend kleine Jungen zur Überbringung von Nachrichten gäbe. Dennoch nahm bereits 1879 in London die erste Telefonvermittlung Englands ihren Dienst auf.
Bedauerlicher ist da schon der Umstand, dass sich folgende Aussage nicht bewahrheitete: „Die Atombombe wird nie explodieren, und ich sage das als Fachmann für Sprengstoffe.“(1) Das Zitat stammt von Admiral Leahy, dem persönlichen Stabschef des US-Präsidenten Truman. Wenige Monate darauf, im Juli 1945, testeten die USA erstmals erfolgreich eine Atombombe.
Wirtschaftliche Fehlprognosen
Besonders oft ereignen sich Fehlprognosen auch im Wirtschaftsleben. Man denke nur an die blumigen Renditeversprechungen einiger Bankberater kurz vor der jüngsten Finanzkrise. Dafür gibt es sogar ein historisches Vorbild. Unmittelbar vor dem Börsencrash von 1929, dem eine Weltwirtschaftskrise folgte, dozierte Professor Irving Fisher an der Universität Yale: „Die Aktien haben offenbar ein dauerhaft hohes Niveau erreicht.“(2)
Ein fatales Statement wird auch Thomas J. Watson zugeschrieben. Der damalige IBM-Chef soll 1943 erklärt haben, der weltweite Bedarf an Computern belaufe sich auf gerade einmal fünf Stück.
Ausgesprochene Dummheiten deutscher Staatsmänner?
Solcherlei ausgesprochene Dummheiten gibt es allerdings nicht nur im Wirtschaftsleben. Peinliche Aussagen entschlüpfen ebenso häufig den Verantwortungsträgern in der Politik. Genüsslich werden beispielsweise immer wieder Helmut Kohls „blühende Landschaften“ zitiert, welche in den Ost-Bundesländern trotz vieler Verbesserungen bis heute noch nicht zu finden sind. Allerdings tut man dem Ex-Bundeskanzler damit auch ein wenig Unrecht, denn gleich nachfolgend koppelte er diese These an mühevolle und langwierige Aufbauarbeit aller Beteiligten.
Eine ebenfalls nur scheinbare Fehlprognose gab am 19. Januar 1989 der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker ab. Er erklärte, die Berliner Mauer werde auch in 50 oder 100 Jahren noch stehen, falls dann die Gründe für ihre Erbauung noch vorhanden wären. Anders als gedacht, hatte der Mann damit Recht: Als ab 1990 die Berliner Mauer endgültig abgerissen wurde, bestanden die Gründe ihrer Erbauung, kommunistische Unterdrückung und deutsche Teilung, tatsächlich nicht mehr.
wörtliche Zitate aus:
(1) Vom Faustkeil zum Leserstrahl, Verlag Das Beste 1991.
(2) Mitchell Symons: Wussten Sie das auch schon. Goldmann-Verlag 2005.