Christian Friedrich Schönbein war ein bedeutender Chemiker und Physiker des 19. Jahrhunderts. Unter anderem geht auch die Entdeckung der Schießbaumwolle auf seine Arbeit zurück.
Zugegeben – als ich über die Bezeichnung “Schießbaumwolle” stolperte, war ich auch erstmal ratlos, denn tatsächlich hatte ich die umgangssprachliche Betitelung noch nie gehört. Für alle, die mal ein, zwei Semester der Chemie fröhnen durften, könnte die Masse unter dem Namen “Cellulosenitrat” schon viel mehr ein Begriff sein. Tatsächlich handelt es sich um eine faserige, weiße sowie geruchs- und geschmacksneutrale Masse mit der Summenformel C6H7O11N3. Manche kennen die Verbindung auch als Nitrocellulose, gemäß der IUPAC-Nomenklatur ist diese Bezeichnung aber nicht unproblematisch, da es sich schlicht nicht um eine Nitro-Bindung handelt.
Neben dem Prinzip der Brennstoffzelle (1838) und dem Ozon (1839) entdeckte der 1799 in Metzingen geborene, deutsch-schweizerische Chemiker und Physiker Schönbein also auch die Schießbaumwolle im Jahr 1846.
Hergestellt wird das Cellulosenitrat in der chemischen Industrie durch die Umsetzung von Cellulose mit Nitriersäure – es reagiert also Alkohol mit einer Säure zu einem Ester. Bei einem Stickstoffgehalt von über 12,75% handelt es sich dann um das Cellulosenitrat, also die Schießbaumwolle. Ist der Gehalt an Stickstoff kleiner, spricht man von Cellulosedinitrat (Kollodiumwolle). Geregelt wird dieser im Herstellungsprozess durch die Zusammensetzung der Nitriersäure und die Dauer der Reaktion an sich.
Während das Cellulosenitrat früher viel für die Produktion von Kunstseide (Chardonnet-Seide) und Kunststoffen verwendet wurde, kommt es heutzutage vor allem als Bindemittel in Nitrolack zum Einsatz. Wegen seiner raucharmen Verbrennung wird die Schießbaumwolle auch für Schießpulver, Treibladungspulver, Bergbausprengstoffe und Raketentreibstoffe verwendet. Weiterhin findet es bei für geschlossene Räume geeigneten Feuerwerkseffekten (Tischfeuerwerk) und in Klebstoffsystemen à la UHU Verwendung.