Pionier des Elektroantriebs und Entwickler des Volkswagens. Er gehörte zu den wichtigen Konstrukteuren der Automobilindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Volkswagen und Porsche bauten auf seinen Ideen auf.
Ferdinand Porsche gehörte zu den großen Autokonstrukteuren. Er begründete die Sportwagenschmiede Porsche in Stuttgart und war der Vater des Käfers von Volkswagen.
Kindheit und Ausbildung, erste Berufstätigkeit
Ferdinand Porsche kam am 3. September 1875 im böhmischen Ort Maffersdorf, dem heutigen Stadtbezirk Vratislavice nad Nisou von Liberec, zur Welt. Dort betrieb sein Vater Anton Porsche eine Spenglerei. Schon als Schüler beschäftigte sich Ferdinand Porsche mit der noch jungen Technik der Elektrizität. Er machte eine Lehre als Spengler und absolvierte die Staatsgewerbeschule in Reichenberg, heute Liberec.
1893 begann Ferdinand Porsche seine Berufstätigkeit als Arbeiter bei der Elektrofirma Bela Egger & Co. in Wien, die später in Brown Boveri aufging. Mit seinem technischen Verständnis stieg er auf er bis zum Leiter des Prüffeldes. Schon bald stammten wegweisende Konstruktionen von ihm. 1897 entwarf er einen elektrischen Radnabenmotor.
Seit 1897 arbeitete Ferdinand Porsche für die k.u.k. Hofwagenfabrik Jacob Lohner & Co. in Wien in der jungen Abteilung Elektromobil. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde der Lohner Porsche, ein Fahrzeug ohne Kraftübertragung mit dem Porsche-Radnabenmotor als Antrieb, als echte Weltneuheit präsentiert und wurde viel beachtet.
Der Sprung an die Unternehmensspitze, Wechsel nach Stuttgart
1906 wurde Ferdinand Porsche zum Technischen Direktor von Austro-Daimler in Wiener Neustadt berufen. Er beteiligte sich selbst an Rennen. Mit dem von ihm entworfenen Austro-Daimler in aerodynamischer Tulpenform gewann er 1910 die Langstreckenprüfung „Prinz-Heinrich-Fahrt”. 1917 wurde er zum Generaldirektor von Austro-Daimler ernannt.
1923 wechselte Ferdinand Porsche als Technischer Direktor und Vorstandsmitglied zu der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart. Hier wurde unter seiner Leitung der Mercedes-Kompressorwagen weiterentwickelt. 1924 errang dieses Fahrzeug den Gesamtsieg auf der Targa Florio. 1929 verließ Ferdinand Porsche Daimler-Benz und wurde in Österreich Technischer Direktor der Steyr-Werke AG.
Nur 18 Monate später gründete Ferdinand Porsche in Stuttgart ein eigenes Konstruktionsbüro. Das wurde am 25. April 1931 als “Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratung für Motoren und Fahrzeuge” in das Handelsregister eingetragen. Am 10. August 1931 wurde als erstes Patent die Drehstabfederung angemeldet. Für die Auto Union konstruierte Porsche 1932 einen 16-Zylinder-Kompressor-Grand Prix-Rennwagen, der in der 750 kg-Formel von 64 Rennen 32 Siege heimfuhr.
Der Volkswagen reift heran
Schon während seiner Tätigkeit für Austro-Daimler und Daimler-Benz beschäftigte sich Ferdinand Porsche mit der Idee eines Kleinwagens. Ihm schwebte ein vollwertiges und alltagstaugliches Auto vor. Solch ein Fahrzeug konnte aber nicht einfach durch Verkleinerung der gängigen Limousinen entwickelt werden, sondern es bedurfte eines eigenständigen Konzepts. Ein Fahrzeug mit luftgekühltem Heckmotor wurde von ihm konzipiert.
Am 22. Juni 1934 schloss das Porsche Konstruktionsbüro mit dem Reichsverband der Automobilindustrie einen Vertrag zur Entwicklung eines solchen Kleinwagens ab. Das war die Geburtsstunde der KdF-Wagens und des Volkswagens. Im Jahr 1938 folgte die Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes in der Nähe von Fallersleben. Ferdinand Porsche war einer der Hauptgeschäftsführer der Volkswagen GmbH.
Der Zweite Weltkrieg
Kurz vor dem geplanten Anlaufen der Produktion des KdF-Wagens begann der Zweite Weltkrieg. Auf der Basis des Volkswagens entstanden nun der Kübelwagen und der Schwimmwagen für die Wehrmacht. Das Konstruktionsbüro in Stuttgart wurde mit kriegswichtigen Aufgaben betraut. Im Herbst 1944 wurde es von Stuttgart nach Gmünd in Kärnten verlagert. Ende 1945 wurden Ferdinand Porsche, sein Sohn Ferry Porsche und sein Schwiegersohn Anton Piëch von der französischen Besatzungsmacht verhaftet. Ferdinand Porsche blieb 22 Monate im Gewahrsam.
Die französische Justiz warf dem Wehrwirtschaftsführer die Beteiligung an Kriegsverbrechen vor. Das Verfahren gegen Ferdinand Porsche wurde ohne Verurteilung beendet. Bis heute bleibt umstritten, wie tief er in das System des Dritten Reiches verstrickt war. Der Historiker Hans Mommsen sah Ferdinand Porsche als Technokraten, der kein Kriegsverbrecher war. Andere Stimmen gehen von einer persönlichen Mitschuld von Ferdinand Porsche an den Leiden von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, die im VW-Werk arbeiten mussten, aus.
Sein Sohn Ferry Porsche hatte zwischenzeitlich seinen Vater vertreten und leitete das Konstruktionsbüro. Der Professor Dr. Ing. h. c. Ferdinand Porsche starb am 20. Januar 1951 in Stuttgart.
Die Familie
Ferdinand Porsche heiratete 1903 Aloisia Johanna Kaes. 1904 kam ihre Tochter Louise und 1909 ihr Sohn Ferdinand Anton Ernst (“Ferry”) zur Welt.
Die Tochter Louise heiratete den Wiener Rechtsanwalt Anton Piëch. Nach dessen Tod 1952 übernahm sie die Geschäftsführung der Porsche Konstruktionen GmbH. Der Sohn Ferry entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Konstruktionsbüro einen weltweit anerkannten Sportwagenhersteller.