Die Bedeutung des Wortes Werwolf. Der Begriff Werwolf besteht aus zwei Komponenten: Wer und Wolf. Bei letzterer ist die Bedeutung klar, doch um den ersten Wortteil richtig verstehen zu können, muss man bis zum Germanischen zurückgehen. Denn hier bedeutet wer Mann, das gesamte Wort Werwolf könnte also mit Mannwolf übersetzt werden. Ähnlichkeiten sind auch in anderen Sprachen noch erkennbar, zum Beispiel heißt Mann auf lateinisch vir, der niederländische Begriff für Werwolf lautet weerwolf, der altenglische wer(e)wulf und der schwedische varulf. Und in all diesen und noch weiteren Kulturen gibt es Mythen über Menschen, die sich in Tiere verwandeln.
Der Werwolf von der Antike bis heute
Schon bei den alten Griechen fand sich die Sage, dass Zeus den mythischen König Lykaon in einen Wolf verwandelte, weil dieser ihm Menschenfleisch zu essen gegeben hatte. Gemeinhin wird dieser Mythos auf die Tatsache zurückgeführt, dass bis ins 4. Jahrhundert vor Christus dem Gott Zeus Lykaios (gr. lykos Wolf) Menschenopfer dargebracht wurden.
Auch in Island findet sich die Erwähnung eines Wer- bzw. Abendwolfes. Der Großvater Egils wird als ein Mann beschrieben, der, sobald es zu dämmern begann, sehr unwirsch und schläfrig wurde und nachts in gewandelter Gestalt umging. Doch war dieser Mann kein Geächteter, denn obwohl die Leute ihm abends lieber aus dem Weg gingen galt er trotzdem nicht als Ungeheuer.
Anders sah es hiermit auf dem europäischen Festland aus. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden während der Hexenprozesse auch viele Männer als Werwölfe auf den Scheiterhaufen verbrannt, da ihnen schreckliche Gräueltaten und ein Bund mit dem Teufel nachgesagt wurden. Denn dieser schenkte seinen Bundesgenossen einen Gürtel aus Wolfsfell, der die Verwandlung erst ermöglichte. Gerade in Gebieten, die mit einer Wolfsplage zu kämpfen hatten, stiegen die Werwolfprozesse sprunghaft an und insbesondere Hirten wurden immer wieder denunziert, verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Ein besonders bekannter Prozess fand bei Köln statt: Der Bauer Peter Stubbe (in anderen Quellen auch Stübbe oder Stump genannt) wurde1589 hingerichtet, da er 13 Kinder getötet und teilweise gegessen haben sollte. Selbst bis hinauf nach Dänemark, England und die Niederlande reichten die Reaktionen. Seither trägt der Werwolf in Gebieten am Rhein den Namen Stüpp.
Ein harmloses Hündchen war der Werwolf also noch nie, doch dass sich Menschen bei Vollmond in eine Bestie verwandeln, andere Menschen anstecken und nur durch Silber besiegt werden können sind Erfindungen der Moderne. Vor allem der 1941 erschienene Film The Wolf Man von Curt Siodmak war hier richtungsweisend. In Afrika kursiert aber auch heute noch der Glaube an Hexen, die sich in gefährliche Tiere verwandeln können. Vor allem in Westafrika wird deshalb gerne auf Tierkadaver uriniert, weil man so die Hexe zu bannen hofft.
Entstehung und Herkunft des Mythos
Geschichten von Menschen, die sich in Tiere verwandeln können (Therianthropie, aus gr. therion Tier und anthropos Mensch) sind also in weiten Teilen der Welt verbreitet. Doch wo haben sie ihren Ursprung? Eine Theorie besagt, dass die Feste der Skythen (ein eurasisches Reiternomadenvolk), bei denen man sich in Wolfsfelle kleidete, maßgeblich an der Entstehung des Mythos mitgewirkt haben. Aber auch Krankheiten wie die sogenannte Wolfskrankheit oder Tollwut, bei denen Betroffene eine Überreaktion auf Licht und im Falle der Tollwut zudem Beißkrämpfe und eine Rachenlähmung entwickeln, kommen als Ursachen oder zumindest als ergänzende Faktoren in Frage.