Hudson war ein beherzter, doch ein glückloser Entdecker. Er entfaltete die Karte des kanadischen Subkontinentes für seine Nachfahren.
Ein verkürzter Seeweg nach Indien und der Beweis der Kugelgestalt der Erde war die Motivation der Europäer westwärts zu segeln. Amerika lag dazwischen und rückte in das Bewusstsein der neuzeitlichen Europäer, die bald immer neue Mythen auf diesen Kontinent projizieren sollten. Kolumbus folgten zahlreiche Seeleute, die einen kürzeren Seeweg nach Asien erwarteten. Doch das nördliche Nordamerika „versperrte“ ihnen den Weg. Eine Landmasse, deren Dimensionen und Besonderheiten keiner der frühen Seeleute und Entdecker erahnen konnte. An der Theorie einer nördlichen Passage „scheiterten“, beginnend mit Cartier im St. Lorenz Strom, viele Entdecker. Doch was sie entdeckten, kartierten, beschrieben, vermaßen, zog beginnend mit dem Pelzhandel eine Ökonomie nach sich, die den Norden erobern sollte. Erst 1905 sollte die Nordwest-Passage ohne Unterbrechung befahren werden. Die Szenarien der Klimaerwärmung lassen die Nordwest-Passage wieder in den internationalen Fokus rücken.
Von Henry Hudson ist weder sein Geburtsort noch sein Geburtsjahr bekannt. Weit gereist und erfahren soll er gewesen und dabei ihm auch vieles misslungen sein. Er folgte den Routen von Frobisher und Davis auf der Suche nach der legendären Nordwest-Passage zwischen Spitzbergen und Grönland nach Asien. Im Dienste der Niederlande befuhr er den nach ihm benannten Hudson River bis zu den Stromschnellen in der Nähe des heutigen Albany im Bundesstaat New York. Wieder in englischen Diensten, meldeten die reichen Handelsgesellschaften „North-West Passage“ und „East India“ Erkundungsbedarf an und beauftragten Hudson mit der weiteren Erforschung der Davis Strait.
Henry Hudsons letzte Reise mit der Discovery
Hudson brach im April 1610 mit der Discovery und einer Crew von 21 Mann auf zu einer Reise ins Ungewisse. Der energische Hudson besaß keine glückliche Hand bei der Wahl seiner Crew-Mitglieder. Konflikte innerhalb der Mannschaft ließen ihn bangen und beschäftigten ihn zusehends, den Frieden und damit die Disziplin an Bord aufrecht zu erhalten. Ein Henry Green sollte Hudson besonders enttäuschen. Von diesem aus Kent stammenden, enterbten Spross einer wohlhabenden Familie erwartete er sich das Gleichnis eines John Janes, eines originellen Freundes des Entdeckers John Davis. Doch sorgte der arrogante Green ständig für Unruhe und Schlägereien, was die Mannschaft auch gegen Hudson aufbrachte, die in Green einen Offiziersspion vermuteten. So erreichte er in dieser Stimmung im Juni des Jahres 1610 das Gebiet der später nach ihm benannten Hudson Strait. Aufgrund der Tidenbeobachtungen von Davis und anderen vermutete Hudson einen Seeweg, den er im Zickzackkurs unter Anspannung an den Eisschollen vorbei verfolgte. Die Discovery erreichte schließlich die riesige, später nach Hudson benannte Bucht, was für die weiteren Entdeckungen Kanadas im 18. Jahrhundert durch Hearne und Thompson von großer Bedeutung sein sollte. Die Hudson Bay erlaubte in ihrer kurzen eisfreien Periode diesen Entdeckern ein vergleichsweise rasches Vordringen bis weit in die heutigen Provinzen Manitoba, Saskatchewan und in die Territorien Nunavut und Northwest.
In der James Bay wähnte sich Hudson schon im Pazifik
Hudson steuerte südwärts. Er vermied die Ostküste der noch unbekannten James Bay. Er hielt sie für ein Labyrinth. Er ging davon aus, sich nun endlich im Pazifik zu befinden, auf dem Wege nach China. Die James Bay ist jedoch eine cirka 400 km lange und etwa 230 km breite Fortsetzung der Hudson Bay. Dort erreicht die Arktis klimatologisch ihre weltweit südlichste Ausdehnung, die sich bis zu einer Breitenlage vergleichbar mit Berlin erstreckt. Aufgrud seiner Fehleinschätzung wurde Hudson von einem frühen Winter überrascht, der seine Expedition monatelang im Südosten der Bucht an der Mündung des Rupert River fesseln sollte. Die Kleidung als auch die Lebensmittelvorräte waren für die subarktischen Winterbedingungen nicht geeignet. Skorbut breitete sich aus, Hunger herrschte. Nach dem ersten Aufbrechen des Eises trafen die festsitzenden Männer auf einen Cree-Indianer. Hoffnung kam auf. Felle wurden gegen ein Fernglas und andere Sachen getauscht. Hudson verweigerte jedoch, mehr für die Felle rauszurücken. Der Mann versprach wiederzukommen, was nicht geschah. In seiner Verzweiflung begann Hudson mit seinem nun freigewordenen Schiff, die Indianersiedlung zu suchen. Die Indianer sollen die Baumtundra in Brand gesetzt haben, um die unwillkommenen Fremden fern zu halten.
Geplante Rückkehr nach England – Hudsons ungewisses Schicksal
Im Juni 1611 fasste Hudson den Plan einer Rückkehr nach England. Seiner Mannschaft machte Hudson klar, dass, was an den wenigen Lebensmitteln noch verfügbar sei, rationiert werden müsse. Am Abend des 23. Juni 1611 wurde Hudson von seiner Crew verdächtigt, Lebensmittel beiseite zu schaffen. Die Unzufriedenheit der Mannschaft über seine fehlende Urteilskraft und die Intrigen Greens mündeten schließlich in einer Meuterei. Hudson wurde mit seinem Sohn und weiteren sieben Crew-Mitgliedern in der Nähe von Charlton Island in der südlichen James Bay ausgesetzt. Was dann geschah ist nicht bekannt, zumindest spekulativ. Im Jahr 1631 folgte der spätere Namensgeber der James Bay, Thomas James, Hudsons Spuren.
Die Mannschaft der Discovery wurde daheim begnadigt
Hudsons einstiger Erster Offizier, der hervorragende Navigator Robert Bylot, steuerte die Discovery in Richtung Norden zurück. Die Discovery gelangte bis an die irische Küste und die Mannschaft schließlich nach London. Hudsons Schicksal schien den Handelsgesellschaften weniger interessant als die Reiseberichte der Crew über die gesehenen Gegenden. So wurde die Mannschaft, die Hudson mangelndes Urteilsvermögen nachsagte, in London begnadigt.
Hudsons Hoffnungen einer Passage zog weitere Entdecker des 17. Jahrhunderts an
Unter diesen Männern war Hudsons einstiger Erster Offizier und Meuterer Bylot, der zusammen mit Thomas Button zwischen 1612 bis 1613 eine weitere Expedition unternahm. William Baffin folgte im Jahre 1616. Der Däne Jens Munk suchte ebenso nach einer Passage durch die Hudson Bay, die wiederum in Hunger und Skorbut endete. Doch der Pelzhandel eines Radisson und Des Groseilliers seit dem Jahre 1696 brachte die Entdecker nun im Auftrage der Hudson Bay Company an jene abweisenden Gestade zurück.