Trotz Fernsehen, Kino und Internet sind Radios aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Alles begann im Jahr 1865. Der englische Physiker James C. Maxwell (1831 – 1879) behauptete als Erster, dass es möglich sei, elektromagnetische Wellen (dazugehören zum Beispiel Licht- und Röntgenstrahlen) künstlich herzustellen. Er vermutete, dass diese Wellen eine ähnliche Form haben wie die Wogen der Ozeane. Maxwell hatte recht, doch er starb, bevor es ihm gelang, seine Behauptung zu beweisen.
Erst neun Jahre nach seinem Tod gelang es dem deutschen Physik-Professor Heinrich Hertz, elektromagnetische Wellen künstlich herzustellen. Und das mit einem Experiment, das alle Kritiker, die bis dahin deren Existenz für unmöglich hielten, verstummen ließ. Hertz baute eine einfache Apparatur auf. Sein „Sender“ bestand aus einer Drahtspule, einem Stück Blech und zwei Metallstäben. Der Empfänger war genauso gebaut und stand einige Meter vom „Sender“ entfernt. Als der Physiker dann eine Stromquelle an den Sender anschloss, sprang ein Funke von einem zum anderen Metallstab über. Das Gleiche geschah beim Empfänger. Der Funke war dort allerdings wesentlich schwächer. Trotzdem war lautlos und unsichtbar elektrische Energie durch elektromagnetische Wellen drahtlos übertragen worden. Mit seiner Entdeckung ging Heinrich Hertz in die Geschichte der Wissenschaft ein. Noch heute werden elektromagnetische Wellen nach ihm benannt. Ein Hertz (Abgekürzt: Hz) bedeutet: Eine Wellen-Schwingung pro Sekunde, ein Kilohertz (kHz) 1000, ein Megahertz (Mhz) eine Million Schwingungen und ein Gigahertz (GHz) eine Milliarde Schwingungen pro Sekunden.
Gugliemo Marconi sende als Erster eine drahtlose Nachricht von England nach Neufundland
Nach dem Tod des Physikers begannen Wissenschaftler in aller Welt, sich für die geheimnisvollen elektromagnetischen Wellen zu interessieren. Doch erst dem italienischen Physiker Gugliemo Marconi (1875 – 1934) gelang ein bedeutender Fortschritt. Schon als Kind hatte ihn alles fasziniert, was mit Elektrizität zusammenhing. Der Sohn eines Landedelmannes hatte sich im Dachgeschoss der Villa seiner Eltern ein technisches Labor eingerichtet, das fast genauso gut ausgestattet war, wie das von berühmten Wissenschaftlern.
Als Zwanzigjähriger las Marconi ein Buch des verstorbenen deutschen Physikers Heinrich Hertz. Sofort war er von der Idee besessen, Nachrichten mit elektromagnetischen Wellen drahtlos durch die Luft zu übertragen. Er verbesserte die von Hertz erfundene Anlage, und sendete die elektromagnetischen Wellen von seinem Labor in ein anderes Zimmer. Damit tat er einen weiteren wichtigen Schritt zur Entwicklung des Radios. Von seinem Vater bekam Marconi so gut wie keine Unterstützung. Der Landedelmann, der in seinem Sohn lieber einen Gutsherren als einen Erfinder gesehen hätte, betrachtete die Experimente nur als Unsinn. Das änderte sich erst, als Marconi seinem Vater bewies, dass er elektromagnetische Wellen über mehrere Kilometer weit senden konnte.
Marconis Bruder hatte den Empfänger so weit getragen, dass er außer Sicht war. Der Plan sah vor, dass der Vater ein Taschentuch fallen ließ, woraufhin Marconi seinem Bruder ein Signal senden, und dieser mit seiner Jagdflinte einen Schuss abgeben sollte. Das Taschentuch fiel, und knapp eine Sekunde später ertönte der Schuss. Damit hatte Marconi seinen Vater überzeugt und erhielt die für damalige Verhältnisse stattliche Summe von 100 englischen Pfund. Das Geld reichte, um die Experimente fortzusetzen. Am 12. Dezember 1901 sendet Marconi von Cornwall (England) eine Nachricht. Sie wurde von einer Antenne, die an einem Drachen befestigt war, in Neufundland empfangen. Zwar bestand die Botschaft nur aus drei Punkten – aber zum ersten Mal war es jemandem gelungen, den Atlantik mit einer drahtlosen Meldung zu überbrücken.
1923 startete im Berliner Fox-Haus der erste deutsche Radiosender
Mit Marconis System konnte man jedoch noch keine gesprochenen Worte oder Musik, sonder nur Zeichen senden. Die großen Reedereien in Deutschland und England erkannten als Erste das Pontenzial dieser Erfindung. Sie rüsteten ihre Schnelldampfer mit drahtlosen Funkgeräten aus. Weltweit bekannt wurde das Funksignal SOS (Save our Souls: Rettet unsere Seelen), das im Mai 1912 vom sinkenden Ozeanriesen „Titanic“ gesendet wurde. Dieses Signal (im Morse-Alphabet: drei Punkte, drei Striche, drei Punkte) hat im Laufe der Jahrzehnte Tausenden von Seeleuten das Leben geretten.
Ein Jahr nach dem Untergang der „Titanic“ existierten in den Vereinigten Staaten bereits Stationen, die Sprache und Musik übertragen konnten. Für diese Errungenschaften war ein gewaltiger technischer Fortschritt notwendig. Denn die Schallwellen haben eine viel geringere Schwingungszahl als elektromagnetische Wellen. Deshalb müssen die Schallwellen im Sender umgewandelt werden. Umgekehrt werden die hochfrequenttierten Radiowellen (so der Fachausdruck) im Empfänger wieder auf eine Schwingungszahl von 20 – 20.000 Hertz zurückgestuft, damit sie das menschliche Ohr wahrnehmen kann.
Im Rundfunksender gibt es gibt es deshalb einen Modulator, der die niedrigen Schwingungen in höhere umwandelt. Im Empfänger – also im Radiogerät – übernimmt der „Demodulator“ die umgekehrte Aufgabe. Nachdem also die technischen Schwierigkeiten gelöst waren, ließ sich der Siegeszug des Radios nicht mehr aufhalten. 1921 gab es in den Vereinigten Staaten bereits 600 Rundfunksender. Zu dieser Zeit wurden in Deutschland nur einige Testsendungen ausgestrahlt. Erst 1923 nahm im Fox-Haus in Berlin der erste offizielle Radiosender seine Arbeit auf. Bald darauf war das ganze Land von der neuen Erfindung fasziniert. In allen deutschen Großstädten entstanden Sendestationen. Als 1955 das Fernsehen in die Wohnstuben Einzug hielt, meinten viele, damit hätte für den Rundfunk die letzte Stunde geschlagen. Doch das war ein Irrtum. Heute ist das Radio populärer den je. Und auch im Internet hat es sich seinen Platz erobert.
Popow wird hier sträflich vernachlässigt. Er war vor Marconi der Erste, hat allerdings nichts patentieren lassen, verstarb auch jung. Das Ost-West-Verhältnis tat sein Übriges, um den Herrn in Vergessenheit geraten zu lassen.