Ein guter Schiedsrichter weiß, wie man sich Respekt verschafft und dafür sorgt, dass das Spiel unter Beachtung der Regeln abläuft.
Heute sind Schiedsrichter bei Fußballspielen eine Selbstverständlichkeit. Doch als man Mitte des 19. Jahrhunderts anfing, Fußball zu spielen, sah das noch ganz anders aus. Damals leiteten die jeweiligen Mannschaftsführer das Spiel. Wenn ein Spieler gegen die Regeln verstieß, unterbrach dessen Mannschaftsführer das Spiel und gab den Ball für den Stoß durch den Gegner frei. Erst 1873 wurde der Begriff des Schiedsrichters in die Regeln aufgenommen. Zusätzlich gab es noch zwei Unterschiedsrichter (Umpires). Der Schiedsrichter saß am Spielfeldrand und hatte lediglich die Funktion einer Berufungsinstanz. Verstieß ein Spieler gegen die Regln, wurden die Umpires von den Mannschaftsführern angerufen. Erst wenn diese sich nicht einigen konnten, musste der Schiedsrichter entscheiden. Die Befugnisse der Mannschaftsführer gingen somit auf die Umpires über. Diese durften allerdings nicht in den Mannschaften mitspielen.
Unparteiische, Assistenten und Torlinienrichter
Im Jahr 1891 wurden die Umpires abgeschafft. An ihre Stelle traten die Linienrichter, die dem Schiedsrichter unterstellt waren. Im Profifußball wurde später noch ein vierter Offizieller eingeführt, der dem ersten Schiedsrichterassistenten die Aufgaben abnimmt. Er kontrolliert die Auswechslungen, zeigt die Nachspielzeit an und überwacht das Verhalten der Fußballtrainer, der Auswechselspieler und der Platzordner. Seit der Weltmeisterschaft 2006 kommt auch ein fünfter Offizieller zum Einsatz, der den vierten unterstützt.
Der Grund für diese Erweiterung ist, dass der vierte und fünfte Offizielle als Schiedsrichter oder Schiedsrichterassistenten ausgebildet sind und so bei einem Ausfall des Schiedsrichters oder Assistenten sofort einspringen können. In den Gruppenphasen der Europa-League 2009/2010 wurden auch erstmals Torschiedsrichter eingesetzt. Sie stehen hinter der Torlinie auf der gegenüberliegenden Seite des jeweiligen Schiedsrichterassistenten, dürfen aber trotzdem das Spielfeld betreten. Ihre Hauptfunktion ist es, zu entscheiden, ob ein Ball die Torlinie überquert hat. Gleichzeitig stehen sie dem Schiedsrichter aber auch bei strittigen Fouls oder bei Tätlichkeiten im Strafraum zur Seite.
Elfmeter wird wegen „Pupsen“ des Gegenspielers wiederholt
Schiedsrichter sind nicht unfehlbar. Bisweilen können ihre Entscheidungen auch zu hitzigen Diskussionen unter den Anhängern der am Spiel beteiligten Mannschaften führen. Bei der Begegnung der englischen Clubs Charlton Villa und International Manchester 2009 in Stratford sollte es einen Elfmeter geben. Angeblich, weil ein Gegenspieler pupste, verfehlte der Schütze das Tor. Der Schiedsrichter zeigte dem „Täter“ die Gelbe Karte wegen Störung und ließ den Elfmeter wiederholen. Diesmal landete der Ball im Netz. Doch nach dieser Entscheidung eskalierte die Situation auf dem Feld. Villas Torwart bekam die Rote Karte, weil er den Unparteiischen als „den schlechtesten Schiedsrichter seit vielen Jahren“ bezeichnete. Ein weiterer Villa-Spieler wurde wegen eines ähnlichen Vergehens vom Platz gestellt. Die dritte Rote Karte gab es für eine Tätlichkeit. Obwohl schließlich nur noch acht Villa-Spieler auf dem Platz standen, gewann das Team mit 6:4.
Handspiel im Fünfmeterraum und manipulierte Fußballspiele
Eine weiteren diskussionswürdige Entscheidung gab es bei der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Bei der Partie Australien gegen Aquatorialguinea am 3. Juni schoss die australische Spielerin Leena Khamis den Ball an den linken Pfosten, der daraufhin abprallte und direkt zu der Verteidigerin Bruna flog. Sie schlug ihn jedoch nicht weg, sondern nahm ihn im Fünfmeterraum in die Hand. Sekunden später bemerkte sie ihren Fehler und ließ den Ball fallen. Eigentlich hätte es Elfmeter für Australien geben müssen, doch Schiedsrichterin Gyoengyi Gaal aus Ungarn ließ weiterspielen. Zum Glück für die Unparteiische gewann Australien mit 3:2.
Manchmal gibt es auch finanzielle Gründe für die Fehlentscheidungen eines Unparteiischen. So brachte der Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 mit seinem Geständnis, Fußballspiele manipuliert zu haben, einen der größten Bestechungsskandale ins Rollen. Er wurde wegen Beihilfe zum bandenmäßigen Betrug zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt.