Die Schreibmaschinen aus Wilhelmshaven waren weltweit gefragt. Zu den ganz Großen im Schreibmaschinengeschäft gehörten die Olympia-Werke Wilhelmshaven. Aber die Computertechnik verdrängte die Schreibmaschine und Olympia.
Es gab einmal in Wilhelmshaven, genauer im Ortsteil Roffhausen der Stadt Schortens, eine große Fabrik für feinmechanische Geräte. Unter dem Namen „Olympia“ entstanden hier vor allem Schreibmaschinen, von denen etliche Modelle auf der ganzen Welt bekannt waren. Seit der Schließung des Werks Anfang der 90-er des 20. Jahrhunderts lebt nur noch der Markenname weiter.
Die Ursprünge der Olympia-Werke
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Schreibmaschinen noch recht neue für den Alltag im Büro. Aber sie erfreuten sich zunehmenden Interesses. Das sprach sich bis in die Führungsetage der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) in Berlin herum. Die beauftragte die den Ingenieur und Elektrotechniker Dr. Friedrich von Hefner-Alteneck damit, eine Schreibmaschine zu entwerfen. Der konstruierte daraufhin die „Mignon“. Das war eine preiswerte Zeigerschreibmaschine. Die sollte nicht nur für größere Firmen, sondern auch für Handwerker und Privatleute erschwinglich sein. Den Vertrieb dieser Maschine übernahm die Union Schreibmaschinen-Gesellschaft m. b. H. Aus dieser Firma heraus entwickelten sich die Olympia Werke.
1912 wurde das Programm erweitert. Neben der „Mignon“ begann die Herstellung der sich schließlich durchsetzenden Typenhebelschreibmaschinen. Nach dem Ersten Weltkrieg legten die Produktionszahlen der Schreibmaschinen kräftig zu. Neue Kapazitäten mussten aufgebaut werden. So wurden 1923 die AEG Deutsche Werke in Erfurt gegründet wurden. Ab 1930 firmierte dieses Unternehmen als „Europa Schreibmaschinen AG“. Und ihre Produkte trugen nun den Markennamen „Olympia“. Die letzte „Mignon“ verließ 1933 das Werk. Und schließlich wurde nach der Sommer Olympiade 1936 in Berlin am 31. Dezember 1936 der Firmenname in „Olympia Büromaschinenwerke AG“ geändert.
Im April 1945 wurde das Werk in Erfurt durch Artilleriebeschuss erheblich beschädigt. Aus den Trümmern entstand der Volkseigene Betrieb „VEB Optima Büromaschinenwerke“. Schreibmaschinen waren für viele Jahre das Produkt des Erfurter Werkes.
Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg
Das Werk bei Wilhelmshaven entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Mitarbeiter des Erfurter Werkes flohen mit Konstruktionsplänen in den Westen. In ehemaligen Werkstatthallen der Marinewerft nahmen sie die Produktion von Schreibmaschinen auf. Die Nachfrage nach dieser unentbehrlichen Büromaschine stieg kräftig an und die Olympia Schreibmaschinen gingen in der Wirtschaftswunderzeit weg wie Butter. Umsatz, Gewinn und Mitarbeiterzahl wuchsen stetig. Die AEG-Tochtergesellschaft Olympia-Werke AG beschäftigte in der Spitze allein in Wilhelmshaven 12.000 Frauen und Männer. In Leer (Ostfriesland) entstand in den 60er-Jahren ein Zweigwerk, das 2.500 Leute beschäftigte.
Es gab einen Rechtsstreit darüber, wer den Firmen- und Markenamen „Olympia“ führen durfte. Die Erfurter firmierten unter „Optima“, die Wilhelmshavener starteten unter „Orbis“. 1949 entschied der Internationale Gerichtshof in Den Haag, dass das Wilhelmshavener Werk den Firmen- und Markennamen Olympia nutzen darf. Seit 1950 lautete der Firmenname „Olympia Werke West GmbH“. Im Juni 1954 erfolgte die Umwandlung auf die „Olympia Werke Aktiengesellschaft“. Die Erfurter nutzten den Markennamen „Optima“.
Seit 1962 war die AEG zu 100 % Eigentümer der Olympia Werke AG mit einem Stammkapital von 55 Millionen DM.
Expansion und Ende der Olympia-Werke
Noch war die Welt der Schreibmaschine eine heile Welt. Olympia expandierte auch durch die Akquisition von Wettbewerbern. Gekauft wurden unter anderem die Schreibmaschinenfabrik Alpina in Kaufbeuren sowie der Hersteller von Rechenmaschinen Brunsviga in Braunschweig. Als 1970 die neue Halle 1 der Hannover-Messe mit der CeBIT startete, da war Olympia der größte Aussteller in dieser neuen Halle.
Olympia expandierte dann auch in den Bereich der Datenverarbeitung. Das computergesteuerte Datenerfassungssystem Olympia Multiplex 80 wurde 1970 präsentiert. Ab Mitte der 60er Jahre stellte Olympia neben mechanischen auch elektronische Rechenmaschinen her. Ende der sechziger Jahre waren diese mit hunderten von Transistoren und Dioden bestückten Maschinen jedoch bereits viel zu schwer und teuer. Die japanischen Konkurrenten brachten wesentlich leichtere und preiswertere Maschinen auf den Markt. Dieser Situation begegnete das Olympia Management Anfang der 70er-Jahre auf dem Gebiet der Datentechnik durch eine Kooperation mit Matsushita. Andere Komponenten wie Kopiergeräte wurden u. a. von Agfa zugekauft.
Ende der 80er Jahre zeichnete sich der Untergang der klassischen Bürotechnik bereits deutlich ab. Das blieb auch für Olympia nicht ohne Folgen. Der Mutterkonzern AEG, der inzwischen von der Daimler-Benz AG aufgekauft war, konnte keine entscheidenden innovativen Schübe geben. Versuche von Olympia zur Diversifikation in die Datenverarbeitung wurden eher behindert.
Für Olympia wurden dann die 80er Jahre zu einer Zeit des Todeskampfes. Die letzten 4.500 Mitarbeiter stritten lange um den Erhalt des Werkes in der schon strukturschwachen Umgebung von Wilhelmshaven. Es half nichts. So schloss das Werk Anfang der 1990er Jahre für immer seine Pforten.
Olympia im Jahr 2008
Der Hattinger Unternehmer Heinz Prygoda, sicherte sich 1997 die Vertriebsrechte der Marke Olympia. Dies zunächst für Deutschland, ab 2003 auch für Europa, die ehemaligen GUS-Staaten, den mittleren Osten und Nordafrika. In Hattingen sind derzeit rund 40 Mitarbeiter beschäftigt. Vertrieben werden diverse Geräte unter der Marke „Olympia“. Darunter auch und vor allem die klassische mechanische oder elektrische Typenhebelschreibmaschine. Die ist noch nicht tot. Es gibt weiter Liebhaber der Schreibmaschine. Und auf dieser Welt gibt es auch noch Gegenden, wo es mit der Stromversorgung noch nicht so klappt. Und da werden mechanische Schreibmaschinen noch immer gebraucht. Sie stammen allerdings inzwischen aus Fertigungsstätten im Umfeld der Olympischen Sommerspiele 2008.