Die Entdeckung von Erdöl ist auf die Arbeit vieler verschiedener Menschen und Kulturen im Laufe der Geschichte zurückzuführen. Die frühesten bekannten Fälle von Erdöl wurden von den alten Sumerern und Babyloniern im heutigen Irak entdeckt. Sie benutzten das Öl zur Herstellung von Salben und Arzneimitteln. Im Mittelalter wurde in China und Persien ebenfalls Erdöl gefunden und zur Herstellung von Lampenöl verwendet. Die moderne Erdölindustrie entstand im 19. Jahrhundert, als in Nordamerika und Europa große Ölvorkommen entdeckt wurden und die Förderung und Nutzung von Erdöl auf industrielle Weise begann.
Erdöl, Grundstoff des Benzins, war das Zauberwort des 20. Jahrhunderts. Allerdings tauchte es nicht plötzlich vor den staunenden Augen der Menschen auf, sondern war schon seit Jahrhunderten bekannt. Damals ahnte jedoch niemand, dass es sich um einen wirklichen Schatz handelte. Die alten Völker von Sumer und Babylon, später auch die Ägypter und Phöniker verwendeten den Rohstoff so, wie sie ihn fanden, das heißt in Form von Bitumen, einer schwarzen, klebrigen Masse. Auch die alten Chinesen kannten eine Erscheinungsform des Erdöls, das Erdgas. Sie entdeckten es per Zufall, als sie Bohrungen ins Erdreich vorantrieben, um Salzlager auszubeuten.
Erdöl kann hellgelb bis schwarz und mehr oder weniger zähflüssig sein. Natürlich gibt es für die verschiedenen Erscheinungsformen auch unterschiedliche Bezeichnungen. Petroleum ist beispielsweise ein aus dem Lateinischen stammendes Wort für Erdöl. Eigentlich sind es zwei Wörter: „petra“ und „oleum“. Sie bedeuten soviel wie Steinöl.
Im alten Ägypten wurden Leichen mit Bitumen balsamiert
Die Bezeichnung „Naphtha“ stammt aus dem Chaldäischen, einer Sprache, die von den Völkern zwischen dem Persischen Golf und Babylonien gesprochen wurde. Das Wort „Asphalt“ stammt von einem griechischen Wort und bedeutet soviel wie Erdpech. Die Bezeichnung „BItumen“ hat ihren Ursprung in dem lateinischen Ausdruck „pix tumes“, was zu deutsch Gräberpech heißt. Die ärmeren Leute im alten Ägypten hatten nämlich mit dem Erdpech ihre Leichen balsamiert. Deswegen gaben die Römer der klebrigen schwarzen Masse diesen Namen.
Bitumen kommt in großen Mengen in Judäa, an den Ufern des Toten Meeres und im Jordantal vor. Alle diese Stoffe gehören zu derselben chemischen Familie der Kohlenwasserstoffverbindungen. Nachdem Pater Athanasius Kircher, ein bedeutender Chronist des 18. Jahrhunderts von einer Chinareise zurückgekehrt war, berichtete er, wie die Chinesen ihre Mahlzeiten auf Flammen gekocht hätten, die direkt aus der Erde hervorloderten. Wahrscheinlich wurden diese Flammen von Erdgas genährt.
Im Elsass verwendete man Erdöl als Heilmittel gegen Gicht
Ähnliches berichtete man auch von der Halbinsel Apscheron im Kaspischen Meer. Dort war eine Region entstanden, zu der auch ein Kult der Feueranbetung gehörte. Zu Ehren des Gottes Ahura Masda, der durch das Licht symbolisiert wurde, errichtete man Tempel, in denen ein ewiges Feuer brannte. Uneingeweihte betrachteten dieses anscheinend aus dem Nichts kommende Feuer mit religiöser Ehrfurcht. In Wirklichkeit wurde es von Erdgas genährt, das man durch Kanäle zu den Altären leitete.
Der Arzt und Mineraloge Georgius Agricola berichtete in einem Buch aus dem Jahr 1545 von Erdölvorkommen im Elsass. Vermischt mit Quellwasser, strömte es dort bei Lampertsloch aus der Erde, und man verwendete die schwarze Flüssigkeit als Heilmittel gegen Gicht, Hexenschuss, nervöse Zuckungen und andere Krankheiten. Im 19. Jahrhundert war man in Europa dazu übergegangen, aus dem Rohöl destilliertes Brennöl herzustellen, mit dem dann die Straßenlaternen gespeist wurden. Ihre große Blütezeit erlebte diese Industrie allerdings in den Vereinigten Staaten von Amerika, und zwar als Petroleumlicht.