Zunächst ein Privileg, heute ein Massenprodukt: Das Handy setzte sich mit immer kleineren Geräten und durch die Bereitstellung besserer Netze durch.
Erstmals mobil konnten Personen unterwegs auf der Zugstrecke Berlin-Hamburg telefonieren. Im wahrsten Sinne des Wortes fanden die Gespräche „mobil“, also fahrend statt. Circa 37 Gespräche täglich verzeichnete die Bahn auf dieser Strecke. Tragbar war dieses Telefon allerdings noch nicht.
Hohe Grundgebühren und schwere Geräte – mit dem A-Netz begann das mobile Telefonzeitalter
Am Anfang der Handygeschichte stand ein 16 Kilogramm schweres Telefon mit einer monatlichen Grundgebühr von bis zu 270 D-Mark und einem Anschaffungspreis von ca. 8.000 bis 15.000 D-Mark. Zum Vergleich: Ein VW Käfer kostete etwa 5000 Mark. Freilich war dieses Telefon tragbar, jedoch konnte von Mobilität keine Rede sein. Das klobige Röhrenexemplar füllte einen halben Kofferraum. Das war im Jahr 1958. Wenn auch eher sperrig als komfortabel, man war damals auf dem Weg zu einer revolutionären Entwicklung in Sachen mobiles Telefon.
Im sogenannten A-Netz waren die Gespräche sogar handvermittelt, damals natürlich analog (150 MHz-Frequenzbereich) und teuer. Allein das Wort SMS war gänzlich unbekannt. Gespräche waren privilegierten Berufsgruppen (Politiker, Unternehmer) vorbehalten, sozusagen den „oberen Zehntausend“, denn knapp über 10.000 war die höchste Teilnehmerzahl. 1977 stellte man den Betrieb ein, dennoch war das erste Mobilfunknetz das damals flächendeckend größte der Welt. Auslandsgespräche waren aber nicht möglich.
1968 lag die Flächenabdeckung bereits bei 80 Prozent. Etwa vier Fünftel der westdeutschen Bevölkerung hätte mittels eines tragbaren Telefons Gespräche führen können. Da viele nicht einmal einen herkömmlichen Anschluss besaßen, war die Nachfrage nach diesem Zukunftsmodell schwindend gering.
Fortschritte im B-Netz – die Teilnehmerzahlen stiegen
Fast flächendeckender Empfang bestand in Westdeutschland bereits 1972. Im sogenannten B-Netz gab es über 150 Funkstationen. Problem war, dass der Anrufer stets den regionalen Aufenthaltsort des Empfängers wissen musste, um ihn mit Ortsvorwahl erreichen zu können. Bis zu 27.000 Teilnehmer verzeichnete das damalige Netz. Teilweise waren sogar Auslandsgespräche möglich. 1994 nahm man das B-Netz aus dem Verkehr.
Das C-Netz ermöglichte kleinere Geräte
Mit dem C-Netz war man ab 1985 erstmals über das gesamte Bundesgebiet erreichbar, ohne eine Ortsvorwahl wählen zu müssen. Von nun an war die Produktion von kleineren Geräten eingeläutet. Geringerer Stromverbrauch und somit kleinere Akkugrößen machten dies möglich. 1987 war das erste tragbare Telefon erhältlich, es war von Siemens gefertigt und hatte die Größe eines Kofferradios. Damals war ein Auto als Transportmittel unabdingbar, ja sogar Voraussetzung für die mobile Telefonie. Der Übergang zum Taschenhandy, für jedermann erschwinglich, dauerte nicht mehr lange. Schon bald wurden die ersten Handys produziert, damals noch mit sichtbarer Antenne. Produkte aus dieser Zeit der gar nicht so alten, aber doch antik wirkenden Exemplare sind unvergessen.
Pager – Scall und Quix
Vor dem flächendeckenden Siegeszug des Handy schlich sich eine Technologie ein, deren Erfolg angesichts des interessanter und immer günstiger werdenden mobilen Telefonierens nur von kurzer Dauer war. Die Rede ist von Pagern. Bekannt unter dem Namen „Scall“ und „Quix“ gab es kleine Taschengeräte, die Nachrichten empfangen konnten.
Der Schritt ins digitale Netz – die Schritte zum D- und E-Netz
Das D-Netz teilten sich zwei Kommunikationsgiganten. Mit D1 und D2 gingen die Deutsche Telekom und Mannesmann-mobil parallel ab 1992 in Betrieb. Zunächst war der Empfang für 4 Millionen gedacht, musste aber alsbald ausgebaut werden. Ein ganzer Industriezweig begann zu wachsen. Ab 1998 wurde das E-Netz wurde eingeführt, womit VIAG Interkom an den Start ging (heute O2). Der Hersteller des ersten tragbaren Handys, Siemens, hat sich mittlerweile von dieser Geschäftssparte getrennt. Siemenshandys werden nicht mehr produziert.