Hans Jenny rief Kymatik ins Leben
Der 1904 in Basel geborene Arzt, Maler, Lehrer und Naturforscher schloss sich den Untersuchungen von Goethe an und setzte sie fort. Jenny unterrichtete an der Rudolf-Steiner-Schule in Zürich und widmete seinen künstlerischen Schwerpunkt der Malerei von Tieren, deren Anregung er von Goethes Naturforschungen erhielt. Hans Jenny rief die Kymatik ins Leben, deren Begriff aus dem Griechischen stammt und sich von kyma, der Welle, ableitet. Er knüpft an den Erkenntnissen von Ernst Florens Friedrich Chladni an, die dieser bereits 200 Jahre vorher untersuchte. Der Musikjournalist Joachim Ernst Behrendt bezog sich in seinem Spätwerk wiederum auf die Ergebnisse von Jennys Kymatik.
Schwingung schafft Bilder und komplexe Strukturen
In der zweiteiligen Veröffentlichung aus den Jahren 1967 und 1972 geht es Jenny im ersten Teil um das Sichtbarmachen von Urphänomenen im Wellen- und Schwingungsbereich. Im zweiten Teil befasst er sich mit der Auswirkung von Schall und Vibration auf Flüssigkeiten, Pulver und Brei. Seine Beobachtungen führen ihn zu dem Schluss, dass die aus den Schwingungen entstehenden Bilder dynamisch geordnete Muster sind und kein Chaos darstellen. Ein Teil seiner Erkenntnis ergibt, dass tiefe Töne einfache und klare Bilder erzeugen und mit hohen Tönen feine komplexe Strukturen erzeugt werden können. Der Forscher untersucht die Phänomene unterschiedlicher Materialien in verschiedenen Zuständen: die sich durch Bewegung ergebenden Formen, die den eigenen Rhythmen entsprechen. In ihren Strukturen erinnern sie an die von Pflanzen, Algen, Zellen, Waben und viele mehr. Doch Hans Jenny interessiert nicht nur, welche Formen die Töne erzeugen, sondern auch die umgekehrte Wirkungsweise. So beinhalte jedes hinterlassene Muster die Botschaft der Dynamik oder Schwingung und die Information vom Ausgangsmaterial.
Hans Jenny erfand das Tonoskop
Jenny erfand das Tonoskop und machte damit die Stimme sichtbar. Doch auch im fotografischen Bereich setzte er Zeichen, indem er kurze Auslösezeiten nutzte, um fallende Wassertropfen fotografisch festzuhalten. Seine Ergebnisse führen ihn zu der Erkenntnis, dass der Klang das schöpferische Grundgesetz ist und gelangt damit zu den Urgründen des Seins, in einer in sich verweilenden Art, die über den reinen Gewinn weit hinaus gehen.
Chladni machte Schallwellen 200 Jahre vorher sichtbar
Den Grundstein für die Lehre im Schall legte Chladni bereits 200 Jahre vorher. Er machte Schallwellen sichtbar. Damit hatte er bewiesen, dass Materie durch Schwingung beeinflussbar ist. Muster variieren in Abhängigkeit von unterschiedlichen Frequenzen. Fallen Rhythmen und Perioden zusammen, entstehen komplexe Netze. Treffen zwei Sinuskurven im rechten Winkel aufeinander, spricht man von Lissajous-Figuren. Diese findet man in weiten Bereichen der Mythologie wider. In verschiedenen Kulturen stellen sie Teile des Universums dar. Mit der Erfindung des Quarz-Oszillatoren war es Jenny möglich, kontrollierter zu forschen. Denn damit konnte er Frequenz oder Amplitute und letztlich die Muster ändern. Bei schnellerer und turbulenterer Bewegung erfolgten auch Eruptionen, bei denen das Material in die Luft geworfen wurde.
Musik und Vibration gestalten ihre Umgebung
Fasziniert war Hans Jenny von der Beobachtung, dass das Tonoskop Vokale der hebräischen Sprache oder im Sanskrit die Form dieser Zeichen aufzeigte, jedoch Vokale der jungen Sprachen nicht. Doch nicht nur dieses Phänomen warf neue Fragen auf, sondern auch das Ergebnis des Versuches, dass bei gekippter Platte die sich darauf befindliche Flüssigkeit nicht dem Gesetz der Gravitation füge, sondern ausschließlich damit beschäftigt war, sich neuer Formbildung zu widmen.
Letztlich basiert seine Evolutionstheorie auf einer Entwicklung durch Vibration, bei der ausschließlich die Natur das Endergebnis bestimmt. Der amerikanische Polarität- und Musiktherapeut, John Beaulieu, untersuchte Jennys Ergebnisse und entdeckt Parallelen zur Heilkunst. Die Einflüsse verschiedener Frequenzen auf Gene, Zellen und die Struktur der Zellen sei für ihn insbesondere für die Heilung von Körpern mit Tönen bedeutend. Er schließt nicht aus, dass Kristalle, Pflanzen, Menschen sichtbare Gestalt der sie umgebenden Musik und Vibration annehmen.
Kymatik – Wellenphänomene und Schwingungen nach 40 Jahren neu veröffentlicht
Dem Schweizer AT Verlag ist es Wert, sein Werk heute, nach über vierzig Jahren, erneut aufzuerlegen. Das Buch wurde unter dem Titel „Kymatik – Wellenphänomene und Schwingungen“ mit 325 Schwarz-Weiss und 25 Farbaufnahmen veröffentlicht. Trotz der schnelllebigen Zeit, begründet der Verlag die Veröffentlichung damit, dass es sich bei den Ergebnissen um einen Klassiker handele.