Die Sprache der Götter aus Indien. Sanskrit ist die älteste belegte indogermanische Sprache. Das Alt-Indische wird im Westen besonders im Yoga benutzt. Grammatik und Lautgesetze sind allerdings schwierig.
Hierzulande ist Sanskrit in Yoga-Kursen lebendig, wo Übungen solch wohlklingende Namen wie „Tadasana“ oder „Ushtrasana“ haben. Selbst Wörter wie „Udaravedanaa“ klingen gut, doch meint das Wort zu Deutsch „Magenschmerzen“. Aber Sanskrit klingt nicht nur gut, es ist eine äußerst interessante und komplexe Sprache, deren Geschichte und Gesamtzusammenhang erzählenswert ist.
Die meisten europäischen Sprachen haben eine gemeinsame Wurzel, das Indogermanische, auch Indoeuropäisch genannt. Es gibt über diese von der Sprachwissenschaft teils rekonstruierte Sprache jedoch keinen Nachweis. Nur eines ist sicher, dass auch das Sanskrit vom Indogermanischen abstammt und somit mit den europäischen Sprachen verwandt ist. Man nehme als Beispiel das deutsche Wort „Mutter“, das im Englischen „mother“, im Spanischen „madre“, im Tschechischen „matka“ und im Sanskrit „matr“ heißt.
Diese Verwandtschaft kommt mit höchster Wahrscheinlichkeit so zustande, dass das Nomadenvolk der Arier, dessen genaue Herkunft nicht bekannt ist, seine Sprache mit über den Ural bis nach Indien hineingeschleppt hat. Hier traf das Indogermanisch dieses Nomadenvolkes auf die dravidische Sprache der lokalen Bevölkerung, und daraus entwickelte sich das Sanskrit, während sich in Europa Sprachen wie Latein und Griechisch entwickelten. Aus dem Sanskrit entwickelten sich das moderne Bengalisch oder das Nepalesisch. Mit vielen persischen und arabischen Einflüssen entstand aus dem Alt-Indischen das Hindi, die wichtigste der offiziellen indischen Sprachen. Diese Prozesse sind in Wahrheit viel komplizierter und hier natürlich höchst vereinfacht dargestellt.
Sanskrit: Literatursprache der indischen Religion und Philosophie
Wie das Lateinische war das Sanskrit eine Sprache der Geistlichen und Gelehrten und nur einer bestimmten Oberschicht vorbehalten. Die breite Bevölkerung sprach dem Sanskrit nahe Dialekte, die man zusammengefasst als Prakrit bezeichnet. Die heiligen Schriften des Hinduismus, die Veden, die man auf ungefähr 1500 v. Chr. datiert, sind in einer alten Form des Sanskrit verfasst, genauso die philosophischen Schriften Upanishaden und Bhagavad-Gita. Auch heute noch ist Sanskrit die Sprache hinduistischer Rituale.
Sanskrit war und ist Medium indischer Religion und Philosophie. Daher spielt es auch heute noch im Yoga eine Rolle. Ursprünglich ist Yoga mehr als die Körperübungen unserer heutigen Wellnesskultur. Es ist ein komplexes philosophisches System mit typisch indischer Ausprägung, das vereinfacht gesagt mit dem Erlöschen des Individuums und Aufgehen im All-Einen zu tun hat, wobei Körperübungen neben Meditation, Rezitation, Erkenntnis durch Lektüre philosophischer Schriften, Mantras und vielem mehr diesem Ziel dienen sollen.
Komplizierte Grammatik und Lautgesetze
Im vierten Jahrhundert vor Christi machte sich ein indischer Sprachwissenschaftler namens Panini die Mühe, das Sanskrit zu analysieren und zu standardisieren. Wer heute glaubt, sich am Latein die Zähne auszubeißen, dem lehrt das Sanskrit erst recht das Fürchten. Es gibt mehr grammatikalische Kategorien und somit sehr viel mehr Formen zu lernen. Die Verwandtschaft zum Lateinischen zeigt sich allerdings daran, dass auch das Sanskrit eine flektierende Sprache ist, Personen, Zeiten und vieles andere also in den Endungen anzeigt.
Zum Verzweifeln können den Sanskritschüler die unendlich anmutenden Lautgesetze bringen, Sandhi genannt. Diese Phänomen gibt es in vielen Sprachen, so auch im Deutschen. Die Vorsilbe „syn-“ wird der einfacheren Aussprache zuliebe zu „sym-“ in Wörtern wie beispielsweise „Sympathie“. Im Sanskrit gibt es sehr viele Regeln, wie sich Buchstaben verändern, besonders an Wortende und Wortanfang. So wird als Beispiel aus „o“ und „i“ wenn sie an den Wortgrenzen aufeinander treffen, ein „avi“. Gerade für Anfänger wird das Identifizieren von Wörtern so zur Herausforderung.
Sanskrit ist eine Silbensprache, die in allen möglichen indischen Schriftsystemen wiedergegeben wird. Es gibt sogar drei Alphabete, die ausschließlich für Sanskrit verwendet werden: Grantha, Sharada und Siddham. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich aber das sogenannte Devanagari durchgesetzt, das auch für das heutige Hindi benutzt wird. Für das Umschreiben ins lateinische Alphabet hat sich ein standardisiertes System bewährt, das International Alphabet of Sanskrit Transilteration (IAST). Bleibt nur noch das wohl berühmteste Sanskrit-Zitat zu nennen, das übersetzt so viel heißt wie „Juwel im Lotus“ und für Buddha steht: Om mani padme hum!