Die ersten Buchmessen der Welt gab es bereits vor der Erfindung des Buchdrucks. Ein Paradox? Nicht im Leseland Deutschland.
Mit der Erfindindung des Buchdrucks bewegte sich das Buch langsam aber stetig vom Luxusgut hinweg zum Allgemeingut und die Städte Frankfurt und Leipzig – neben anderen Faktoren – spielten dabei eine wichtige Rolle.
Bücher zu Zeiten des Bücherfasses
Die Geschichte der Frankfurter Buchmesse, erstes und wichtigstes Buchzentrum, reicht zurück ins Mittelalter. Im 12. Jahrhundert wurden Bücher wie saure Gurken verkauft, nämlich im Fass. Natürlich waren sie nicht eingelegt, sondern wurden in Holzfässern transportiert, damit man sie rollen konnte. Denn die ersten “Bücher” waren noch nicht die heutigen gedruckten und gebundenen Werke, sondern handbeschriebene Bögen aus Pergament, die gerollt wurden – daher auch der unbeschadete Transport im Fass. Übrigens erinnert „Bücherfass” noch heute als Name vieler Buchhandlungen an diese Zeit.
Wie andere Waren wurden literarische Werke in Schaubuden zur Schau gestellt und zum Verkauf angeboten. In Frankfurt erinnert heute noch die Büchergasse an das Zentrum des Buchhandels zwischen Römerplatz und Fahrtor am Main. Dass oft eher getauscht als gekauft wurde, tat der Messe keinen Abbruch.
Frankfurt und Leipzig als Messestädte
So gerüstet entwickelte sich die Mainmetropole bald zur ersten Adresse des Buchhandels nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa. Leipzig oder Lipzi, wie es im Mittelalter hieß, erhielt bereits 1165 Stadtrecht und erfüllte damit eine der Grundlagen für einen Messeplatz.
Ob Alte Salzstraße, Königstraße oder andere – Leipzig lag am Knotenpunkt vieler Handelswege, was der Stadt zusätzlichen Aufschwung als Handelsstadt gab. Im 15. Jahrhundert verloren die Hanse und Venedig ihre dominierende Stellung und Leipzig gewann weiter an Bedeutung als wichtiger Warenumschlagplatz. Vom 17. Jahrhundert bis 1945 überholte die Leipziger Buchmesse sogar die Frankfurter Buchmesse was die Anzahl der ausgestellten Titel anging und wurde die wichtigste Buchmesse in Europa.
Bücher, Messen und die Erfindung des Buchdrucks
Die ersten Bücher waren natürlich teuer und damit Luxusgüter, die sich nur die reichsten Familien leisten konnten. Nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 im benachbarten Mainz wurden Bücher zwar leichter herstellbar und änderten ihr Format, waren aber immer noch zu teuer für den Durchschnittshaushalt, selbst die berühmte 42-zeilige Gutenbergbibel.
Der wirkliche Durchbruch des Buchs als Allgemeinartikel traf mit der Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther im Jahr 1522 zusammen. Jetzt konnten gebildete Bürger nicht nur das Wort Gottes auf Deutsch selbst lesen und auslegen, sondern es galt auch als schick und fortschrittlich, eine Bibel zu besitzen. In vielen Nicht-Lese-Haushalten findet sich deshalb bis heute deshalb immer noch zumindest ein Buch – die Bibel.
Bestseller Bibel
Apropos Bestseller – bis heute ist die Bibel das weltweit meistverkaufte Buch. Alle Ausgaben zusammen erreichen eine Auflage von circa 20 Millionen. Jährlich! Da ist die Bibel so leicht nicht zu schlagen, denn übersetzt wurde sie auch am häufigsten – in über 2300 Sprachen bis jetzt, darunter viele auch heute schon ausgestorbene.