Besprechung des Buches von H.R. Wieland, welches mit Computergeschichte und -geschichten eine virtuelle Zeitreise antritt. Die Welt der Bits und Bytes hat längst (unsichtbar) Einzug in den Alltag gehalten. Seit der x-ten Generation von Smartphones, dem fast allgegenwärtigen Internet und der Selbstverständlichkeit eines Home-PCs macht sich kaum jemand Gedanken über die Ursprünge, Irrungen und Wirrungen vergangener Tage.
Dem möchte der Autor des vorliegenden Buches abhelfen, indem er seine populärwissenschaftliche Zeitreise durch die Geschichte der Computer aufgeschrieben hat. Das Niedergeschriebene ist in drei Segmente aufgespalten: Hardware, Software und eine Vision der Zukunft.
Historie von Altertum bis Konrad Zuse
Im ersten Teil widmet sich der Autor der Entstehung der Zahlensysteme im Laufe der Jahrhunderte und logischerweise auch den Hilfsmaterialien, die bis zur „Analytischen Maschine“ nach Babbages Entwürfen reichen. Über die ersten Rechner oder besser Rechengroßanlagen, die eng in Verbindung mit Konrad Zuse stehen, wird sich in die Ära der Heimcomputer vorgearbeitet. Eine Reise in eine Zeit, in der die Generation der heutigen Mitt-30er und -40er wohl ihre ersten Experimente unternommen hat und sich wieder finden wird. Aktivisten jener Generation könnten von diesem Abschnitt etwas enttäuscht sein, da zu wenig aus der Szene der damaligen Zeit reflektiert wird.
Entstehung und Entwicklung der Programmiersprachen
Die Aufarbeitung der Geschichte der Software würde wohl in jedem Informatik-Grundkurs interessierte Zuhörer finden. Von Assembler bis zur Objektorientierung wird ein Abriss gegeben, aber mehr noch: Welche Alternativen gab und gibt es neben Branchenriese Microsoft? Wie sind die Betriebssysteme oder relativ simple Computerspiele entstanden? Keine Sorge: Der Autor setzt beim Leser dabei keine Programmierkenntnisse voraus, wenngleich diese nicht schaden. Mit dem Kapitel über das Netz der Netze schlägt der Autor die Brücke zur Zukunft.
Virtualisierung und Cloud Computing
Hier werden neben einer kurzen Übersicht zur Virtualisierung und Cloud Computing primär Ansichten zur Denkmaschine gegeben. Ausgangspunkt dafür ist der Laplacesche Dämon, der bereits vielen Sciene-Fiction-Romanen zur Seite stand. Überhaupt verteilen sich innerhalb des Buches viele historische Fragmente neben technischen Details. Manchmal wäre es wünschenswert gewesen, dass der Autor noch mehr in „die Szene“ abtaucht und dafür die ein oder andere technische Aufzählung in den Hintergrund rückt. Abgerundet wird der Inhalt durch eine Begleit-DVD, die die beschriebenen Software-Klassiker nebst der benötigten Emulatoren und einer Virtualisierungssoftware mitbringt.
Fazit: Computergeschichte(n) – nicht nur für Geeks
Weitestgehend locker geschriebene Unterhaltung, für jene, die den Blechkumpel mal abseits vom Platz unter dem Arbeitstisch kennen lernen wollen. Auf den ein oder anderen Passus kann man einen anderen Blick haben beziehungsweise wünscht man sich noch mehr zum „Wühlen“ in vergangenen Tagen. Die DVD hält zwar die im Buch beschriebene Software bereit, aber nicht immer die besten Beispiele zur Demonstration. Wer einen Lesegang durch ein Computermuseum beschreiten möchte, wird bei diesem Buch fündig.