Eine neue Leber für Todkranke. Die Transplantation ist mittlerweile fast Klinikroutine. Fast 12.000 Menschen leben in Deutschland mit einer transplantierten Leber. Damit konnten sie vor dem Tod durch eine Virushepatitis oder Leberzirrhose gerettet werden.
Wer unter chronischer Hepatitis C oder unter Leberzirrhose leidet, für den ist die Lebertransplantation bisweilen die letzte Rettung. Bei dieser Operation wird die unheilbar geschädigte Leber des Patienten durch das gesunde Organ eines verstorbenen Spenders ersetzt.
Gute Prognose
Früher war die Lebertransplantation ein experimentelles Verfahren mit ungewissem Ausgang, heute ist sie fast schon klinische Routine. Allein in Deutschland wurden bislang fast 12.000 Lebern transplantiert. Die Erfolgsrate ist beeindruckend und steigt dank optimierter Nachbehandlung und verbesserter Operationstechnik weiter. Die Überlebenswahrscheinlichkeit liegt derzeit im ersten Jahr bei über 85% und fünf Jahre nach der Operation bei etwa 70 Prozent. Die Prognose hängt wesentlich von der Grundkrankheit des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Operation ab. Patienten, die die ersten Monate ohne Komplikationen überstehen, können in vielen Fällen wieder ihr normales Leben von früher aufnehmen.
Trotz eines gewissen Operationsrisikos, des hohen technischen Aufwands und ebenso hoher Kosten ist die Transplantation die Therapie der Wahl bei konservativ nicht mehr zu beherrschenden Lebererkrankungen im Endstadium. Der beste Zeitpunkt für eine Transplantation ist, wenn beim Patienten zwar die Leber nicht mehr länger funktioniert, aber andere Organsysteme, besonders Nieren und Gehirn, noch keinen Schaden genommen haben. Die Entscheidung, wann operiert werden soll, fällen Spezialistenteams aus Leberärzten, Narkoseärzten und Transplantationschirurgen – und nicht zuletzt der Patient und seine Familie.
Die Suche nach geeigneten Spenderorganen ist einfacher als etwa bei Nierentransplantationen, denn Spender und Empfänger müssen lediglich in der Blutgruppe und ungefähr in Größe und Gewicht übereinstimmen. An das Spenderorgan werden aber hohe Ansprüche gestellt, die Leber muss absolut gesund sein. Spezielle Infektionen, darunter HIV, schwere Herz- und Lungenkrankheiten, lebensbedrohliche angeborene Fettbildungen, Tochtergeschwülste eines Krebses und aktueller Drogen- oder Alkoholmissbrauch machen ein Transplantation unmöglich. Nach wie vor gibt es in Deutschland zu wenig Spenderorgane. Viele Patienten, die auf der Warteliste für eine Spenderleber stehen, müssen deshalb sterben.
Die erste Transplantation
1967 gelang dem US-Chirurgen Thomas E. Starzl in Colorado die erste erfolgreiche Transplantation einer Leber, der Patient überlebte mehr als ein Jahr. Die weltweit erste Lebertransplantation hatte der Chirurg 1963 an einem Dreijährigen vorgenommen, der jedoch während des Eingriffs an Gerinnungsstörungen starb.
Pionier Pichlmayr
Ein Pionier auf diesem Gebiet in Deutschland war der Chirurg Rudolf Pichlmayr (1932-1997), lange Leiter der Abteilung für Abdominal- und Transplantationschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover MHH. Der Begriff „Transplantationsmedizin“ geht auf Pichlmayr zurück. Er nahm 1988 die weltweit erste „Split-Liver-Transplantation“ vor – die Spenderleber wurde geteilt und in zwei Empfänger eingepflanzt. In seiner Zeit an der MHH war Pichlmayr an fast 4.300 Transplantationen von Leber, Niere und Pankreas beteiligt.