Die Kartoffel – eine leckere, nahrhafte und gesunde Knolle. Die Kartoffel ist wegen ihres Wohlgeschmacks und wegen der zahlreichen Zubereitungsarten aus den Küchen der Welt nicht mehr wegzudenken. Die Kartoffel, deren wissenschaftliche Bezeichnung Solanum tuberosum lautet, gehört wie die Tomate , der Paprika und die Aubergine zur großen Familie der Solanaceae, der so genannten Nachtschattengewächse. Sie ist in den südamerikanischen Anden beheimatet, im Gebiet des heutigen Bolivien und Peru. Es wird vermutet, dass die Kartoffel, die auch eine Kulturpflanze der Inkas war, bereits vor mehr als 5000 Jahren aus einer Wildform gezüchtet wurde. Damit gehörte sie zu den ältesten Nahrungsmitteln der dort ansässigen Bevölkerung.
Wann wurde die Kartoffel in Europa eingeführt?
Vermutlich um das Jahr 1530 bekamen die Gefolgsleute Pizarros als erste Europäer Kartoffeln zu sehen. Pedro de Cieza de Leon war einer davon. Sein Bericht darüber wurde im Jahr 1553 gedruckt. Vermutlich war es dieser Mann, der dafür sorgte, dass die ersten Exemplare dieser Pflanze nach Europa gelangten. So stammt der früheste Nachweis des Kartoffelanbaus in Spanien bereits aus dem Jahr 1539. Von Spanien aus gelangte die Kartoffel zunächst nach Italien, wo sie als Armennahrung diente, später wurde sie in Deutschland und Frankreich eingeführt. Schon im Jahr 1682 schreibt Johann Sigismund Elsholtz, „Hofmedicus“ beim Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, in seinem „Diaeteticon“ über die Kartoffelpflanze:
„Dieses ist gleichfals in den alten Kreuterbüchern nicht zu finden / sondern ein newes Gewechs aus Peru …“
Die Kartoffel stieß seinerzeit bei der deutschen Bevölkerung weit verbreitet auf Ablehnung, sodass Friedrich II. die Bauern im Jahr 1750 mittels eines königlichen Dekrets zwingen wollte, mehr Kartoffeln anzubauen. Im Lauf der Zeit setzte sich die Kartoffel jedoch in ganz Europa als Nahrungsmittel durch. Heutzutage gehört sie zu den weltweit wichtigsten Nahrungsmitteln, wobei ihr der Welternährungsrat der UNO den vierten Platz nach Mais, Weizen und Reis zuweist.
Die Eigenschaften der Kartoffel
Die Kartoffel ist eine mehrjährige Pflanze, deren oberirdische Teile bis zu 90 cm hoch werden können. Unter der Erde bilden die Pflanzen stärkereiche Knollen von unregelmäßiger Form, die rund, oval oder mehr länglich sein können. Ihr festes Fleisch ist gelb, weißgelb oder nahezu weiß. Eine Ausnahme in dieser Hinsicht ist die französische Trüffelkartoffel, deren Inneres rötlich bis rotviolett gefärbt ist. Die Schale der Knollen kann glatt oder rau sein, wobei die Kartoffel in der Regel um so mehr Stärke enthält, (d. h. sie ist mehliger), je rauer die Schale ist. Je nach Sorte kann sie braun, gelb, grün, rot oder violett gefärbt sein. Die Kartoffel wird einjährig kultiviert, d. h. die Felder werden jeweils nach der Blütezeit abgeerntet, wenn ihr oberirdischer Teil, das grüne Kraut, verwelkt.
Von der Kartoffel gibt es mehr als 3000 Sorten. Alle sind sowohl im Aussehen unterschiedlich als auch in ihrem Gehalt an Stärke und natürlich in ihrem Geschmack. Manche Sorten werden ausschließlich zu industriellen Zwecken angebaut. Etwa 150 Sorten aus dieser Vielfalt machen den Hauptteil der gehandelten Knollen aus. Es gibt sehr frühe Sorten (Erntezeit Juni bis in den Juli hinein), frühe Sorten (Erntezeit ab Mitte Juli und August), mittelfrühe Sorten (Ernte im August und September) und sehr späte Sorten (Ernte im September und Oktober). Die frühen und mittelfrühen Sorten müssen bis zum Herbst verbraucht sein, während sich die mittelfrühen und späten Sorten bei richtiger Lagerung über den Winter bis zum Frühjahr halten.
Die Kartoffeln in der Küche
Für den Küchenbedarf unterscheidet man zwischen festkochenden, vorwiegend festkochenden und mehligen Sorten. Aus den festkochenden Kartoffeln bereitet man zum Beispiel Pellkartoffeln, Bratkartoffeln und Kartoffelsalat zu, während vorwiegend festkochende Knollen vorwiegend zu Pommes frites und Salzkartoffeln verarbeitet werden. Aus mehlig kochenden Kartoffeln macht man Eintöpfe, Knödel, Püree und Suppen. Insgesamt ist die Kartoffel universell in der Küche verwendbar: Sie eignet sich zum Kochen, Dämpfen, Pürieren, Braten, Backen und fritieren. Kartoffelmehl wird bestimmten Brot- und Gebäcksorten beigemischt; man bereitet Gratins, Aufläufe, Kartoffelpuffer („Rösti“) und Mehlspeisen (Gnocci) aus Kartoffeln. Kartoffelgerichte werden als Vorspeisen, Hauptgerichte, aber auch als Beilagen zu Fleisch oder Fisch zubereitet. Die allseits beliebten Pommes Frites und Kartoffelchips sind aus der westlichen Welt ja gar nicht mehr wegzudenken. Kartoffelstärke bindet Süßspeisen wie Pudding und nicht zuletzt sind Kartoffeln der Grundstoff für die Produktion des weltbekannten russischen Wodkas.
Kartoffeln sollten nicht in Plastiktüten, sondern in einem Korb oder einer chemisch nicht behandelten Holzkiste aufbewahrt werden. Sie mögen es dunkel, kühl und trocken. Kartoffeln aus der frühen Ernte (s.o.) sollten bald verbraucht werden. Von Juli bis Oktober geerntete Knollen eignen sich für die Lagerung über den Winter. Der Lagerraum sollte dabei eine Temperatur von 5 bis 8 Grad Celsius aufweisen.
Zum Einfrieren eignen sich lediglich zubereitete Kartoffeln, mit Ausnahme von Pellkartoffeln, Salzkartoffeln und Kartoffelsalat.. Rohe Kartoffeln dagegen sind dafür vollkommen ungeeignet, denn sie werden durch den Gefriervorgang süß und ungenießbar.
Sind die Kartoffeln giftig?
Als Nachtschattengewächse enthalten die Kartoffeln in allen grünen Teilen Giftstoffe. Diese finden sich in ihren „Augen“ (Stellen an denen die Keime sitzen), auch in ihren Keimen und in den durch Lichteinwirkung grün gefärbten Bereichen der Schale. Es sind die Alkaloide Chakonin und Solanin, die schon in geringen Dosen Magenkrämpfe, Durchfall und Kopfschmerzen, in hohen Dosen sogar akute Vergiftungen mit Schädigungen des Nervensystems hervorrufen können. Deshalb müssen vor der Zubereitung die grünen Stellen und Augen sorgfältig ausgeschnitten und auch die Keime entfernt werden. Ist mehr als die Hälfte ihrer Haut grün gefärbt, sollten die betroffenen Knollen besser weggeworfen werden, denn die giftigen Inhaltsstoffe werden beim Kochen nicht zerstört.
Wie gesund sind Kartoffeln?
Die Knollen enthalten Ballaststoffe, Stärke und viel wertvolles Eiweiß. Sie versorgen uns außerdem reichlich mit Kalium und Vitamin C. Darüber hinaus enthalten sie Vitamin B6, Nikotinsäure, Folsäure, Eisen, Magnesium und Pantothensäure.
Wegen ihrer Heilwirkungen sind Kartoffeln in der Volksmedizin sehr beliebt. Ihr roher Saft wirkt harntreibend (gut bei Blasenentzündungen), krampflösend (gut bei Entzündungen der Magenschleimhaut ), beruhigend und heilend. Rohe Kartoffeln werden in Scheiben oder gerieben bei Entzündungen und rissiger Haut eingesetzt. Warme Kartoffelwickel wirken gut bei Bronchitis und Husten, weil sie neben ihrer wärmenden Wirkung auch noch eine schleimlösende Funktion haben. Das Auflegen eines heißen „Kartoffelsacks“ hilft bei Hexenschuss und Ischias und eine Kartoffelbreipackung hat schon so manches Gerstenkorn kuriert – und eine leckere Kartoffelsuppe so manchen Hunger!
Doch alle diese Anwendungen, so gut sie die Beschwerden im Einzelfall lindern mögen, ersetzen nicht die Diagnose und Behandlung durch einen Arzt.