Amphetamin gehört zu den ältesten synthetischen Drogen. Am 18.01.1887 synthetisierte der rumänische Chemiker Lazar Edeleanu als Erster das Amphetamin. Amphetamin ist ein chemisches Derivat des Ephedrins, das in der Natur in den Pflanzen der Ephedra-Gattung vorkommt. Der Name Amphetamin wurde 1927 von dem amerikanischen Chemiker Gordon Alles aus der veralteten chemischen Bezeichnung Alpha-Methylphenethylamin abgeleitet. Lazar Edeleanu gelang die Erstsynthese während seiner Dissertation an der Universität Berlin.
Amphetamin und auch das Kokain gehören zu den Hauptpsychostimulantien. Solche psychoaktiven Mittel können zwar den Körper zu Höchstleistungen antreiben, führen aber zu schneller Gewöhnung und Abhängigkeit.
Die Psychoaktivität des Amphetamins wurde erstmals Ende der 1920er Jahre entdeckt. Es sollte dann als billiger synthetischer Ersatz das natürliche Ephedrin ablösen.
1932 entdeckte das amerikanische Pharmaunternehmen Smith, Kline & French das Potenzial des Amphetamins. Amphetamin kam als Benzedrine®-Inhalator zur Behandlung von Asthma in den USA auf den Markt. In Deutschland wurde es ebenfalls unter dem Namen Benzedrin® als Asthmamittel verkauft.
Amphetamin als Patentrezept
In den 1930er Jahren wurde Amphetamin beinahe als Allheilmittel eingesetzt. Es sollte bei Heuschnupfen und Erkältung genauso helfen wie bei Depressionen, Magenproblemen, Impotenz, Parkinson und Narkolepsie. Sogar als Appetitzügler war Amphetamin beliebt. 1937 entdeckten Studenten der Universität Minnesota, dass Amphetamin Müdigkeit erfolgreich vertreibt. So ermöglichte die Substanz, ganze Nächte durchzulernen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Amphetamin in der deutschen, amerikanischen, japanischen und britischen Armee sehr häufig den Soldaten verabreicht, um sie wach, motiviert und nicht zuletzt aggressiv zu halten.
Erst 1941 wurde Amphetamin in Deutschland dem Reichsopiumgesetz unterstellt und damit der Umgang mit der Substanz reglementiert, da sich Missbrauchsfälle und Sucherkrankungen häuften.
Neue Einsatzgebiete und neue Suchtfälle
1948 vertrieb die Firma Glaxo-Wellcome in Amerika das Mittel Dexedrin® als Therapie gegen die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADS. Eine Kapsel enthielt bis zu 15 mg Dextro-Amphetamin.
In den 1950er Jahren erreichte der Amphetaminmissbrauch seinen Höhepunkt. Vor allem in Japan, wo nach Schätzungen zwei Millionen Konsumenten Amphetamin einnahmen. In Europa konsumierten hauptsächlich die Schweden Amphetamin im Übermaß. Doch auch in den USA stieg zu dieser Zeit die Zahl der Missbrauchsfälle rapide an. 1959 gab es erste Berichte in den USA über Konsumenten, die sich den Inhalt des Benzedrine®-Asthma-Inhalators injizierten. Um weiteren Missbrauch zu verhindern, wurden die Inhalatoren, mit denen das möglich war, verboten. Zur gleichen Zeit wurden erste Fälle von illegal produziertem Amphetamin bekannt. Doch erst 1970 wurde in Amerika Handel, Besitz und Herstellung von Amphetamin ohne Genehmigung strafbar. Amphetamin bleibt aber verschreibungsfähig. Auch in Deutschland ist Amphetamin bis in die späten 1970er Jahre per Rezept vom Arzt zu bekommen. Erst 1981 wird Amphetamin im erneuerten deutschen Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in Anlage III aufgeführt und damit sind Handel, Besitz und Herstellung der Substanz nur mit Genehmigung erlaubt. Mediziner dürfen es weiter an Patienten verschreiben. 1994 bringt Shire Labs in den USA Adderal® mit bis zu 30 mg Amphetamin pro Tablette als Arznei gegen ADS auf den Markt.
Noch immer im Einsatz
Obwohl Amphetamin heute immer weniger eingesetzt wird, ist es in einigen Ländern doch noch Bestandteil medizinischer Behandlung. In Amerika ist Amphetamin noch immer Standardmedikament bei ADS und Narkolepsie. Eine Dosierung von bis zu 60 mg täglich unter ärztlicher Aufsicht gilt als sicher und führt nicht zur Abhängigkeit. In Europa haben sich für die Behandlung inzwischen andere Medikamente durchgesetzt.
In der Drogenszene ist Amphetamin (Speed, Pep) noch weit verbreitet, verliert aber an Bedeutung gegenüber dem Amphetaminderivat Methylamphetamin (Crystal, Meth). Dies gilt vor allem für Länder wie USA, Asien und Osteuropa. Amphetamin hat bei Missbrauch starke Nebenwirkungen. Neben der Abhängigkeit kommt es zu Bluthochdruck, Herzrasen, Unruhe und Angstzuständen, Schlaf- und Appetitlosigkeit sowie Harnverhaltung. Bei Dauerkonsum in hoher Dosierung sind Nervenschädigungen, Osteoporose, Zahnschmelzverlust wegen Kalziummangels und schwere Konzentrationsstörungen als Folgeerkrankungen wahrscheinlich.