Der Erfinder war ein Chinese
Dabei hätte die Menschheit fast 3000 Jahre Zeit gehabt, den Umgang mit Gebrauchsautomaten zu üben. Die Erfindung ist den Chinesen nicht streitig zu machen. Im Jahr 937 v. Chr. entwickelte ein Erfinder mit dem Namen Ju Chon einen Automaten, der Schreibpinsel, die in einem Bambusrohr gespeichert waren, durch den Einwurf einer Münze freigab. Beim Stöbern in der Vergangenheit erweist sich, dass die Blütezeit des antiken Automatenbaus mit Heron von Alexandria begann, einem Mathematiker und Mechaniker, der kurz vor der Zeitenwende lebte. In seinem Werk „Pneumatika und Automataria“ beschreibt er zum Beispiel einen Weihwasser-Automaten: Durch Einwurf einer Münze wurde ein Verschluß freigegeben, und der Automat gab etwas geweihtes Wasser ab. Die Automatenindustrie des 20. Jahrhunderts sah dieses Gerät als den Vorgänger der heutigen Waren-Verkaufsautomaten an.
Das erste Patent: 28. April 1888
„Der vorliegende Apparat dient zum selbstthätigen Verkauf beliebiger Gegenstände, welche entweder in dem Apparat, auf einander geschichtet oder in einer mit Fächern versehenen Trommel untergebracht sind etc, bezw. bei Flüssigkeiten dient der Apparat dazu, den bekannten Messhahn nach Hineinwerfen eines bestimmten Geldstückes behufs stelbstthätiger Verabfolgung einer bestimmten Flüssigkeitsmenge zu bewegen“. – Dies ist der erste Absatz aus der Patentschrift Nr. 43 055 des Kaiserlichen Patentamtes in Berlin, ausgegeben den 28. April 1888 für Max Sielaff in Berlin, unter der Überschrift „Selbstthätiger Verkaufsapparat“. Und damit haben wir die Geburtsstunde des Warenautomaten in Deutschland vor etwas mehr als 120 Jahren.
Der Hühnerei-Automat gackerte
Vorreiter für jene Automaten, die später aus dem Leben gar nicht mehr wegzudenken waren, das war die Firma Stollwerck mit ihren Süßwaren-Automaten Allein zwischen 1888 und 1893 wurden 15.000 solcher Apparate aufgestellt; gefüllt mit Schokolade und Bonbons. Ihre Bedeutung hatten solche Geräte vor allem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Aus ihnen purzelten Bierdosen, Päckchen mit Kondomen, Kaugummi, Streichhölzer, Zigaretten, Taschentücher, Blumensträuße oder – wie in den 1920er Jahren aus den so genannten Fotoskopen – für heutige Verhältnisse einigermaßen harmlose Pornographien. Es gab vielerlei Spielereien, wie beispielsweise jene Hühnerei-Automaten, die bei der Nutzung gar gackerten.
Ohrfeige aus dem Sandwich-Schacht
Klassisch ist jene Szene aus dem amerikanischen Film „Wie angelt man sich einen Millionär“ geworden, in der sich ein vermeintlich abtrünniger Liebhaber aus dem Automaten ein Sandwich ziehen will, statt dessen aber durch die geöffnete Klappe eine kräftige Ohrfeige von dem Mädchen empfängt, das die Fächer mit Schinken- und Wurstbrötchen nachzufüllen hat. Klassisch auch jene Lustspielszene, da ein Coca-Betriebsleiter am Flughafen seinen Familienmitgliedern je eine Coca spendiert. Und als er sich schließlich zum Schluß auch eine spendieren will, macht es rumms – und der Automat wirft eine Pepsi aus.
Betrügerisch war jedenfalls der erste aufgestellte Schachautomat: In dessen Gehäuse steckte ein sehr lebendiger, des königlichen Spiels mächtiger Zwergenmensch.