Einführung in das Anime-Genre. Seit einigen Jahren hört man auch in Europa immer häufiger von sogenannten Anime-Filmen, die mittlerweile eine sehr große Fangemeinde angezogen haben. Die Rede ist dabei von aus Japan kommenden Trickfilmen, die alle möglichen Themen behandeln und zum größten Teil auf Mangas basieren – dabei handelt es sich um eine japanische Form des Comics.
Wer erfand den ersten Anime
Der vermutlich älteste gegenwärtig bekannte japanische Trickfilm ist eine drei Sekunden lange Sequenz eines unbekannten Künstlers, die 1907 oder später entstanden ist. Die 50 von Hand direkt auf 35-mm-Film gedruckten Bilder zeigen einen Jungen im Matrosenanzug, der den Schriftzug (katsudō shashin, bewegte Bilder) auf eine Tafel schreibt, sich umdreht und den Zuschauer grüßt. Der Kurzfilm ist daher auch unter dem Titel Katsudō Shashin bekannt. Der Filmstreifen wurde vom Kunsthistoriker Natsuki Matsumoto im Dezember 2004 in Kyōto zusammen mit anderen Film- und Unterhaltungsutensilien gefunden.
Eigene Bildsprache als typisches Kennzeichen
Betrachtet man beispielsweise amerikanische Comics, und wirft dann einen Blick in einen beliebigen Anime, so fällt eines ganz besonders auf: Die Bildsprache ist viel direkter, ausgefeilter und teilweise auch gänzlich ungewohnt. Das liegt darin begründet, dass Animes die ganze Vielfalt des Lebens zum Gegenstand haben, um somit letztlich auf einer genauen sowie präzisen Darstellung zu basieren. Man kann teilweise sogar so weit gehen und sagen, dass die Ausdrucksmittel denen des realen Films überaus stark ähneln.
Man imitiert damit einerseits reale Mimik und Gestik, andererseits verzerrt man perspektivische Blickfelde überaus häufig. Sodann lässt sich auch der Unterschied ausmachen sowie das große Interesse daran, da menschlich wirkende Charaktere zwar in realen Umgebungen agieren, gleichsam diese aber auch mit allen technisch möglichen Effekten verändert wird. Des Weiteren arbeitet man häufig mit starren Kameraperspektiven sowie den typischen Methoden mit Nahaufnahmen, dem Zoom oder auch der Totalen.
Real wirkende Charaktere
Will man den Erfolg in Europa sachlich erklären, so kommt man zwangsläufig auf die überaus real wirkenden Charaktere dieses Genres, die mit sehr großen Köpfen und Augen unverkennbar sind. Mit J-Mag gibt es in Deutschland ein einzigartiges Online-Angebot, das sich mit diesem Thema beschäftigt.
Die Macher solcher Sendungen haben vor allem im Hinterkopf, der Geschichte einen weniger fiktiven Hintergrund zu geben und zugleich eine emotionale Bindung des Zuschauers zu erreichen. Man bedient sich dabei auch vieler ästhetischer Merkmale, etwa indem man Figuren wesentlich jünger zeichnet und vor allem Frauen damit als attraktive Wesen einbringt, was im Japanischen mit „kawaii“ umschrieben wird. In Japan weit verbreitet ist der Glaube, aus den Augen direkt in die Seele sehen zu können – die groß gezeichneten Augen haben daher auch den Sinn und Zweck, eine weitaus größere Bandbreite an Gefühlen und Emotionen zu zeigen.
Die Produktion eines typischen Animes erzählt in einer überschaubaren Anzahl von Episoden eine in sich abschließende Geschichte. Ein feiner Unterschied lässt sich dann auch darin erkennen, dass Handlungsstränge teilweise über mehrere Episoden gehen, um einer realen Situation auch den entsprechenden Rahmen zu geben – ein wesentliches Merkmal, um nahtlos in eine übergeordnete Situation wieder einsteigen zu können.