Wer hat das Kakaogetränk xocolatl erfunden. Kakao ist ein süßes, belebendes Getränk – nicht nur für Kinder. Eine Tasse heiße Schokolade weckt die Lebensgeister, hebt die Stimmung und enthält viele gesunde Inhaltsstoffe. „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“, sang 1959 Trude Herr. Ob sich Frauen nun dieser Meinung anschließen oder nicht, sie sollten sich in jedem Fall bewusst sein, dass sie heute stets die Wahl haben. Das war nämlich nicht immer so. Der Kakaotrunk galt schließlich als „Speise der Götter“ und darüber hinaus als berauschend. So blieb er bei den Mayas und Azteken ausschließlich Männern vorbehalten.
Eigenschaften des Kakaos
Die hoch gepriesene berauschende Wirkung ist übrigens dem Theobromin und Koffein zuzuschreiben. Des Weiteren enthält die Kakaobohne noch Serotonin, das als stimmungsaufhellend gilt, und auch eine Portion 2-Phenylethylamin (PEA). Wer sich jetzt mit Gewissensbissen plagt, da er seinen Kindern nachmittags einen Becher Kakao zubereitet, kann sich sogleich bei einer Tasse heißen Schokolade wieder beruhigen. Die Mengen der oben aufgeführten Stoffe sind so gering, dass sie den lieben Kleinen keinen Schaden zufügen. Zur Ehre des Kakaos sei aber erwähnt, dass das wohlschmeckende Getränk vor allem reich an Kalium, Magnesium, Phosphor, Calcium sowie weiteren Mineralstoffen ist. Im Großen und Ganzen also ein gesunder Trunk, wenn er denn nicht zu sehr gesüßt genossen und mit stark entöltem Kakaopulver zubereitet wird.
Wie der Kakao nach Europa kam
Die Kakaobohne kam Anfang des 16. Jahrhunderts mit dem Eroberer Cortés von Mexiko nach Europa und somit zuerst nach Spanien. Der von den Azteken genossene Kakao wurde ursprünglich in kaltem Wasser angerührt und bitter, wie der Kakao nun einmal ist, getrunken. Das gefiel den Spaniern so gar nicht. Das Pulver aus der zerstoßenen Kakaobohne wurde nun in heißer Milch zubereitet und mit Zucker verfeinert, außerdem mit Anis oder Zimt gewürzt. Da Kakao teuer war, blieb er das begehrte Genussmittel der spanischen Oberschicht.
Ein Jahrhundert später trat der Kakao seinen Siegeszug auch in Portugal, Italien und Frankreich an. Bei Hofe, in Adelskreisen und auch beim Klerus erfreute er sich großer Beliebtheit. Immer wurden dem süßen, warmen Getränk je nach Belieben Gewürze hinzugesetzt, wie Kardamom, Vanille, Chili. Man könnte fast vermuten, die heutigen Café-Ketten hätten sich dies zum Vorbild genommen, da sie ihre Produkte auch in den verschiedensten Geschmacksrichtungen anbieten. Doch beim Kakao ging es weniger um geschmackliche Vielfalt. Mit dem Zusatz von Gewürzen, die sich auch nicht jedermann leisten konnte, sollte Wohlstand demonstriert und vor allem das Getränk bekömmlicher gemacht werden. Der Kakao hatte nämlich mit dem heutigen Produkt nur entfernt Ähnlichkeit. Er war sehr fett, da die Kakaobohne im Mörser zerstoßen, ihr aber das Öl nicht entzogen wurde.
Anfang des 18. Jahrhunderts kam der Kakao auch nach England. 1728 gründete das Unternehmen J.S. Fry & Sons eine Schokoladen- und Kakaofabrik. Übrigens war England – wie es sich für das erste demokratische Land der Neuzeit gehört – auch das Land, in dem eine Tasse Kakao erschwinglich war und in Teestuben für das gemeine Volk angeboten wurde.
Verfeinerung der Trinkschokolade durch van Houten
Coenraad Johannes van Houten gründete 1815 in Amsterdam eine Kakaofabrik und verfeinerte das Endprodukt. Durch die von ihm 1828 entwickelte Kakaopresse gelang es, der Masse aus zerstoßenen Kakaobohnen Fett zu entziehen. Dies hatte nicht nur positive Auswirkungen auf die Konsistenz des Kakaopulvers, das viel feiner wurde, sondern auch auf den Geschmack und die Bekömmlichkeit. Die hierbei gewonnene Kakaobutter stand der Herstellung von fester Schokolade zur Verfügung. Für die Erfindung dieses Verfahrens erhielt van Houten vom holländischen König Willem IV. ein Patent.
Das Unternehmen florierte und Ende des 19. Jahrhunderts gründete van Houten internationale Niederlassungen in England, Frankreich und den USA. In Deutschland wurde ein Werk in Krefeld eröffnet und als Besonderheit eine Kakaostube in Hannover.
Die Holländische Kakaostube in Hannover
In Hannover wurde 1895 das ‚Van Houten’s Cacao-Probe-Local’ eingerichtet, das 1921 mit der Übernahme durch den Konditormeister Friedrich Bartels in ‚Holländische Kakaostube’ umbenannt wurde. Das Interieur war selbstverständlich holländisch geprägt, mit Delfter Kacheln, Kaffeehausstühlen und eindrucksvollen Lüstern. Nach der Zerstörung des Lokals im Zweiten Weltkrieg wurde es 1949 im alten Stil wieder aufgebaut. Die Kuchen, Pralinen und die heiße Schokolade werden – man muss es nicht besonders erwähnen – mit Kakao aus dem Hause van Houten hergestellt und kommen ohne künstliche Aromen und Konservierungsmittel auf den Tisch.
Übrigens hat die Harvard Medical School 2006 festgestellt, dass die Kuna-Indianer in Panama, – trinken sie Kakao naturbelassen, also bitter –, ein 90-prozentig geringeres Risiko haben, an Diabetes, Schlaganfall, Krebs, Herzinfarkt oder Demenz zu erkranken. Und so heißt es frei nach Heinrich Spoerls „Die Feuerzangenbowle“: Medizin muss bitter sein, sonst nützt sie nichts.