Die Jugend Karl Landsteiners
Landsteiners Vater entstammte einem Milieu, das recht typisch war für die Donaumonarchie: Leopold Landsteiner, ein gebürtiger Jude, war ein bekannter liberaler Journalist und Zeitungsherausgeber, der unter anderem mit Friedrich Hebbel und Ludwig Anzengruber zusammenarbeitete. Er verstarb allerdings bereits 1875, als sein Sohn Karl noch im Grundschulalter war. Bald beschte er das Gymnasium in Wien, nach bestandener Matura (dem österreichischen Abitur) schrieb er sich an der dortigen Universität ein – im Fach Medizin. Während dieser Zeit leistere er ach seinen Wehrdienst ab und konvertierte – gemeinsam mit seiner Mutter – zum Katholizismus.
Auf dem Weg zm medizinischen Forscher
1891 promovierte Landsteiner. Seine Ausbildung war hiermit jedoch noch nicht beendet, es schlossen sich praktische Aufenthalte zum Beispiel in München und Würzburg und weitere zusätzliche Erwiterungen seiner Studien an, so etwa auf dem Gebiet der Chemie, dem Landsteiner besonders zugeneigt war. Daraufhin zog es ihn aber in seine Heimatstadt Wien zurück, wo er eine Assistentenstelle bei dem Serologen Max von Gruber am pathologisch-anatomischen Institut übernahm. Dort arbeitete er zehn Jahre lang sehr produktiv (bis 1907), zwischenzeitlich hatte er sich zudem habilitiert (1903). Einer großen Karriere stand nichts mehr im Weg.
Verpflichtungen über Verpflichtungen: Landsteiner als Praktiker
Landsteiner, der längst zu einer bekannten Persönlichkeit aufgestiegen war, übernahm 1908 die Leitung der Prosektur am k.k. Wilhelminenspital in Wien, wurde im Jahr darauf ordentlicher Professor an der Universität (Lehrstuhl für pathologische Anatomie) und in Kriegszeiten 1915 zusätzlich noch Prosektor am k.k. Kriegsspital Nr.1. Auch privat traten bedeutende Veränderungen ein: 1908 starb die Mutter, an der Landsteiner sehr hing, acht Jahre später heiratete er seine langjährige Braut, 1917 wurde ein Sohn geboren, Ernst Karl.
Der Erste Weltkrieg und die Folgen
Nach dem Zusammenbrch der Monarchie verschlechterten sich sowohl die privaten als auch die wissenschaftlichen Verhältnisse, Landsteiner verließ das Land erst für einige Jahre Richtung Niederlande und zog dann weiter nach New York, wo er eine Stelle am Rockefeller Institute annahm. Das hektische amerikanische Großstadtleben entsprach wenig dem ruhig und auf Ausgleich bedachten Gemüt Landsteiners, auch seine Forschungen konnten sich nicht mehr in dem Ausmaß wie noch zu Wiener Zeiten entfalten.
Landsteiner bekommt den Nobelpreis
Nichtsdestotrotz wurde seine Laufbahn mit der Verleihung des Nobelpreises für Medizin am 10.Dezember 1930 in Stockholm gekrönt. Es folgten weitere Ehrungen, bis er 1939 aus dem Rockefeller Institute ausschied und sich in den Ruestand zurückzog – natürlich nicht, ohne sich weiterhin seiner Arbeit zu widmen. In seinen letzten Jahren kümmerte er sich um seine schwer erkrankte Frau, verstarb aber noch vor ihr an einem Herzanfall im Sommer 1943, sie folgte nur wenige Monate später an Weihnachten.
Der Privatmensch Karl Landsteiner
Landsteiner galt als sehr umgänglich und guter Gesellschafter, ein zu dieser Zeit nicht zu vernachlässigender Aspekt für Renommée, allerdings auch als jemand, bei der Arbeit keine Kompromisse einging. Ihm wurde eine „misstrauisch-pessimistische Grundeinstellung dem Leben gegenüber“ (Speiser/Smekal) nachgesagt, im Alter erwachte ein besonderes Interesse an Wunderheilungen und Visionen; „das zentrale Problem schien Landsteiner stets die Natur und der Ursprung aller Dinge“ (Speiser/Smekal).
Landsteiners Vermächtnis: Die Entdeckung der Blutgruppen
Die bedeutendste Leistung Landsteiners, die ihm auch den Nobelpreis einbrachte, war die Entdeckung der klassischen Blutgruppen, die in seine Zeit am pathologisch-anatomischen Institut in Wien fällt. In den Vereinigten Staaten folgte dann die Auffindung des Rhesusfaktors. Weitere Forschungen, in die er vor allem seine umfassenden chemischen Kenntnisse einfließen ließ, tätigte er auf den Gebieten der Serologie und Immunologie, außerdem widmete er sich der Bekämpfung der Syphilis und der Kinderlähmung (Poliomyelitis).