Glocken – himmlisch im Klang, aber auch mahnend. Glocken haben eine lang zurückreichende Geschichte, und das eherne Handwerk des Glockengießens wird noch heute von einer Generation auf die nächste vererbt.
An hohen Festtagen wie Weihnachten oder Ostern glaubt man bisweilen, die Glocken würden an solchen Tagen besonders schön und festlich klingen und ihr Schall bis in den hintersten Winkel dringen. Aber auch bei wichtigen Stationen im Leben eines Menschn ertönt Glockengeläut: zur Taufe, Hochzeit und am Endes des Lebens zur Beerdigung. Die häufigste Verwendung finden Glocken bis heute als Kirchenglocken. Auch öffentliche Gebäude wie Rathäuser oder Schulen haben beziehungsweise hatten einen Glockenturm. Die Glocken dieser Gebäude wurden früher vorwiegend als Alarmglocke genutzt.
Im Mittelalter entwickelten sich Glocken zu einer wichtigen Informationsquelle. Die Glockenschläge kündigten den Menschen zum einen die Zeit an, zum andern wichtige Ereignisse, etwa wann der nächste Gerichtstag auf dem Marktplatz abgehalten wurde. Glockengeläut warnte vor Gefahren wie Brand oder Unwetter, auch vor Kriegsgefahren, wenn sich der Feind der Stadt näherte. Bis ins letzte Jahrhundert hinein zeigten Glocken auf Bahnhöfen die Einfahrt eines Zuges an. Sind mehrere Glocken zu einem Instrument zusammengefügt, spricht man von einem Glockenspiel. Glocken gelten als die ältesten Musikinstrumente der Welt.
Glocken haben eine lang zurückreichende Geschichte
Die Geschichte der Glocken beginnt in China. Die ältesten stammen aus der Shang-Dynastie (1600-1027 vor Christi) und spielten bei kultischen Handlungen eine Rolle. Auch in anderen asiatischen Ländern fertigten Mönche in der Zeit vor Christi schon kleine Glocken an. Die Kunst des Metallgießens kannten die Menschen damals noch nicht. Sie formten hierfür Metall mit Hilfe von Hämmern. Im europäischen Raum war der Jupitertempel im antiken Rom der erste bekannte Sakralbau, der Glocken trug.
Der Begriff „Glocke“ wurde dem Altirischen entlehnt: clocc – was soviel wie Schelle bedeutet. Irische Mönche verbreiteten im 6. Jahrhundert die Glocke in Europa. Zunächst vermutlich in Form von Handschellen. Bereits im frühen Mittelalter zierten Glocken Klosterkirchen, später dann auch andere Kirchen. Ab dem 10. Jahrhundert errichtete man Türme zum Tragen des Glockenstuhls. Ein paar Jahrhunderte später nahmen Kirchtürme auch die mechanischen Werke der Turmuhren auf. Ab dem 16. Jahrhundert verbreitete sich die säkulare Verwendung von Glocken überall recht schnell. Lange Zeit glaubten Menschen, Glocken hätten die Fähigkeit, Unheil abzuwenden. Deshalb segneten sie sie. Bis heute werden Glocken verziert, mit Inschriften versehen und ihnen ein Name verliehen.
Die Kunst des Glockengießens
Bei dem Handwerk des Glockengießens kann durchaus von Kunst gesprochen werden. Denn erst Wochen später zeigt sich, ob die ganze Anstrengung von Erfolg gekrönt ist. Hat die Glocke einen Riss, war die Mühe und Arbeit vergebens. Glocken werden durch Gießen der Glockenspeise (flüssige Mischung aus Kupfer und Zinn) in eine Form hergestellt. Dazu wird ein so genannter Glockenkern gemauert und mit Lehm bestrichen. Auf die ausgetrocknete Lehmschicht kommt ein Trennungsmittel, Talg oder Fett, darauf dann wieder Lehm, der in Form der späteren Glocke aufgetragen wird. Ist diese Schicht abermals ausgetrocknet, werden darauf Verzierungen und Schriften aus Wachs angebracht, die die spätere Glocke einmal zieren sollen. Auf die Wachsschicht kommen mehrere Schichten Lehm, damit die Verzierungen sich auch im Lehm abbilden. Diese äußere Form ist der Mantel. Dieser wird mit einem Feuer im hohlen Kern im Ganzen ausgebrannt. Danach wird der Mantel abgehoben und die falsche Glocke vernichtet. Anschließend wird der Mantel wieder aufgesetzt, so dass ein Hohlraum gebildet wird.
Zum Guss wird die Glockenform in eine mit Erde ausgefüllte Grube gesetzt, um den Druck beim anschließenden Gießen unbeschadet zu überstehen. Die bis zu 1.100 Grad heiße Glockenspeise wird nun in die Form geleitet. Der alles entscheidende Gussvorgang – bei dem oft ein Geistlicher anwesend ist – wird bis heute mit folgenden Worten eingeleitet: „In Gottes Namen lasst’s rinnen, stoßt den Zapfen aus. Gott bewahr‘ das Haus.“ Das Gießen von Glocken wird einem alten Brauch zufolge gewöhnlich auf einen Freitag zur Nachmittagsstunde um 15 Uhr gelegt. Dies war Tag und Sterbestunde Jesu Christi. Nach mehrwöchigem Abkühlen kommt der große Augenblick, und die Glocke kann aus der Form geholt werden. Erst dann wird sichtbar, ob das Werk gelungen ist.
Was den Klang angeht, so hängt dieser von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, wie groß die Glocke ist und wie dick ihre Wand ist. Das Handwerk der Glockengießer verlangt sehr viel an Erfahrung und ist meist generationenlang in ein und der selben Familie. Die größte Glocke der Welt übrigens ist die Zarenglocke in Moskau, mit über sechs Meter Höhe und 200 Tonnen Gewicht. Nur ist sie noch nie geläutet worden, denn bei einem Brand wurde sie beschädigt, wobei ein größeres Stück vom Glockerand aufwärts ausgebrochen ist. Sie steht seit 1836 auf dem Areal des Kremls, aufgebockt auf einem achtkantigem Sockel als Touristenattraktion .