Wer erfand die Krawatte

Krawatte

Wie, wann und warum wurde eigentlich die Krawatte erfunden? Krawatten sind lästig, unverzichtbar, bringen Männer zum Fluchen oder Verzweifeln und gelten dennoch als gesellschaftliches Gütesiegel. Sie bestehen aus schnöden Allerweltsstoffen, manchmal aber auch aus extravaganten Materialien wie Seide oder Leder. Krawatten gibt es in zahlreichen Varianten: Gestreift, kariert, lang, kurz, breit, schmal oder mit Motiv. Daraus die jeweils richtige Auswahl zu treffen, wird für so manchen Mann zum Prüfstein in Sachen Stilsicherheit und Modegeschmack. Wie entstand eigentlich dieses scheinbar wichtige und dennoch völlig nutzlose Kleidungsstück?

Antike Vorfahren der Krawatte

Die Gepflogenheit, sich Stoffe um den Hals zu winden, hegen Männer offenbar seit vielen Generationen. So ist beispielsweise bekannt, dass bereits im Römischen Reich ein geknoteter Schal, der sogenannte Focale, verwendet wurde. Auch die antiken Ägypter benutzten ähnliche Kleidungsstücke, während sich zur gleichen Zeit die Männer im fernen China längliche Halstücher umbanden. Doch als allgemeingültige Kleiderordnung wirklich durchsetzen konnten sich diese frühen Erscheinungsformen der Krawatte nicht.

Wie Krawatte und Schlips ihre Namen erhielt

Die neuzeitliche Geschichte der Krawatte begann, selbstverständlich im Modeland Frankreich, erst um das Jahr 1660. Nach einer weit verbreiteten Legende tauchten zu dieser Zeit im Land kroatische Söldner auf, zu deren Bekleidung ein kunstvoll geflochtenes Kragentuch gehörte. Entsprechend der Herkunft ihrer Träger bürgerte sich dafür das Wort croatta ein, aus welchem sich die heutige französische Vokabel cravate entwickelt haben soll. Im Verlauf der Modegeschichte wandelten sich die Erscheinungsformen dieses Tuches natürlich stetig, so dass die Krawatte je nach Ausgestaltung und Verbreitungsgebiet auch alternative Namen erhielt: Steinkerkes, Cremone (franz., wörtlich übersetzt ungefähr: Riegelverschluss) und viele andere Begriffe.

Das Wort Schlips wiederum entstand im 19. Jahrhundert aus dem norddeutschen Ausdruck slips, welcher einen Tuchzipfel oder Knoten bezeichnete. Im heutigen Sprachgebrauch findet dieser Begriff vor allem noch bei verschiedenen Seemannsknoten Verwendung.

Der moderne Schlips: eine Kreation des 20. Jahrhunderts

Doch dieser ursprüngliche Schlips gehörte bereits zu einer neuen Generation der Krawatten. Die bis dato eher quer ausgelegten Knotentücher (von denen heute einzig die sogenannte Fliege übrig geblieben ist) wichen im Laufe der industriellen Revolution den senkrechten Langbindern. Die Franzosen nannten diese Form Regate. In England hingegen sagte man dazu etwas umständlich: Four in Hand. An der Oxford-Universität trugen 1880 zudem einige Männer erstmals einfache Varianten der modernen Krawatte. Ihre heute noch gültige Grundform erhielt sie jedoch erst 1924, als der New Yorker Fabrikant Jesse Langsdorf darauf ein entsprechendes Patent anmeldete. Seitdem variieren die Schnittmuster je nach Modegeschmack und Verwendungszweck lediglich in Länge und Breite.

Warum Männer Krawatten nicht wirklich mögen…

Im Geschäftsleben, bei Dienstuniformen und zu feierlichen Anlässen sind Krawatten mittlerweile ein fester Bestandteil der männlichen Anzugsordnung. Dennoch erfreut sich das (manchmal abfällig als „Kulturstrick“ bezeichnete) Kleidungsstück bei vielen Nutzern keiner sonderlich großen Beliebtheit. Dafür sorgen unter anderem die komplizierten Schlipsknoten, welche längst nicht jeder Krawattenbesitzer ohne Bindeanleitung zustande bringt. Meist müssen sich Schlipsträger zudem recht „zugeknöpft“ geben, denn die klassische Krawatte erfordert ein bis zum Kragen geschlossenes Hemd. Bei steigender Raumtemperatur kann dies schnell zu unangenehmer Enge im Halsbereich führen. Dennoch haben die Herren der Schöpfung den Schlips bisher tapfer ertragen, ganz im Gegensatz zur sonst so modebewussten Damenwelt. Diese verzichtet immerhin schon seit rund 100 Jahren auf das einengende Korsett…

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