Kakao und Schokolade bei den Azteken: Trinkgenuss und Geld. Die Azteken verwendeten Kakao nicht nur für Schokolade zum Trinken. Ihnen waren die Bohnen so viel wert, dass sie als Geld und Währung dienten. Als er seine Einteilung der Pflanzenwelt unternahm, gab Carl von Linné dem Kakaobaum den Namen Theobroma, übersetzt: die „Speise der Götter“. Bei den Azteken war der Kakaobaum nicht Speise, sondern Geschenk eines Gottes, des Schöpfergottes Quetzalcoatl, und damit galt er als heilig. Nur Menschen dienten die Früchte des Baumes zur Nahrung, aber nicht nur: die Bohnen waren auch Geld und Währung.
Wer erfand die Schokolade?
Kakao als Getränk bei den Azteken. Die Azteken rösteten und mahlten Kakaobohnen nicht anders als heute, wenn sie aus den Bohnen ein Getränk herstellen wollten. Xocóatl (sprich: chokoatl) war bei den Azteken ein Mischgetränk aus Kakao, Chili, Maisstärke und Wasser – ein herbes, scharfes, kein süßes Getränk wie heute. In einer Kalebasse (einem Flaschenkürbis) schüttelte und rührte man das Gemisch, bis es schäumte, und trank es in einem Zug. Nur eine Variante des Kakaomischgetränks süßten die Azteken mit Honig. Schokolade war ein Genussmittel, dem man berauschende Wirkung zugesagte. Die Oberschicht konsumierte es nach dem Essen als exklusives Vorrecht, Frauen und Kinder durften es nicht trinken.
Die Tradition des Kakaogetränks in Mittelamerika
Kakaogetränke dieser Art, auch mit Vanille und Blüten verfeinert, gab es in Mittelamerika schon seit etwa 600 n. Chr. Das aztekische Wort für Schokolade geht auf ein Wort der Mayas (chocol haa) zurück, Kakao auf das Mayawort ka-ka-wa. Die Kultur der Olmeken nutzte den Kakaobaum in diesem Raum sogar schon seit 1500 v. Chr., aber wir wissen nicht, wie sie ihn nannten. Zuckersüß machten die Schokolade erst die spanischen Eroberer nach 1544 n. Chr.
Kakaobohnen als Geld
Die Azteken nutzten Kakaobohnen als Währung für nicht allzu große Geschäfte. Bei Ankunft der Konquistadoren 1519 waren hundert Kakaobohnen einen Sklaven, vier Bohnen einen Kürbis wert. Für größere Geschäfte konnte man auf Goldstaub zurückgreifen. Der aztekische Herrscher Montezuma soll eine Milliarde Bohnen gehortet haben, weit mehr, als konsumierbar waren, weil er sich die Tribute der Provinzen in Kakaobohnen auszahlen ließ.
Kakaobohnen erfüllten damit alle vier Funktionen, die jegliche Formen des Geldes definieren:
- Zahlungsmittel (z. B. als Tribut oder Brautpreis)
- Tauschmittel (beim Tausch gegen eine Ware)
- Mittel zum Anhäufen von Reichtum
- Zähleinheit für den Wert
Naturalgeld ist nichts Außergewöhnliches
Alles ist Geld, wenn es die Geldfunktionen erfüllt. Es gab Salzbarren, Edelmetallschrott, Steinscheiben, Federgeld, Wurfmesser, Rinder, Tee und Muscheln, die als Zahlungsmittel verwendet wurden. Dennoch eignen sich Kakaobohnen besonders gut als Geld: Sie sind leicht und gut zu transportieren; ihre Form ist recht ähnlich und daher gut vergleichbar; die Beträge lassen sich ohne Hilfsmittel zählen. Kakaobohnen sind den Münzen daher sehr ähnlich, außer dass sie mit der Zeit faulen und daher eine geringere Haltbarkeit aufweisen. Modernes Regiogeld ließ sich von diesem „natürlichen“ Wertverfall inspirieren.
Gültiges Kakao-Geld und Falschgeld
Nicht alle Kakaobohnen konnten im Azteken-Reich als Geld benutzt werden. Ihre Form musste möglichst perfekt sein, ihre Farben bildeten unterschiedliche Wertstufen und ihre Herkunft war auf wenige Provinzen beschränkt. Die wichtigste Provinz war Xoconochco (heute Chiapas). Wie bei Münzen gab es daher auch Fälschungen, indem die Händler von den Bohnen die Schale lösten und mit Sand füllten.
Inflation und Ende des Kakaogeldes
Die spanischen Eroberer unter Hernán Cortés wollten sich das scheinbar so leicht zu habende Geld der Azteken zunutze machen und begannen mit systematischem Kakaoanbau. Mit der einsetzenden Geldschwemme setzte ein rasanter Wertverfall der Währung ein. Schon 1545 bekam ein Käufer für hundert Kakaobohnen keinen Sklaven mehr, sondern bloß noch einen Hasen oder ein Kaninchen. Bis man auch in Mittelamerika Münzen einführte und Kakaobohnen nur noch als Nahrung verwendete, verursachte der Erfolg der Trinkschokolade in Europa bei den mexikanischen Einheimischen eine galoppierende Inflation.
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