Als E-Sport bezeichnet man einen Austragungswettkampf, der mit Mehrspieler-Computerspielen, meist MMORPs, bestritten wird. Wie in klassischen Sportarten sind auch hier feste Regeln einzuhalten. Zum einen werden diese Regeln durch die verwendete Software bestimmt, zum anderen durch die Veranstalter von Wettbewerben.
Allgemeines über E-Sport
Die Spieler, oder E-Sportler, benötigen für ihre Tätigkeiten eine Vielzahl geistiger und körperlicher Fähigkeiten. So sind Reaktionsgeschwindkeit, Durchhaltevermögen, Ausdauer und eine sehr gute Auge-Hand-Koordination ebenso nötig wie gutes räumliches Orientierungsvermögen, Teamfähigkeit und vorausschauendes taktisches und strategisches Denken. Natürlich gehören auch die Kenntnisse vom Spiel und der Regeln dazu.
E-Sport wird in insgesamt 60 Ländern offiziell als Sportart anerkannt. Unter anderem in den USA, Südkorea, den Niederlanden, China, Bulgarien, Schweden und Großbritannien wird E-Sport sogar staatlich gefördert.
Entstehungsgeschichte des Computersports
Schon die allerersten Spielautomaten, wie Flipper oder Arcade-Spiele, verfügten über eine eingebaute High-Score-Tabelle. Auf diesen Listen wurden die erzielten Punkteständte elektronisch eingetragen und offen sichtbar. So konnte jeder Spieler seine eigene Leistung mit den erreichten Punkten anderer Spieler vergleichen. Diese Bestenlisten wurden später in zahllose Computer- und Konsolen-Spiele übernommen.
1983 vereinigten sich in den USA die besten Spieler aus dem Twin Galaxies National Scoreboard, einer Highscoreliste mit über 100 Arcade-Spielen, die ein Jahr zuvor von Walter Day herausgebracht wurde. Das Team nannte sich „U.S. National Video Game Team“ und gilt als die weltweit erste Videospielmannschaft.
Im Sommer 1983 organisierte das Team eine Tour durch die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, um den E-Sport populärer zu machen. Mit Erfolg, denn einige Veranstaltungen wurden sogar von MTV live im Fernsehen ausgestrahlt. Der Boom der Videospiele in den USA begann und schwappte kurz darauf auf Europa, Australien und Asien über.
Erste große Turniere
Im Folgejahr 1984 wurde die erste Weltmeisterschaft ausgetragen. Die US-Mannschaft spielte unter anderem gegen Mannschaften aus Japan, Italien und Großbritannien. Auch Nintendo hielt eine eigene Weltmeisterschaft ab. 1990 erhielten die Gewinner der in den USA ausgetragenen Veranstaltung goldene Nintendo-Module als Prämie.
Den Durchbruch als Sport in Übersee schaffte der E-Sport Mitte der 1990er, als Blockbuster Video mit der US-Zeitschrift GamePro die E-Sport-Weltmeisterschaft abhielt. Die Teilnehmermannschaften kamen aus den USA, aus Kanada und Australien, Groß-Britannien sowie aus Chile.
E-Sport für Jedermann
Die Hardware wurde immer leistungsfähiger, die Software passte sich an den immer größer werdenden Möglichkeiten an. Als dann noch das Internet eine große Verbreitung bekam, ergaben sich für den E-Sport ganz neue Möglichkeiten. Turniere können weltweit und täglich abgehalten werden. Heute kann sich quasi jeder von zu Hause aus zu jeder Tages- und Nachtzeit irgendwo in ein Turnier begeben. Meistens jedoch eher als Freizeitvergnügen.
Kurz nachdem die ersten Internet-Mehrspieler-Games erschienen, wurden in Europa und Nordamerika die ersten E-Sportvereinigungen gegründet. Solche Vereinigungen nennt man in der E-Sport-Szene Clans. Die erste deutsche Mannschaft war die 1996 ins Leben gerufene Gruppe Orcana.
Der E-Sport wird global
Das erste große E-Sportturnier wurde 1997 von der amerikanischen CPL organisiert. Zu dieser Zeit wurde auch der Begriff E-Sport als solcher zum erst Mal verwendet.
Südkorea, wo der E-Sport inzwischen über 200.000 Arbeitsplätze sichert, veranstaltete im Jahr 2000 in Seoul die ersten World Cyber Games, in deren Finale die Sieger neben einem Pokal auch eine Geldsumme gewinnen konnten. Das Turnier wurde 2003 in Poitiers, Frankreich, erneut abgehalten und findet seither jährlich statt. In E-Sportkreisen hat es den Stellenwert einer normalen Weltmeisterschaft, wenn nicht inzwischen gar den der Olympischen Spiele.
Ein sportliches Geschäft
Seit im Jahr 2005 in insgesamt zehn internationalen Metropolen die CPL World Tour abgehalten wurde, ist der E-Sport endgültig kommerziell geworden. In der Tour gab es mit Painkiller nur eine einzige Disziplin. Dennoch wurde das Finale von MTV übertragen. Insgesamt wurde bei dem Turnier um eine Millionen US-Dollar gespielt.
Immer mehr Veranstaltungen dieser Art finden jährlich weltweit statt. Inzwischen gibt es sogar ProGamer, die Berufs-E-Sportler geworden sind und von diesen Turnieren leben. Einige erzielen hiermit ein jährliches Einkommen von mehr als einhunderttausend Dollar.
Peking plante 2008 im Rahmen der Olympischen Spiele das E-Sport-Turnier Global Gaming League zu veranstalten. Die Disziplin sollte Digital Games genannt werden. Das Finale in Shanghai fand allerdings nie statt.
Zukünftige Entwicklung
Bei der Menge an E-Sportlern und Vereinigungen, die es national und international inzwischen gibt, werden die E-Sport-Turniere sicherlich noch mehr Verbreitung finden. Ebenso werden wohl die Preisgelder ansteigen. Längst ist aus den gemütlichen HighScore-Tabellen des Flippers ein erträgliches Geschäft geworden.
Immer mehr Länder gestehen dem E-Sport die Bedeutung als Sport zu und fördern die Spieler mit staatlichen Zuschüssen. Vielleicht entsteht ja eines Tages der Berufs-Computer-Spieler, der sein Geld bei Turnieren und einer neuen Disziplin der Olympischen Spiele verdient.