Die wahren Ursprünge unserer modernen Jeanshosen. Levi Strauss verwirklichte mit der Jeansbekleidung eine geniale Geschäftsidee. Die Grundlagen des populären und haltbaren Gewebes gab es allerdings schon lange vorher…
Sie ist das vermutlich beliebteste Kleidungsstück der westlichen Welt: Die Jeanshose. Seit gut 150 Jahren gibt es sie, und trotz zahlreicher Schnitt- und Farbvarianten ist das strapazierfähige Kleidungsstück den damaligen Modellen heute immer noch verblüffend ähnlich. Selbst die ursprünglich blaue Einfärbung blieb bis in unsere Zeit der Klassiker schlechthin. Meist wird einem Mann namens Oscar Levi Strauss die Erfindung dieser zivilisatorischen Errungenschaft zugeschrieben. Auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für die kalifornischen Goldgräber soll er die erste Jeanshose entworfen haben. Doch das ist nur bedingt richtig, denn die bahnbrechende Voraussetzung für den Erfolg der Jeanskleidung, das extrem widerstandsfähige Gewebe, existierte bereits lange vor Levi Strauss.
Tücher aus Denim: Die französischen Vorfahren der Jeanshose
Gelegentlich werden Jeanshosen in Katalogen und Werbebroschüren als „Denim“ bezeichnet. Dahinter verbirgt sich der Ursprung aller Jeansbekleidung. Denn eigentlich wurde der klassische Blue-Jeans-Look in Frankreich erfunden. Dort stellte man spätestens seit dem 18. Jahrhundert das heute als Jeans-Stoff bekannte Baumwollgewebe her und tauchte es zur Blaufärbung 13 mal in ein Indigo-Gemisch. Das Tuch wurde vor allem zur Herstellung von Matrosenbekleidung verwendet. Da die Tuchballen aus der Stadt Nimes stammten (franz.: de Nimes = aus Nimes), bildete sich dafür im Laufe der Zeit die heute noch verwendete Bezeichnung „Denim“ heraus.
Levi Strauss: Ein bayerisch-jüdischer Amerikaner
Oscar Levi Strauss war also keineswegs der Entdecker der Jeans-Stoffe. Doch ihm gebührt das Verdienst, aus dem haltbaren Baumwolltuch ein bahnbrechendes Produkt entwickelt zu haben.
Levi (eigentlich: Löb) Strauss wurde 1829 in Bayern als Sohn jüdischer Eltern geboren. Wirtschaftliche Not sowie das frühe Ableben des Vaters veranlasste einen Teil der Familie, 1847 nach Amerika auszuwandern, wo man sich im Textilgeschäft etablierte. In der Folge des kalifornischen Goldrausches begab sich Levi Strauss 1853 nach San Francisco und eröffnete gemeinsam mit zwei Familienangehörigen einen Textil- und Kurzwarenhandel.
Die Geburtsstunde der modernen Jeans
Auf der Suche nach einem widerstandsfähigen Gewebe für Abenteurer und Goldsucher, welche in der Stadt einen beträchtlichen Teil der Kundschaft stellten, experimentierte Strauss mit verschiedenen Materialien. Er entschied sich schließlich für das französische Denim und ließ daraus eine Hose schneidern. Die Ur-Jeans war geboren. Doch so gern der geniale Stoff auch verwendet wurde, ein Manko blieb dennoch: Sobald die Goldsucher sich sperrigen oder schweren Kleinkram in die Hosentaschen stopften, erwiesen sich deren Nähte als zu schwach und rissen.
Erst 1872 konnte dieses Problem behoben werden. Ein Schneider namens Jakob Davis verstärkte seine Produkte standardmäßig mit Nieten. Er offerierte aus wirtschaftlichen Zwängen diese Idee auch Levi Strauss, welcher zu seinen Stofflieferanten gehörte. Strauss übernahm das verblüffend einfache Verfahren zur Verbesserung der Jeanshosen und ließ es sich 1873 gemeinsam mit Davis patentieren.
Damit war der Siegeszug der Jeansbekleidung nicht mehr aufzuhalten. Zunächst fertigte man vorrangig Overalls oder Latzhosen. Die heutige Jeanshose etablierte sich erst später. Eine anhaltend hohe Nachfrage sorgte für den raschen Aufschwung des Unternehmens „Levi Strauss & Company“, welches bis heute als weltweiter Marktführer im Handel mit Jeansbekleidung gilt.
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