Die Pizza hat eine lange Geschichte – und sie beginnt nicht in Italien! Sie ist beliebt wie kaum eine andere Speise – vom Kind bis zum Uropa, von Italien bis Florida ist sie in aller Munde: die Pizza. Doch wo kommt der runde Teigfladen mit Tomatensauce, Mozzarella und allen nur erdenklichen weiteren Zutaten eigentlich her?
Die Vorfahren der Pizza
Die Geschichte der Pizza beginnt nicht, wie gemeinhin angenommen, in Italien. Vielmehr dürfen sich bereits die Etrusker, die zwischen 800 und 100 vor Christus lebten, als Erfinder zumindest der „Vorfahren“ der Pizza feiern lassen. Die Etrusker stellten Teigfladen aus Mehl, Salz und Wasser her und belegten sie mit verschiedenen Zutaten, dann wurde der Fladen auf Steinen über offenem Feuer gebacken. Schade, dass sie den späten Ruhm nicht mehr erleben dürfen – typisches Künstler-Schicksal eben. Als frühe Varianten der Pizza gelten auch Flammkuchen und Lahmacun, auch „türkische Pizza“ genannt, die aber einen anderen Belag (eine Paste aus Faschiertem, Zwiebeln und Tomaten) hatte als die „echte“ Pizza.
Der nächste Schritt in der Pizza-Evolution ist dann aber doch in Italien zu finden: Die Etrusker besetzten um ca. 200 v. Chr. Rom, was den Italienern wohl weniger gefallen haben dürfte, doch zugleich brachten sie auch das Wissen um die Zubereitung von Pizza mit in das fremde Land. Das fand bei den Italienern umso mehr Anklang, und durch die römischen Feldzüge gelangte das Pizzarezept über die Jahrhunderte schließlich in nahezu alle Länder Europas. Da es für eine Pizza jedoch nicht viel mehr braucht als Mehl, Wasser, Salz und ein paar Zutaten zum Belegen, galt Pizza als Arme-Leute-Essen und hatte als solches längere Zeit einen eher schlechten Ruf.
Mit der „giftigen“ Tomate zum Siegeszug
Zum nächsten Schritt in Richtung Pizza, wie wir sie heute kennen, kam es um 1520 – und zwar wie so oft eher zufällig. Denn damals gelangten über den Seeweg das erste Mal Tomaten aus Südamerika nach Europa, die sich die Europäer jedoch erst aufgrund ihrer roten „Warn-Farbe“ nicht zu essen trauten – sie hielten sie für giftig. Doch die Hungersnot in Italien, besonders rund um Neapel, war groß, und so griffen ein paar mutige Bauern dieser Region doch zur Tomate und belegten ihre bis dahin trocken genossene Pizza damit. Und mit der Tomate war der Siegeszug der Pizza in die Mägen der Europäer nicht mehr aufzuhalten.
Im 18. Jahrhundert entstand in Italien mit dem Pizzaiolo ein eigener Berufszweig, der die Pizzaherstellung professionalisierte. Der Pizzaiolo stellte den Pizzateig selbst her, belegte ihn und buk ihn in einem eigenen Pizzaofen. Da Pizza am besten bei sehr hohen Temperaturen gebacken wird, brachten viele Leute ihren Teig zum Pizzaiolo, da sie selbst nicht über einen solchen Ofen verfügten.
Die Pizza wird salonfähig
Der Geburtstag der Pizza, wie sie unseren heutigen Vorstellungen entspricht, ist angeblich der 11. Juni 1889. An diesem Tag wurde der Pizzaiolo Raffaele Esposito damit beauftragt, für den König und seine Gemahlin eine Pizza herzustellen. Patriotisch, wie die Italiener nun einmal sind, soll er die Pizza mit den italienischen Nationalfarben rot – Tomate –, grün – Basilikum und weiß – Mozzarella – belegt haben. Allerdings gilt diese schöne Geschichte mittlerweile als widerlegt – so wurde schon im Jahr 1880 in einem Zeitungsartikel erwähnt, dass sich die Königin eine Pizza in den Palast hatte liefern lassen. Der Pizzaservice scheint also etwa gleich alt zu sein wie die Pizza selbst. Allerdings hat sich bis heute einiges getan, z.B. kann man sich heute auch von unterwegs eine Pizza bestellen und Pizzeservices in seiner Nähe ausfindig machen, Pizza-App sei Dank 🙂
Auf jeden Fall wurde die Pizza durch den königlichen Verzehr im 19. Jahrhundert endlich salonfähig, und auch der Adel durfte ab nun genussvoll den duftenden Teigfladen verspeisen. Als es dann Anfang des 20. Jahrhunderts auch den weniger reichen Leuten möglich wurde, längere Reisen anzutreten, und italienische Immigranten in die USA auswanderten, eroberte die Pizza sozusagen die Welt. Die Menschen in den USA schienen nur auf das kulinarische Highlight Pizza gewartet zu haben und verzehrten Unmengen davon, die Pizzerien sprießten wie Champignons aus dem Boden. Ab den 1950er-Jahren hielten dann Kühl- und Gefrierschränke Einzug in die Haushalte, und schon bald darauf war die Tiefkühlpizza erfunden. Wenn die Pizza nicht schon davor ein Massenphänomen war, jetzt war sie es endgültig.
Die Pizza von heute
Heute zählt die Pizza immer noch zu den absoluten Lieblingsspeisen der europäischen und US-amerikanischen Bevölkerung – man findet sie beim Lieblingsitaliener ums Eck genauso wie in Fastfoodketten und im Supermarkt. Es gibt Pizza mit dünnem, knusprigem Teig, mit dickem Teigboden, der schon einem Kuchen gleichkommt, mit Extraportion Käse, als eingerollte Variante (Calzone) usw., die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Das ist wohl das große Erfolgsgeheimnis der Pizza – sie lässt sich für jeden Geschmack anpassen. So gibt es sogar Pizza mit Pommes, Kokosnuss, Obst oder Gummibärchen … So verschieden die Geschmäcker, so verschieden die Pizza-Beläge! Im Internet lassen sich auf Rezept-Plattformen wie etwa www.ichkoche.at unzählige Rezeptvarianten finden, die für jeden Pizza-Geschmack das passende Rezept bereithalten.
Pizza – Fast Food oder „echte“ Mahlzeit?
Das Interessante ist, dass sich eine Pizza sowohl als Fast Food als auch als Slow-Food-Genussprodukt herstellen und zubereiten lässt. Fix fertig aus der Tiefkühltruhe, um knapp zwei Euro im Diskounter gekauft und belegt mit Analogkäse und Pseudo-Salami, landet sie als kalorienreiches, ansonsten aber recht wertloses Fast Food auf unseren Tellern. Pizza geht aber auch anders: Mit regionalen, hochwertigen Zutaten, wenn möglich selbst angebaut, vom Bauern oder in Bio-Qualität, frisch zubereitet und vom Fachmann im Pizzaofen gebacken, danach vielleicht noch garniert mit frischem Rucola, wird die Pizza zum Hochgenuss und zur vollwertigen Mahlzeit.
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