Tamburello macht nicht jeder. Tamburello ist „Tennis mit Tambourins“. Der SV Sachsenwerk in Dresden trainiert als einziger in Sachsen diese Ballsportart und übt auch für internationale Wettkämpfe.
Peng! Ein Knall, ähnlich dem Ploppen des Tennisballs, nur schärfer: Filz trifft auf straff gespanntes Nylon. „Das Echo der Schläge gibt dem Tamburello das gewisse Etwas“, schwärmt Ringo Sobiella. Vor sechs Jahren verzauberte Tamburello den heute 26-jährigen, eine in Deutschland bisher kaum bekannte Sportart. Etwa 80 Leute spielen das „Tennis mit Tambourins“ hierzulande. Sobiellas Mannschaft beim SV Sachsenwerk Dresden ist der einzige Tamburello-Club in Sachsen. „Es gibt leider noch nicht genug Spieler, um eine Turnierliga aufzubauen“, sagt der Techniker. So wirbt Sobiella, ehemaliger Handballer, unermüdlich für Tamburello, damit in Sachsen weitere Vereine entstehen. Die Sachsenwerker gehen mit gutem Beispiel voran: „In letzter Zeit kamen drei Neue. Jetzt spielen 22 Leute zwischen neun und vierzig Jahren bei uns.“ Ringo Sobiella und László Hadas leiten die wachsende Truppe.
Neue Mitspieler willkommen
Um noch mehr „Tamburellos“ anzulocken, lässt Ringo Sobiella Zuschauer seinen Sport miterleben. „Wir führen Tamburello an Schulen vor, bieten demnächst Tamburello-Kurse bei der Volkshochschule an, werben bei Festen. Man kann es fast überall spielen, im Freibad, am Strand, auf der Wiese.“ Jeder mit etwas Ballgefühl und Sinn für Teamsport kann mitmachen, ob alt oder jung. „Anders als beim Tennis fasst man die Schlagfläche direkt an und trifft so den Ball gut. Das motiviert!“ Die Tambourins werden eigens für den Sport hergestellt, sind weder Musikinstrumente noch eselsfellbespannte Holzrahmen wie bei der sizilianischen Urvariante. Ein Sporttambourin sah Ringo Sobiella erstmals auf der BUGA 2001 in Hannover. Kaum zurück in Dresden, probierte er seinen neuen Traumsport aus und ist seitdem Tamburello-Pionier. 2006 gründete er die Abteilung im Sportverein Sachsenwerk Dresden e.V.
Kein Tempolimit für Bälle
Davon schleudern heute abend zehn die Bälle durch die dämmrige Turnhalle. Je drei Leute kämpfen gegeneinander auf einer Fläche von sechzehn mal vierunddreißig Metern. „Der Ball fliegt bei uns mit Squashgeschwindigkeit über ein Handballfeld. Wir spielen in Sätzen wie beim Tennis, aber ohne Netz. Ein Match dauert bis neunzig Minuten“, kommentiert Ringo Sobiella vom Rand aus. Um in Zukunft noch fitter zu werden, wollen die Sachsenwerk-Tamburellos für mehrere Tausend Euro eine Ballmaschine kaufen. „Die kann die Bälle bis auf 150 Kilometer pro Stunde beschleunigen. So lernen wir, mit solchen Geschwindigkeiten umzugehen.“
Dresdner kämpfen als deutsche Nationalmannschaft um internationale Lorbeeren
Schon in drei Wochen ist Sobiellas Mannschaft international gefragt. Anfang Februar findet im italienischen Lignano-Sabbiadoro der Europacup im TAMindoor statt, der Tamburello-Variante, die die Dresdner spielen. Fünf Spielerinnen und Spieler der Sachsenwerk-Crew sind dort gemeinsam mit einer Spielerin aus Münster in der deutschen Nationalmannschaft vertreten. „Unsere Auswahlspieler trainieren zusätzlich anderthalb Stunden pro Woche in der Freiberger-Arena im Ostragehege“, sagt Ringo Sobiella. Denn die Konkurrenz ist stark: Gegen Teams wie Frankreich oder Tamburello-Ursprungsland Italien haben die Deutschen maximal Außenseiterchancen. „Wir hoffen auf einen dritten oder vierten Platz. Alles andere ist unrealistisch“, meint Sobiella, der schon mehrmals an Europacups teilgenommen hat.