John Edgar Hoover – Begründer des FBI. Neben dem englischen Scotland Yard ist das US-amerikanische FBI die bekannteste Untersuchungsbehörde. J. Edgar Hoover ist der Mann der ersten Stunde.
Als John Edgar Hoover (01.01.1895 – 02.05.1972), der 1917 angefangen hatte für das US-amerikanische Justizministerium zu arbeiten, im Jahr 1921 zunächst als Vizedirektor in die zentrale Untersuchungsbehörde BOI (Bureau of Investigation) wechselte, drohte Nordamerika in Anarchie zu versinken, was zum Teil an einem völlig desolaten Polizeiapparat lag. Als er nach 52 Dienstjahren verstarb, hinterließ er eine schlagkräftige Behörde: das FBI (Federal Bureau of Investigation) dessen Chef er für 48 lange Jahre in der Zeit von 1924 bis 1972 war.
Korrupte Verhältnisse
Die Verwaltung der liberal gesinnten Vereinigten Staaten lag in den Händen frei gewählter Beamten. Bei den Wahlen in ein Amt war jedoch nicht die Kompetenz des Bewerbers, sondern vielmehr die Parteizugehörigkeit ausschlaggebend. Das führte, wie bereits 1887 in den Lebenserinnerungen von G. W. Walling, Superintendent der New Yorker Polizei beschrieben, zu Postenschiebereien größten Ausmaßes. Nicht das Bürgerwohl, sondern persönliche Bereicherung stand im Vordergrund. Polizisten, Staatsanwälte und Richter wurden von korrupten Politikern in ihre Ämter gewählt und von diesen überwacht. Oft waren diese „Hüter der Gesetze“ wenig für ihre Tätigkeit geeignet, standen zuweilen sogar auf den Lohnlisten von Verbrecherbossen.
Zudem war eine landesweite Verbrechensbekämpfung durch die mangelnde Zusammenarbeit der Behörden einzelner Bundesstaaten fast unmöglich. Ein zentraler Polizeiapparat fehlte, das Justizministerium in Washington war absolut machtlos.
Zentrale Behörde
Dieser Misere abzuhelfen war das erklärte Ziel des N. Y. – Polizeichefs Theodor Roosevelt, von 1901 – 1908 Präsident der Vereinigten Staaten. 1905 gründete sein Justizminister Bonaparte das Bureau of Investigation, eine Behörde mit wenig Effizienz, weil ihr nur zu wenig und zudem unqualifiziertes Personal zur Verfügung stand. Bestechung und Ämterschiebung herrschten auch hier.
Hoover
Diese Missstände änderten sich, als 1924 Generalbundesanwalt H. F. Stone den Assistant Director J. Edgar Hoover an die Spitze der Behörde stellte. Der Jurist Hoover, „der Unbestechliche“, säuberte das Amt gründlich. Wer nicht die nötige Qualifikation oder undurchsichtige Verbindungen besaß, wurde entlassen. Neue Bewerber wurden strengstens durchleuchtet und nur Juristen oder Wirtschaftsprüfer wurden eingestellt. Trotz vieler Anfeindungen und interner Machtkämpfe gelang es Hoover, aus der schlecht beleumundeten Behörde eine Stätte exakter kriminalistischer Arbeit zu formen.
Eine der ersten Maßnahmen des neuen Chefs galt der Verbrecheridentifizierung. Die Daktyloskopie (Identifizierung durch Fingerabdrücke), schon 1898 auf der Weltausstellung in St. Louis als Attraktion bestaunt, hatte seit 1911 auch im amerikanischen Erkennungsdienst eine große Bedeutung. Hoover ließ die erste zentrale Kartei für Fingerabdrücke anlegen. Unter seiner Ägide wuchs die Bedeutung der Kriminaltechnik. Trotz pekuniärer Beschränkungen richtete er erste Labore ein.
Das FBI
Aufgerüttelt durch schwere Verbrechen und wirkungsloser Polizeiarbeit wandelte sich das Bewusstsein der Amerikaner und ihrer Politiker. Eine innere Konsolidierung erfasste den Kongress. Mehr und mehr Verbrechen wurden als solche gegen das Land erklärt und ihre Aufklärung in die Hände des dafür nunmehr zentral zuständigen FBI gelegt. Durch entsprechende Gesetze wurde der 1935 in „Federal Bureau of Investigation“ (FBI) umbenannten Behörde die Erlaubnis erteilt, grenzüberschreitend zu ermitteln.
Kommunistenjäger
Zuvor hatte Hoover nach Ende seines Studiums für das Justizministerium als Leiter der Registrierung feindlicher Ausländer gearbeitet. Ausgelöst durch die russische Revolution 1917 ging in den USA die Kommunistenangst (Red Scare) um, in deren Folge er 1920 zusammen mit dem Leiter der General Intelligence Division, A. M. Palmer ca. 10.000 Kommunisten verhaften ließ.
Der Überwachung und Abwehr von möglichen Staatsfeinden galt sein größtes Augenmerk. 1940 gründete er den Special Intelligence Service, welcher bis zu seiner Auflösung zahlreiche Spionageaktionen durchführte. Vermeintlichen oder tatsächlichen Kommunisten sagte er den Kampf an. In der McCarthy-Ära hatte er 1950 eine Liste von 12.000 illoyalen Personen angelegt. Liberal gesinnten Politikern gegenüber, wie etwa den Kennedy-Brüdern, war er misstrauisch und ließ sie mit Abhöranlagen ausspionieren. Dem Bürgerrechtler Martin Luther King gegenüber zeigte er öffentlich seine Abneigung. Trotzdem gelang es ihm, seinen Posten als Chef des FBI über die Amtszeit von acht Präsidenten zu halten und wurde mitunter als mächtigster Mann der Vereinigten Staaten bezeichnet. Dieser Titel dürfte auch seinem guten Verhältnis zu den Massenmedien geschuldet sein, deren Nähe er schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts suchte.
Mafia
Auf seiner Suche nach Staatsfeinden übersah Hoover allerdings einen enormen inneren Feind: die Mafia, ja er leugnete sogar die Existenz des organisierten Verbrechens und überließ die Verfolgung der Täter den örtlichen Behörden. Diese unerklärliche Haltung ließ Spekulationen über kompromittierende Informationen über Hoover in Händen der Mafia breiten Raum.
Ansehen
Zeit seines Lebens und danach hat Hoover die Öffentlichkeit polarisiert. Galt er auf der einen Seite als Held und Halbgott, wurde er auf der anderen Seite als Rassist, Erpresser und Spitzel betrachtet, wobei sein Negativimage im Laufe der Zeit immer größer wurde.