Die Geschichte der amerikanischen Automarke Chrysler. Über Jahrzehnte gehörte der Autokonzern Chrysler zu den drei größten Automobilherstellern der USA. Dann begann eine lange Krisenzeit für die Automarke. Wie nur wenige Unternehmen in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte symbolisiert der Autokonzern Chrysler Aufstieg und Triumph, aber auch Misserfolg und Niedergang der amerikanischen Automobilbranche im 20. Jahrhundert.
Gründung von Chrysler in den USA
Mitte der 1920er Jahre in den USA gegründet, profitierte das Autounternehmen in der frühesten Phase seiner Geschichte recht unmittelbar von einer schwerwiegenden Rezession. Im Gefolge des Ersten Weltkrieges gerieten eine ganze Reihe von Pionier-Unternehmen der noch jungen US-Autoindustrie in finanzielle Schwierigkeiten. Walter P. Chrysler (1875-1940), ein ehemaliger Ford-Manager, nutzte in dieser Situation die Gunst der Stunde zur Übernahme der insolventen Maxwell Motor Company, einem bereits 1904 begründeten Autohersteller aus der Nähe von New York. Binnen Kurzen formte Chrysler aus ihm seinen eigenen Autokonzern: die Chrysler Motor Corporation.
Expansion von Chrysler auf dem US-Automarkt
Eine bedeutende Weichenstellung für das junge Unternehmen erfolgte bereits drei Jahre nach der Gründung der Chrysler Motor Company. 1928 erwarb Chrysler einen zu diesem Zeitpunkt deutlich größeren Konkurrenten: die Dodge Brothers Inc, die vor allem auch aufgrund ihrer lukrativen LKW-Sparte für Chrysler interessant war. Etwa zeitgleich brachte der schnell wachsende Autokonzern zwei neue Automarken auf den Markt: Plymouth und DeSoto. Mit diesen 1928 eingeführten Chrysler-Marken suchte sich die Chrysler Corporation vornehmlich im niedrigen und mittleren Preissegment festzusetzen. Innerhalb der Konzern-Markenfamilie sollte die eigenständige Kernmarke „Chrysler“ insbesondere das Premium- und Oberklassensegment abdecken. Direkte Konkurrenten Chryslers bereits in dieser Phase waren die Autoriesen Ford und General Motors.
Chrysler unter den drei größten US-Autokonzernen
Günstige strategische Entscheidungen, die steigende Auftragsentwicklung im Gefolge des Zweiten Weltkrieges und schließlich besondere Innovationsleistungen, etwa im Bereich der Sicherheitstechnik, formten ab den 1930er Jahren aus der Chrysler Corporation einen der drei größten Autokonzerne der USA. Fahrzeuge der Chrysler-Markenfamilie waren bekannt für ihre Haltbarkeit, Erschwinglichkeit und ihre fortschrittliche Technologie. Neben der Autoproduktion engagierte sich das Unternehmen auch zunehmend im Bereich der Zulieferindustrie und produzierte in den Folgejahren beispielsweise Heizungen und Klimaanlagen auch für andere amerikanische Autohersteller.
Chrysler Expansion nach Europa
Ende der fünfziger Jahre begann Chrysler immer stärker nach Übersee, insbesondere nach Europa zu expandieren. Chrysler erwarb dabei Anteile an mehreren europäischen Autokonzernen, darunter etwa dem französischen Autokonzern Simca oder der britischen Rootes-Gruppe. Während auf dem amerikanischen Markt mit Modellen wie dem Chrysler Windsor oder dem typischen US Muscle Car Plymouth Barracuda (ab 1964) das Geschäft relativ gut lief, erwiesen sich die Investitionen auf dem europäischen Markt recht bald als Fehlschläge. Teure und imageschädigende Rückrufaktionen sowie die wachsende Konkurrenz europäischer und japanischer Autohersteller führten bei Chrysler jetzt immer mehr zu drückenden Kostenproblemen.
Chrysler und seine japanischen Konkurrenten
Bezeichnend für diese sich Ende der 1970er Jahre zuspitzende Situation, war dabei die Tatsache, dass einer der wichtigsten japanischen Herausforderer auf dem amerikanischen Automarkt, Mitsubishi, über Jahre hinweg bereits seine Modelle und seine Technologie unter Chryslers Markennamen verkauft hatte. 1971 hatte die Chrysler Corporation eine Minderheitsbeteiligung an Mitsubishi erworben. Als die Japaner schließlich jedoch dazu übergingen, immer stärker ihre Modelle auch unter eigenem Namen zu vertreiben und vor allem auf den außeramerikanischen Märkten expandierten, geriet Chrysler erstmalig in der Unternehmensgeschichte in eine gefährliche Schieflage. Nur durch das Eingreifen der US-Regierung 1979 konnte in dieser Situation ein Konkurs der Chrysler Corporation abgewendet werden.
Chrysler unter dem Automanager Lee Iacocca
Einem neuen Konzernchef, dem legendären Automanager Lee Iacocca, gelang schließlich während der 1980er Jahre durch ein kostensparendes Restrukturierungsprogramm die Wende. Mit der Einführung eines preiswerten Baukastensystems für die diversen Marken des Konzerns konnte Chrysler seine Kosten wieder in den Griff bekommen und verlorene Marktanteile wieder zurückerobern. Mit der Einführung der sogenannten „Minivan“-Großraumlimousinen etablierte Chrysler ab Mitte der 1980er sogar ein neues und überaus erfolgreiches Marktsegment im lukrativen Geschäft mit Familienautos. Zum Ende des Jahrzehnts war Chrysler wieder profitabel und tat 1987 mit der Übernahme des Autokonzerns AMC (American Motor Company) neuerlich einen entscheidenden Schritt in der weiteren Konzernentwicklung. Die Übernahme der AMC brachte Chrysler nämlich vor allem in den Besitz der Marken Jeep und Eagle. Deren sportliche Geländewagen sollten Chrysler noch besser im Geschäft mit den populären SUVs positionieren.
Chryslers Fusion mit Daimler-Benz
Im Gegensatz zur Stellung auf dem nordamerikanischen Automarkt blieb Chryslers Position auf den Märkten in Europa oder Asien nach wie vor unbefriedigend. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hatte sich in Osteuropa zudem ein gänzlich neuer Massenmarkt eröffnet. Vor diesem Hintergrund begannen Mitte der neunziger Jahre Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit dem deutschen Automobilkonzern Daimler-Benz. Von diesem erwartete man sich neben einer günstigeren Position auf dem europäischen Automarkt vor allem auch einen kontinuierlichen Technologietransfer von Deutschland nach Amerika. 1998 fusionierte die Chrysler Corporation endgültig mit Daimler-Benz zur DaimlerChryser AG.
Neuerliche Krise bei Chrysler
Der deutsch-amerikanische Autokonzern entwickelte sich in der folgenden Dekade jedoch nur bedingt entsprechend der in ihm gesetzten Erwartungen. Gewinneinbrüche, ein weitreichender Strategiewechsel infolge der Aufgabe der Marke Plymouth, Fehlentscheidungen und Missmanagement brachten Chrysler mehrere Jahre hintereinander schwere Verluste ein. Als die Benzinkrise wichtige Modellgruppen, insbesondere der Chrysler-Marken Dodge und Jeep mit ihren spritverbrauchsstarken SUVs durch dramatische Absatzeinbrüche unrentabel machte, entschloss sich das im Konzern inzwischen tonangebende deutsche Management zum Verkauf der Chrysler-Sparte. 2007 erwarb schließlich das amerikanische Beteiligungsunternehmen Cerberus Capital Management 80,1% an dem ins Trudeln geratenen Autokonzern aus Michigan.
Chryslers Zusammenbruch 2009
Der infolge der Finanzkrise von 2007 verursachte Totaleinbruch auf dem amerikanischen Automarkt brachte Chrysler sodann nur noch schneller an den Rand des Zusammenbruchs. Als ein beabsichtigter Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten General Motors scheiterte, steuerte der Chrysler-Konzern nun endgültig auf eine Insolvenz zu. Im April 2009 schließlich brach das Traditionsunternehmen zusammen. Ein mehrwöchiger Produktionsstopp wurde notwendig, das Unternehmen war insolvent und konnte nur durch massive staatliche Unterstützung vor dem totalen Ausverkauf gerettet werden.
Einstieg von Fiat bei Chrysler
In dieser Situation übernahm der Rentenfonds der einflussreichsten amerikanischen Autogewerkschaft UAW die Mehrheit an dem Konkurs-Konzern und erreichte mit Unterstützung der amerikanischen Regierung schließlich einen Einstieg des italienischen Autokonzerns Fiat, der 20% an Chrysler erwarb. Chrysler wird in den kommenden Jahren immer enger mit dem Fiat-Konzern verschmolzen werden. Zu dieser Strategie gehört bereits heute, dass verschiedene Modelle der Fiat-Marke Lancia in den USA unter dem Chrylser-Signum verkauft werden sollen. Die Krisenjahre bei Chrysler könnten bald zu Ende sein.