Die Geschichte der US-Automarke Hummer. Über Jahre hinweg galt der Hummer als Inbegriff eines überdimensionierten und verbrauchsintensiven Geländewagens. 2010 wurde die „Humvee“-Marke aufgegeben.
Mit einer Art privatem Militärfahrzeug über Stock und Stein, Asphalt und Beton: Die Anfänge der US-Automarke Hummer sind aufs Engste mit der amerikanischen Militärgeschichte verknüpft. Die Tatsache, dass zumindest das erste Verkaufsmodell des Zivil-Geländewagens Hummer (H1) unmittelbar auf einem geländegängigen Fahrzeug der US-Armee basierte, dem „Humvee“, machte schließlich auch einen Gutteil des Hummer-Marketingerfolges aus.
Der Humvee als multifunktionaler Armee-Geländewagen
Während der siebziger Jahre suchte die amerikanische Armee nach einem Ersatz für ihre bisherigen Gelände- beziehungsweise leichten Transportfahrzuge, dem Willys Jeep-Nachfolger M151 MUTT sowie die Dodge-Pickups der M880-Serie. 1983 fiel die Wahl schließlich auf den Prototypen des amerikanischen Nutzfahrzeugherstellers „AM General“: Dem sogenannten „High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle“ (abgekürzt HMMWV beziehungsweise „Humvee“), einem enorm anpassungsfähigen und hochmobilen Allradfahrzeug mit einer maximalen Nutzlast von 1,25 t. Insgesamt 15 verschiedene Ausführungen des Geländefahrzeuges wurden durch die US-Armee geordert, darunter Humvee-Varianten für Sanitätstransporte ebenso wie HMMWV-Spezialausführungen für leichte Panzer- oder Flugabwehrkräfte.
Humvees für die US-Armee
Die US-Armee bestellte zunächst 70.000 Humvees und verdoppelte im Verlauf von rund 25 Jahren ihre Humvee-Bestände auf insgesamt rund 150.000 HMMWV-Fahrzeuge. Die letzten Humvees für die US-Armee wurden durch AM General 2010 ausgeliefert. AM General lieferte seinen multifunktionalen „Humvee“ auch an andere Armeen aus, insbesondere NATO-Mitglieder wie etwa Spanien oder Polen.
Der Humvee im Irak-Krieg von 1990-1991
AM General plante bereits seit Ende der achtziger Jahre die Entwicklung einer Zivilversion des erfolgreichen Armee-“Humvees“. Die medienwirksame Präsenz des Geländefahrzeuges während des Zweiten Golfkrieges (1990-1991) schuf schließlich für den Verkaufs- und Marketingerfolg einer solchen HMMWV-Zivilversion ideale Voraussetzungen. Rund 20.000 Armee-Humvees kamen während des Irakkrieges zwischen 1990 und 1991 zum Einsatz und prägten wie kaum ein anderes Militärfahrzeug der US-Armee die nationale und internationale Berichterstattung.
Der Hummer (H1): zivile Version des Militär-HMMWV
1992 brachte AM General endlich eine zivile Version des M998 HMMWV auf den Markt. Dieser erste Zivil-“Humvee“ wurde schließlich unter der Modellbezeichnung „Hummer“ vermarktet. Verkaufspreis je nach Ausstattung: zwischen 40.000 und 55.000 US-Dollar. Der später als „H1“ bezeichnete und bis zu 300 PS starke Hummer war anders als seine späteren Nachfolgemodelle tatsächlich noch weitgehend identisch mit dem Humvee der US-Armee. Einer der ersten Besitzer eines Hummers war der austro-amerikanische Actionschauspieler und seinerzeitige „Terminator“-Star Arnold Schwarzenegger.
Hummer-Kooperation zwischen AM General und General Motors
Der beträchtliche Erfolg des Hummers namentlich auf dem amerikanischen Automarkt führte ab 1999 schließlich zu einer überaus engen Kooperation AM Generals mit dem US-Autoriesen General Motors, mit welchem vor allem die weltweite Vermarktung des „zivilen Militärfahrzeuges“ gelingen sollte. Die globale Erfolgsgeschichte der Automarke „Hummer“ nahm hiermit ihren eigentlichen Anfang.
Der Hummer als Geländelimousine
Rund drei Jahre nach dem Beginn der Zusammenarbeit mit General Motors präsentierte Hummer einen ersten Nachfolger des H1, den H2. Der Hummer H2 orientierte sich dabei deutlich am Erfolg konkurrierender Sport Utility Vehicles (SUV). Gegenüber dem lediglich für zivile Zwecke angepassten H1 musste der Hummer H2 indes also bereits eher als charaktervolle Geländelimousine gelten, deren Geländetauglichkeit, gerade unter militärischen Gesichtspunkten, wiewohl etwas abgenommen hatte.
Der Hummer H2
Dem Verkaufserfolg des Hummer H2 tat dies jedoch keinen Abbruch. Allein bis 2005 konnte Hummer von seinem H2-Modell in den USA weit mehr als 100.000 Fahrzeuge absetzen. Der Nimbus des gleichsam kraftvoll-„kampferprobten“ Geländewagens mit 6 Liter-V8-Motor und mehr als 300 PS faszinierte nicht nur amerikanische Autokäufer – dem Hummer H2 war auch international ein gewisser Erfolg beschieden. Dennoch: im Hummer H2 steckte jetzt vor allem jedoch Technik aus rein-zivilen GM-SUV-Modellen, etwa dem „Escalade“ von Cadillac.
Markteinführung des Hummer H3 und Beginn der Humvee-Krise
Mit der Markteinführung des Hummer H3 2005 wurde diese Entwicklung im Verbund des General Motors-Konzerns sogar noch weiter fortgesetzt. Basierend auf einem GM-Kompakt-Pick-up war der H3 nun sogar der Erste ausschließlich von General Motors hergestellte Hummer. Obgleich der Hummer H3 allein in den USA bis 2009 mehr als 156.000 mal verkauft werden konnte, geriet die Marke Hummer rasch in jenen Abwärtsstrudel, der schließlich auch die Konzernmutter General Motors an den Rand der Insolvenz bringen sollte. Gestiegene Benzinpreise und die damit verbundene Absatzkrise bei SUVs und Pick-ups brachten nun auch Hummer arg in Bedrängnis. Als Inbegriff des Sprit schluckenden Geländewagens mit einem Spitzenverbrauch von bis zu 30 Liter auf 100 km wurde der Hummer nun zum Ladenhüter. 2009 wurden vom Hummer H3, der gleichwohl bereits über einen deutlich verbesserten Kraftstoffverbrauch verfügte, nur noch rund 5.500 Einheiten in den USA verkauft. Das Hummer-Modell H2 fiel sogar auf etwa 1.500 verkaufte Fahrzeugeinheiten.
General Motors gibt Automarke Hummer auf
Nachdem General Motors 2007 einen gigantischen Verlust von rund 38,7 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hatte, kam es seitens der Konzernleitung ab Sommer 2008 rasch zu der Überlegung, die exklusive Geländewagenmarke Hummer gegebenenfalls vollständig einzustellen. Ein Versuch, Hummer an den chinesischen Autohersteller Tengzhong zuverkaufen, scheiterten letztlich an der mit Tengzhong verbundenen chinesischen Regierung. Diese betrachtete das schlechte Image der Marke Hummer als unpassend für die eigene Strategie, mithilfe wettbewerbsfähiger nationaler Hersteller kostengünstige und verbrauchsarme Kraftfahrzeuge weltweit vermarkten zu können. Im April 2010 stellte General Motors die Marke Hummer schließlich vollständig ein. Lediglich im russischen Kaliningrad laufen noch modifizierte Versionen des Hummers vom Band. Diese Hummer-Varianten werden jedoch exklusiv für den russischen Markt hergestellt.
Hummer-Klubs in den USA
Trotz des schnellen und dramatischen Endes der Hummer-Marke nach nicht einmal 20 Jahren erfreut sich die Geländewagen-Marke bei Autofans in aller Welt noch immer großer Beliebtheit. Zahlreiche Hummer-Besitzer in Nordamerika, Asien und Europa haben sich längst in diversen Hummer-Fanklubs zusammengeschlossen. In den USA gilt vor allem der „Hummer Club“ als besonders aktiv. Die mit dem Hummer Club assoziierte Vereinigung „Hummer Owners Prepared for Emergencies“ (HOPE) unterstützt in Kooperation mit dem amerikanischem Roten Kreuz ihre Mitglieder unter anderem in der Erste Hilfe-Ausbildung und beim optimierten Geländefahrverhalten von Hummer-Fahrzeugen im Katastrophenfall.