Die wichtigste Voraussetzung bei der Verabreichung von Placebos ist eine positive Erwartungshaltung einer Behandlung gegenüber. Ist sie bei einem Patienten da, und glaubt er zudem, ein wirksames, vielleicht auch teures Präparat verabreicht zu bekommen, obwohl es nur ein Scheinpräparat ist, ist der Placeboeffekt da. Placeboeffekte sind positive psychische und körperliche Reaktionen, die nicht auf die spezifische Wirksamkeit einer Behandlung zurückzuführen sind, sondern auf den psychosozialen Zusammenhang der Behandlung. Sie sind also positive Veränderungen des subjektiven Befindens eines Patienten. Placebos dürfen bei der Behandlung von Beschwerden nur nach dem Einverständnis des Patienten eingesetzt werden. Andererseits aber zeigen Placebos nach einer Information des Patienten darüber, was ihm verabreicht wird, nur noch geringe oder gar keine Effekte mehr. Der Glaube an etwas, das nur Schein ist, schwindet.
Woher der Begriff „Placebo„ sich ableitet
Zunächst einmal ist heute mit dem Begriff Placebo ein Scheinarzneimittel gemeint, das keine arzneilich wirksamen Inhaltsstoffe und somit keine pharmakologische Wirkung haben kann. Es enthält nur Zucker oder Stärke und wird in einer für Medikamente üblichen Darreichungsform hergestellt. Placebo ist ein lateinisches Wort und bedeutet: „ich werde gefallen“. Ursprünglich wurde der Begriff „Placebo“ in der christlichen Liturgie gebraucht. Placebo domino in regione vivorum – Ich werden dem Herrn gefallen im Lande der Lebenden (Psalm 116,9) wurde im zwölften Jahrhundert Bestandteil der Totenmesse. Zwei Jahrhunderte später bezeichnet „Placebo“ die musikalische Einlage eines Begräbnischores, der gegen Bezahlung den Toten besang. „Placebo“ galt als etwas nur dem Schein nach, als schmeichelhaft, unecht. Im 18. Jahrhundert wurde „Placebo“ schließlich heimisch in der Medizin mit der Bedeutung, die es heute hat.
Der Placeboeffekt geht weit in die Vergangenheit zurück
Die erste geschichtliche Erwähnung findet der Placeboeffekt nicht, wie anzunehmen ist, durch einen Arzt, sondern durch den griechischen Philosophen Platon (427-347 v. Chr.). Platon vertrat die Meinung, dass das gesprochene Wort durchaus Kraft besitzt, Kranke zu heilen. Deshalb sei es angebracht, einem Schwerkranken durch Worte das Gefühl zu geben, dass er gute Heilungschancen habe. Fünfhundert Jahre später griff wieder ein Grieche, der Arzt Galenos von Pergamon (129-200 n.Chr.), Platons Meinung auf. Er lehrte, dass die den Körper bestimmenden Elemente Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle im Gleichgewicht stehen müssen, sonst drohe Krankheit. Galenos nahm an, dass sie sich sowohl durch physische als auch durch psychische Einwirkung beeinflussen lassen. Seine Theorie führte das erste Mal dazu, dass Ärzte sich auch psychisch mit ihren Patienten auseinandersetzten. Fortan waren die Mediziner darum bemüht, bei ihren theoretischen Überlegungen über die Wirkungsweise von Heilmitteln psychische Beeinflussungen nicht außer Acht zu lassen. Wann allerdings das erste Mal Scheinmedikamente eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Placebos im heutigen Sinne wurden zum ersten Mal um 1830 verwendet.
Eine positive Erwartungshaltung ist unabdingbar
Die positive Erwartungshaltung bei einer Behandlung ist die wichtigste Voraussetzung für das Auftreten eines Placeboeffekts. Die Erwartungshaltung gegenüber der Wirksamkeit einer Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören grundsätzliche Einstellungen zu bestimmten Behandlungsmethoden, aber auch zur Heilbarkeit einer Krankheit. Der Behandler selbst spielt ebenso eine nicht geringe Rolle. Ein Behandler, der sich für den Patienten Zeit nimmt, empathisch auf ihn eingeht und sich von seiner Behandlung überzeugt zeigt, stärkt die Erwartungshaltung des Betreffenden. Die Gabe von Pacebos zur Behandlung von Beschwerden ist ethisch umstritten. Dennoch: In Umfragen geben 50 Prozent der befragten Ärzte an, zumindest manchmal unwirksame sprich Placebos oder wenig wirksame Medikamente eingesetzt zu haben.