Der Mythos um die Existenz und das Wirken der Freimaurer hat bis zum heutigen Tag nichts an Aktualität verloren. Schon seit jeher sind interessierte Geister von den Geheimnissen, die den Freimaurer-Orden umgeben, fasziniert. Davon zeugen zum einen ein Literatur-Bestand zu diesem Thema, der mehr als 10.000 Titel umfasst, zum anderen erfolgreiche Hollywood-Produktionen, unzählige Verschwörungstheorien und diffuse Legenden. Doch was ist dran, an dieser sagenumwobenen Vereinigung, und wo hat sie ihren Ursprung?
Ursprung und Entstehung der Freimaurer-Vereinigung
Uneinigkeit besteht darüber, wann und wo genau die Freimaurerei begann. Manchen Angaben zufolge soll ihre Entstehung auf den Isis- und Osiris-Kult des alten Ägypten zurückgehen; wieder andere behaupten gar, Jesus Christus soll der erste aktive Freimaurer gewesen sein.
Indizien weisen jedoch darauf hin, dass der Beginn der Freimaurerei mit der Gründung des Templerordens zusammenfällt, der zu Beginn des 12. Jahrhunderts von neun Kreuzrittern gegründet wurde. Untermauert wird diese These damit, dass zahlreiche freimaurerische Riten, Passwörter und Ausdrücke hebräischen Ursprungs sind – genauer aus Jerusalem stammen, wo die Templer die längste und fruchtbarste Periode ihrer Geschichte verbrachten.
Mit den ersten Freimaurer-Logen entstehen kunstvollste und zeitlos schöne Bauwerke
Als tatsächlich nachgewiesene Wiege der Freimaurer gilt das mittelalterliche England. Dort schlossen sich Bauhandwerker – vor allem Steinmetze – zu Bruderschaften zusammen, um die Kunst von Architektur und Bauhandwerk zu perfektionieren. Die organisierten Handwerker trafen sich in als Logen (englisch „lodges“) bezeichneten Bauhütten, die gleichermaßen als Werkstatt, Aufenthalts- und Versammlungsraum dienten. Die Logenbrüder gebrauchten untereinander als Symbole ihres Berufes Hammer, Meißel, Lineal, Zirkel und Winkelmaß.
Zahllose Kathedralen, Dombauwerke und Festungen in ganz Europa sind unter ihrer Arbeit entstanden. Beispielhafte Bauwerke die von der hohen Kunst des Handwerks der Freimaurer zeugen sind unter anderem das Yorker Münster, die Kathedrale von Canterbury oder auch die St. Giles-Kirche in Edinburgh.
Einfluss, Unterwanderung und Zweckentfremdung der Freimaurerlogen
Aufgrund ihrer Fähigkeit, kunstvollste Steinmetzarbeit zu verrichten, genossen die Freimaurer hohes Ansehen und zahlreiche Privilegien, wie zum Beispiel ungehindertes Reisen in Kriegszeiten. Vorteile, die durch König und Papst persönlich abgesegnet wurden.
Als im Jahr 1666 eine Feuersbrunst London zerstörte, gelangten die für den raschen Wiederaufbau der Stadt benötigten Handwerker schnell zu erheblichem gesellschaftlichen und politischen Einfluss. Andere Kreise erkannten schließlich die Machtvorteile die dieser Status mit sich brachte, und begannen das Ansehen der Bauhütten für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. So wurden die Freimaurer-Logen nach und nach von Angehörigen nicht-handwerklicher, sondern meist akademischer Berufe unterwandert.
Zeitgleich verschwanden zusammen mit der gotischen Baukunst auch die Bauhütten, was es den berufsfremden Kreisen noch leichter machte, in die Logen einzutreten. Die neuen Mitglieder zeichneten sich mehr durch ihre Herkunft oder Intelligenz aus, denn durch ihr handwerkliches Können. Populäre Personen wie Adlige, Künstler, Politiker oder Gelehrte; sie alle strebten Mitgliedschaft und Führungspositionen in den Logen an. Die Zahl der Berufsfremden nahm im Lauf der Zeit zu, und eine mehr oder minder nichthandwerkliche Elite übernahm schließlich die Leitung der Freimaurer-Vereinigung.
Die Gründung der englischen Mutterloge und die Logen-Verbreitung in die ganze Welt
Schließlich schlossen sich im Jahre 1717 vier englische Logen zur Großloge von England zusammen, die bis zum heutigen Tag als die Mutterloge aller übrigen gilt. Von England aus gelangten zahlreiche Tochter-Logen auf den Kontinent und in die Kolonien.
Heute gibt es nach wie vor Freimaurer-Vereinigungen in der ganzen Welt, besonders stark vertreten sind sie in England und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ihre Mitgliederzahl geht weltweit in die Hunderttausende.