Die Olympischen Spiele – ausgetragen als Olympische Sommer- und Winterspiele – dienen in ihrem Kern der Verständigung der Völker rund um den Erdball. Das zumindest war die Idee, als die Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 ins Leben gerufen wurden. Aber auch im antiken Griechenland stand diese Idee schon Pate, natürlich neben dem eigentlichen Sinn, der Verehrung der griechischen Gottheiten. Heute dienen die alle vier Jahre im Wechsel stattfindenden Sommer- beziehungsweise Winterspiele auch als Plattform für politische Interessen. Stichwort: olympische Boykotte. Für die Wirtschaft sind sie ein höchst lukrativer Markt. Und für die Gastgeberstädte und -länder bieten sie eine prestigeträchtige Gelegenheit, sich der Welt zu präsentieren und für sich zu werben. Mit dem Einzug der modernen Kommunikationsmöglichkeiten der letzten zwei, drei Jahrzehnte sind die olympischen Wettkämpfe mehr denn je dem Wandel der Zeitunterworfen. Andererseits machen die modernen Kommunikationsformen die Völkerverständigung auf eine leichte und effektive Art und Weise möglich.
Die Sportwettkämpfe der Antike
Man unterteilt die Olympischen Spiele in die der Neuzeit (ab 1896) und in die des antiken Griechenlands. Über die Entstehung der Spiele im antiken Griechenland herrscht keine Übereinstimmung. Griechische Mythen erklärten sowohl Herakles (Sohn des höchsten Gottes Zeus und der irdischen Alkmene) als auch Pelops (Sohn des phrygischen Königs Tantalos) zu ihren Begründern. Aufgrund neuerer Forschungen ist anzunehmen, dass die Spiele auf kultische Feste zu Ehren Rheas, der Mutter Zeus, zurückgehen.
Anfänglich gab es als einzige Sportart nur den Wettlauf mit exakt 192,27 Meter, der Distanz des Stadions. Zugelassen waren nur Männer, keine Frauen. Die Wettkämpfer mussten Vollbürger sein, ohne Blutschuld und von ehrlicher Geburt. Der Sieger – einen zweiten oder dritten Platz gab es nicht – erhielt einen Siegeskranz aus Olivenzweigen und durfte das Feuer auf dem Altar vor dem Zeus-Tempel entzünden, was eine große Ehrungdarstellte. Im Innern des Tempels des höchsten Gottes Zeus befand sich die Zeus-Statue des Phidias – sie galt als eines der sieben antiken Weltwunder. Das antike Olympia – gelegen im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes – bestand aus der Altis (heiliger Hain) und den angrenzenden Sportstätten und war circa 30 Hektar groß. Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt wahrscheinlich im 2. Jahrtausend v. Chr.
Die Wettkämpfe fanden alle vier Jahre immer beim ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende statt und waren religiöse Feste mit einem reichhaltigen Beiprogramm. Den Zeitraum zwischen zwei Spielen nannte man Olympiade. Heute bezeichnet der Begriff fälschlicherweise die Spiele selbst. Aus heutiger Sicht waren die antiken Spiele recht brutal. Die Teilnehmer der klassischen Kampfsportarten (Boxen, Ringen, Stockfechten, Pankration) mussten mit dem Tod rechnen. Es kam sogar vor, dass Kämpfer für ihr Durchhalten zum Sieger erklärt wurden, nachdem ihr Tod im Kampf festgestellt wurde. Eine Niederlage, selbst der zweite oder dritte Platz galt als Schmach.
Von den antiken zu den Spielen der Neuzeit
Mit der aufkommenden Weltmacht der Römer ging es zu Ende mit den antiken Wettkämpfen. Als die Römer um das Jahr 148 v. Chr. Griechenland eroberten, verloren die Wettkämpfe ihren ursprünglichen Charakter. Nun war es auch nichtgriechischen Athleten gestattet, an den Wettkämpfen teilzunehmen. Es wird angenommen, dass die Spiele letztmalig 393 n. Chr. ausgetragen wurden. Der römische Kaiser Theodosius I. verbot die in seinen Augen „heidnischen Zeremonien“. Er selbst war Christ und hatte mit heidnischen Göttern nichts im Sinn. Sein Enkel, Theodosius II., ließ 30 Jahre später alle griechischen Tempel zerstören. Die sportlichen Wettkämpfe gerieten in Vergessenheit, für eine lange, lange Zeit.
Im Jahre 1896 wurden die Olympischen Spiele der Neuzeit ausgerufen. Sie sollten der Völkerverständigung dienen, und die „Jugend der Welt“ sollte sich bei sportlichen Wettkämpfen messen und nicht auf den Schlachtfeldern bekämpfen. Der Franzose Pierre de Coubertin präsentierte seine Idee von der Wiedereinführung der Olympischen Spiele auf einem Kongress 1894 in der Sorbonne in Paris. Der Kongress ging in die Geschichte ein als erster Olympischer Kongress. Die international ausgerichteten Teilnehmer beschlossen, dass die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen stattinden sollten. Um die Spiele in die Wege zu leiten, wurde das Internationale Olympische Komitee, kurz IOC, gegründet. Die olympische Flagge entstand dann 1913, entworfen von Coubertin. Die fünf Ringe stellen die fünf Kontinente dar. Die Verbundenheit zwischen den Kontinenten, Völkern und Menschen soll in der Symbolik der Ringe zum Ausdruck gebracht werden. Völkerverständigung – dazu dienen die Olympischen Spiele im Kern bis heute.